«Naruto»: Von einem Ninja, der Anime-Deutschland nachhaltig geprägt hat

Weder ein Senderwechsel noch längere Pausen zwischen einzelnen Erstausstrahlungsblöcken haben der Erfolgsgeschichte von Naruto Uzumaki im deutschen Fernsehen einen Abbruch getan. Doch weshalb haben eigentlich so viele dem Nudelsuppenliebhaber über all die Jahre die Treue gehalten?

Es gibt einige Titel, denen es zu verdanken ist, dass die Genrefarbe Anime hierzulande wie auch weltweit im Jahre 2020 kurz davorsteht, endgültig den Sprung aus der Nische in den Mainstream zu schaffen – wenn es ihr nicht vielleicht sogar schon gelungen ist. Dazu gehören: «Sailor Moon», «Pokémon», «Digimon», «Dragonball Z», «Detektiv Conan», «One Piece» oder eben «Naruto». Letztere Serie feierte 2006 ihr deutsches TV-Debüt auf RTLZWEI, bei dem Sender also, auf dem auch all die anderen aufgelisteten Formate lange beheimatet gewesen und (mit Ausnahme der erstgenannten Produktion, deren erste Staffel zuvor bereits im ZDF zu sehen war) dort denjenigen, deren Begeisterung für gezeichnete Abenteuer aus Japan bis heute Bestand hat, überdies erstmals im Nachmittagsprogramm der späten 90er und frühen 2000er begegnet sind.

Ähnlich wie bei «Dragonball» und «Dragonball Z» (und den weiteren Franchiseablegern) machten die Verantwortlichen bei «Naruto» durch den Zusatz „Shippuden“ deutlich, dass man zwar die Urgeschichte weitererzählte, jedoch von nun an den Protagonisten (nach einem Zeitsprung) als (jungen) Erwachsenen begleitete, was logischerweise auch Auswirkungen auf die Handlung hatte. Diese zeichnete zwar schon von Anfang an aus, neben vielen humorvollen Momenten, auch mit ernsteren oder düsteren aufzuwarten, doch deren Frequenz wurde nach diesem „Cut“ nochmals deutlich erhöht. Insgesamt wurde es tiefgründiger, tragischer und oftmals schwang eine gewisse Melancholie mit. Diesem Tonalitätsgemisch ist es unter anderem sicherlich zu verdanken, dass sich der Anime spürbar von der breiten Masse abhebt. Durch seine wahnsinnige Popularität mag er faktisch längst in dem angesprochenen Mainstream fest verankert sein, rein inhaltlich gäbe es aber genug Gründe ihn eher in der ebenfalls erwähnten Nische zu vermuten, was selbstredend hochgradig spannend und gleichsam erklärungsbedürftig ist.

Wie bei den meisten anderen erfolgreichen Genrevertretern basieren auch die Auszüge aus dem Leben des bekennenden Nudelsuppenliebhabers auf einem Manga. In Japan ist es üblich, dass vor allem Reihen, die von Beginn an als Langzeitprojekt geplant sind, kapitelweise in Magazinen erscheinen. «Naruto» etwa war ab 1999 ein fester Bestandteil des äußerst beliebten „Weekly Shōnen Jump“, in dem auch einst Son-Gokus legendärste Kämpfe und Ruffys kuriose Seereisen zu finden waren respektive noch immer zu finden sind. Der kreative Kopf, der diesen so komplexen und trotzdem in sich so unglaublich stimmigen Kosmos ersonnen hat, ist Masashi Kishimoto.

Zugegeben, wie bei „Longrunnern“ üblich, kommt auch dieser nicht ohne Filler-Folgen aus, die es braucht, damit der Mangaka ausreichend Zeit hat, um seine Ideen zu Papier bringen zu können. An ebendiesen stören sich allerdings zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer, da sie zumeist qualitativ nicht einmal ansatzweise an die Hauptstorylines heranreichen würden. So lautet zumindest ein häufig angebrachter Vorwurf, der jedoch – wie das nun einmal mit Vorwürfen so ist – bei Weitem nicht immer auf Kenntnis der Materie beruht, sondern in der Regel schlicht ein gängiges Vorurteil ist, auf das man sich beruft, weil es die Mehrheit ebenfalls tut – ähnliches gilt übrigens auch für die diversen Movies. Was stimmt, ist, dass man kein Manga-Leser beziehungsweise keine Manga-Leserin sein muss, um zu erkennen, wann ein Mini-Arc einsetzt, der einzig und alleine deshalb existiert, weil man sonst zu nahe an den Stand der zu adaptierenden Vorlage herankommen würde. Und ja, auch die „Zwischenspiele“ selbst sind qualitativ nicht alle auf einem Level, aber das bedeutet keineswegs, dass sie deswegen automatisch schlecht sind.


