TikTok-Verbot: Folgt nach Indien die USA? Was bedeutet das für uns?

Herzlich Willkommen im Netz! TikTok zählt vor allem bei Jugendlichen auch hier in Deutschland zu den beliebtesten Apps, doch in den USA und Indien steht sie gerade heftig in der Kritik. Wir blicken hinter den ganzen Trubel und schauen auf mögliche Folgen.

Wer hätte gedacht, das in der westlichen Welt einmal darüber nachgedacht wird, eines der beliebtesten Sozialen Netzwerke in der eigenen Bevölkerung zu verbieten und abzuschalten. TikTok spaltet die Gemüter. Denn anders als hinter anderen großen Namen, wie Facebook, Twitter oder YouTube, im Geschäft um die Aufmerksamkeit (und Daten) der Leute steckt hinter TikTok kein US-Konzern sondern der chinesische Entwickler Bytedance. Tiktok ist der erste globale Erfolg einer chinesischen App. Knapp eine Milliarde aktive Nutzer zählt die Plattform inzwischen. Auch in Deutschland ist sie populär. So gibt statista an, dass der Dienst inzwischen von knapp 1,8 Millionen aktiven Accounts genutzt wird, allein über Apples Betriebssystem iOS. In den USA sind es über 30 Millionen aktive Nutzer. Gut zwei Drittel der Mitglieder sind zwischen 16 und 24 Jahre alt.

Die hohe Reichweite, die die chinesische App bereits erreicht hat, und das schnelle Wachstum ist vielen in der Welt ein Dorn im Auge geworden. Denn TikTok ist den chinesischen Gesetzen unterworfen. Zwar beteuert das Unternehmen, dass keine Kundendaten an den chinesischen Staat weitergegeben werden, dennoch ist die rechtliche Lage eindeutig und ein scheinbar zu hohes Risiko für Staaten wie Indien und die USA. Denn sehen Behörden die nationale Sicherheit bedroht, erlaubt ihnen das chinesische Nachrichtendienstgesetz, Firmen und Einzelpersonen zur Kooperation zu zwingen und Geheimhaltung anzuordnen.

Nachdem Indien in Folge eines Grenzkonfliktes im Himalaya das Netzwerk bereits verboten hat, überlegt auch die USA den chinesischen Dienst auf den Index zu setzen. Unrealistisch scheint dieses Szenario nicht,. Dass die Vereinigten Staaten bereit sind, so weit zu gehen, zeigt ihr Verhalten in Bezug auf Huawei und andere chinesische Technikhersteller. Seit über einem Jahr, darf der Smartphone-Hersteller nicht auf amerikanische Technologien zurückgreifen und muss ohne Android oder Google-Dienste auskommen. Vom 5G-Mobilfunknetzausbau ist Huawei ebenfalls ausgeschlossen. Auf dem westlichen Markt tut sich der Hersteller seitdem schwer.

Noch am Montagabend drohte US-Außenminister Mike Pompeo mit einem Verbot von Social-Media-Apps aus China. "Es ist etwas, das wir uns anschauen", sagte Pompeo dem Sender Fox News. Ob die Zuschauer denn Tiktok nutzen sollten, fragte die Moderatorin. Pompeo antwortete: "Nur wenn Sie wollen, dass Ihre privaten Daten in Händen der Kommunistischen Partei Chinas landen."

Alternative Instagram: Die doppelte Gefahr für TikTok


In Indien sind die Folgen für junge Videomacher bereits zu spüren. Es herrscht Frust unter Millionen Fans, die Tiktok dort nicht mehr nutzen können. Sollte das Verbot in den USA folgen, könnte es indirekt auch die Nutzung in Deutschland beeinflussen. Denn selbst wenn die App in Europa weiterhin verfügbar wäre, wäre sie für das Publikum hier wohl deutlich weniger attraktiv - nicht zuletzt, weil einige der in Europa erfolgreichsten TikTok-Macher aus den USA stammen. Es liegt nahe, dass viele der größten Namen auf TikTok auf eine neue oder bereits existierende Plattform wechseln würden - ein solcher Aderlass könnte für TikTok dann schnell gefährlich werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert: Als 2016 die Video-App Vine eingestellt wurde, wechselten Vine-Stars wie Jake Paul zu YouTube und erreichten dort ein noch größeres Publikum.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Konkurrenz die Beliebtheit und das Alleinstellungsmerkmal von TikTok bereits auf dem Schirm hat. Denn der Dienst ist mit seinen kurzen mit Musik hinterlegten Videoschnipsel berühmt geworden. Seit neuestem bietet Instagram mit “Reels” eine nahezu identische Funktion an. Der Fokus liegt bei Instagram zwar nicht rein auf diesem Feature, dennoch hat der Dienst von Facebook bereits bewiesen, wie stark es darin ist, die beliebtesten Funktionen der Konkurrenz zu übernehmen und zu verbessern, um so die junge Generation fast ausschließlich auf ihrem Netzwerk zu halten. Man denke einmal an die Story-Funktion, die klar von Konkurrent Snapchat übernommen wurde und inzwischen fast genauso wichtig wie der klassische Feed für die Nutzer ist. Sollte “Reels” weiter ausgebaut werden, stellt sich sicher für viele Nutzer auch ohne Verbot schnell die Frage, wofür sie TikTok noch brauchen.

Lidl-Spot erobert die YouTube-Trends


Dass ein Werbespot auf dem Treppchen der YouTube-Trends in Deutschland steht kommt nicht selten vor. Die Marketingabteilung von Lidl kann sich daher auf die Schulter klopfen. Denn zumindest für Aufmerksamkeit haben sie mit dem neuen Spot gesorgt. Innerhalb von weniger als 48 Stunden wurde eine siebenstellige Klickzahl erreicht. Am Donnerstag kletterte das Video bis auf Platz drei der Trends. In den Kommentaren wird vor allem der recht offensichtliche Seitenhieb auf Discounter-Konkurrent Aldi gefeiert.



Im Schneewittchen-Stil tönt man damit, dass all die anderen Märchen erzählen. Der Spiegel an der Wand behauptet natürlich, Lidl habe ohne Zweifel die niedrigsten Preise. Simple Werbung mit frechem Ton, ein Erfolgsrezept für den Discounter im Netz.
12.07.2020 11:30 Uhr  •  Niklas Spitz Kurz-URL: qmde.de/119724