Klar, wer die Welt der Panels als Maßstab anführt, dem geht jede Form von Kritik leicht von der Hand, weil diese eben extrem organisch anmutet und man beim Lesen konsequent das Gefühl hat, dass alles, was geschieht, einem großen Plan folgt. Doch denjenigen könnte man auch entgegnen, dass durch die zusätzlich eingebauten Episoden die Spannung gesteigert wird. Tatsächlich ist es so, dass in «Naruto» und noch mehr in «Naruto Shippuden» einzelne Handlungsbögen stets mit einem echten Höhepunkt enden, der seinerseits den Startpunkt des nächsten Arcs markiert, welcher wiederum seinerseits ebenfalls mit einem absoluten Highlight enden wird usw. Das Interessante: Kishimoto ist es im Prinzip bis zum Schluss gelungen, auf bereits äußerst epische Szenen wieder und wieder noch epischere folgen zu lassen, ohne dass man dabei je den Eindruck hatte, irgendeines der präsentierten Szenarien schon zu kennen – und das ist vor allem bei Shōnen-Titeln eher die Ausnahme.



Daher ist es – gerade aus dramaturgischen Gründen – im Falle der Bewegtbildumsetzung nicht nur plausibel, sondern auch mit einem gewissen Mehrwert für das Publikum verbunden, wenn den Machern etwas mehr Spielraum zur Verfügung steht: Diesen nutzen sie beispielsweise, um in die Vergangenheit der Haupt- und insbesondere auch in die der Nebenfiguren zu blicken, wodurch diese mitunter noch nahbarer erscheinen. Außerdem bietet dieses „Innehalten“ ebenfalls die Möglichkeit, einmal nach links und rechts zu schauen und zu sehen, was sich parallel zur Haupthandlung ereignet. Dies führt dazu, dass dieses Universum noch plastischer wirkt und die unzähligen Details noch mehr auffallen.

„Details“ ist allerdings ohnehin das richtige Stichwort, denn dieser letzte Punkt ist ohne Frage entscheidend dafür verantwortlich, dass dieses Franchise innerhalb kürzester Zeit zu den ganz großen seiner Zunft aufschließen konnte. Rückblickend betrachtet hat es sich nämlich als besonders klug erwiesen, diese Komplexität nicht direkt in den Vordergrund zu stellen. Neue Schauplätze werden in der Regel nach und nach eingeführt und oftmals durch neue Charaktere bereits lange, bevor sie erstmals zu sehen sind, angeteasert. Man entdeckt im Prinzip gemeinsam mit Protagonistinnen und Protagonisten Gegenden, die bis dato noch nicht oder nur kurz thematisiert worden sind, und zwar dann, wenn es die Geschichte erfordert. Auf diese Weise fühlten sich die „Aufnahmen“ von Häusern, Wegen und Landschaften schnell vertraut an. Manche Orte standen oft im Mittelpunkt, andere nur gelegentlich, doch diese Vertrautheit hat selbstverständlich nicht nur mit den unterschiedlichen Lokalitäten zu tun, sondern primär mit denen, die sich, stellvertretend für uns, dort bewegen und uns im übertragenen Sinne an die Hand nehmen.



Und natürlich muss spätestens jetzt der Name Naruto Uzumaki fallen. Der Waisenjunge, der (anfangs) nicht immer leicht von Begriff ist, seinem Umfeld nicht selten gewaltig auf die Nerven geht, jedoch über ein riesiges Herz und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügt. Und dessen größter Traum es ist, eines Tages Hokage zu werden. Diesen Titel trägt das jeweilige Oberhaupt des Dorfes Konohagakure. Bald wird die Information nachgereicht, dass noch vier weitere wichtige Ninja-Dörfer (Sunagakure, Kirigakure, Kumogakure und Iwagakure) existieren, die von vier weiteren Kage (Kazekage, Mizukage, Raikage und Tsuchikage) geführt werden. An diesem Beispiel lässt sich gut verdeutlichen, wie Kishimoto vorgeht: Der ganz junge Naruto, der gemeinsam mit vielen anderen angehenden Ninjas an der Akademie ausgebildet wird, hat besagten Traum, wir erfahren davon, bekommen eine erste Ahnung, was damit gemeint ist, und lernen später schließlich den dritten Hokage kennen, der – so viel sei verraten – nicht der letzte sein wird, den wir in Aktion erleben.

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Dieser wiederum ist der Großvater von Konohamaru, einem kleinen Jungen, der nicht nur als Enkel des weisen Hiruzen Sarutobi wahrgenommen werden will und dessen Vorbild Naruto ist. Dessen Onkel Asuma zeichnet hingegen für eines der sogenannten „Teams“ verantwortlich, von denen ebenfalls diverse im weiteren Verlauf des Geschehens eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Diese bestehen stets aus je drei Ninjas in Ausbildung, die die Akademie erfolgreich abgeschlossen haben und von da an den Rang eines Genins innehaben, sowie einem Jōnin (ein Elitekämpfer), besagtem Ausbilder. Dieser fördert und fordert seine Schützlinge, betraut sie mit Aufträgen sowie ersten kleinen Missionen.

Zunächst liegt der Fokus (nachvollziehbarerweise) in erster Linie auf Team 7, das von Kakashi Hatake geleitet wird. Bei seinen Schützlingen handelt es sich um Sakura Haruno, Sasuke Uchiha und – wie sollte es auch anders sein? – Naruto. Wer nun aber meint, alles drehe sich vornehmlich um Letztgenannten, der irrt. Es stimmt, dass das Leben des Blondschopfes mit einer Schwäche für orangene Outfits innerhalb der Erzählung zweifellos am meisten Raum einnimmt. Da er allerdings sehr früh erstmals auf den Rest des angesprochenen Quartetts trifft und alle drei maßgeblich (bewusst oder unbewusst) Einfluss auf seine persönliche Entwicklung nehmen, erhalten sie ebenfalls enorm viel Screentime. Und damit zahllose Chancen, um sich in unsere Herzen zu „spielen“. Schon früh ist erkennbar, dass einer der größten Vorzüge des Anime die riesige Vielfalt an unterschiedlichen Persönlichkeiten, die wir im Laufe der Zeit kennenlernen, ist. Es fehlen die „Abziehbilder“, die „Austauschbaren".

Und dies hängt unmittelbar mit der Art, wie uns die animierten Ereignisse präsentiert werden, respektive mit der Struktur des Ganzen zusammen. Diese wird, wie gesagt, hauptsächlich von der Ausbildung der jungen Shinobi bestimmt. So werden wir automatisch Zeuge ihres Reifeprozesses und wissen daher später auch, wer oder was sie in besonderem Maße geprägt hat. Und weil man so verfährt, kommt es vollkommen automatisch dazu, dass man sich eben nicht ausschließlich auf den titelgebenden Protagonisten oder die drei anderen zentralen Figuren konzentriert, wodurch es den gebannt vor den Bildschirmen Sitzenden eigentlich erst so richtig ermöglicht wird, auch vermeintliche Neben- oder temporäre Hauptcharaktere in ihr Herz zu schließen. Durch das längere Verweilen bei bestimmten Teams oder längere Rückblicke fühlt es sich gelegentlich beinahe so an, als würde man sich eine andere Serie anschauen, und das ist im Grunde das größte Kompliment, das man den Kreativen machen kann. Auch tonal wird einem eine nicht alltägliche Bandbreite geboten. Dieses Format versteht es, wie erwähnt, heitere, berührende, lustige, dramatische und tragische Momente sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Ein Umstand, der einen angesichts der zuvor aufgeführten Aspekte jedoch nicht verwundern sollte.



Die Stunden, die man etwa mit den verschiedenen Teams verbringt, führen fast zwangsläufig dazu, dass man sich mit einigen der Nachwuchshoffnungen Konohas sehr verbunden fühlt, das Identifikationspotenzial ist von Anfang an groß und bleibt es bis zum Schluss, da man mit den Dorfbewohnern mitwächst – und mitverfolgen kann, wie aus Freunden Familie wird. Dies war in Japan nicht anders als in Deutschland oder überall sonst auf dem Globus. Dies lässt sich (auf die Situation hierzulande bezogen) eventuell sogar noch etwas besser nachvollziehen, wenn man sich ausnahmsweise auf den Manga statt auf den Anime bezieht. Während die „Bewegtbild-Anhänger" nämlich mehrfach mit längeren Pausen leben und auf „Staffelnachschub“ warten mussten, wurden die insgesamt 72 Bände in regelmäßigen Abständen zwischen 2003 und 2016 veröffentlicht. Und in einem Zeitraum von 13 Jahren passiert in einem Leben bekanntlich eine Menge. Zumal es für Anime-Deutschland sehr wichtige waren: «Naruto» wie auch «One Piece» und (mit Abstrichen) das ohnehin eine Sonderstellung einnehmende «Pokémon» ist es schließlich mithilfe von zum Beispiel ProSieben Maxx gelungen, die neueste Welle der Begeisterung für gezeichnete Abenteuer aus Japan mitauszulösen, „Neueinsteiger“ für die Genrefarbe zu begeistern und solche wieder an ihre „alte Liebe“ zu erinnern, die man durch die zwischenzeitlich fehlende TV-Präsenz verloren hatte.

Auf die im Zentrum dieses Beitrags stehende Serie bezogen muss in diesem Zusammenhang nun dann deshalb auch auf das Salz in der (Nudel-)Suppe eingegangen werden: die Antagonisten. Auch diese tauchen zu 90% nicht einfach auf und tun Böses, weil sie eben böse sind. Die Hauptgegenspieler sind vielmehr überwiegend abtrünnige Ninjas (#akatsukilaesstgruessen), die wunderbar vielschichtig angelegt sind, was sie um ein Vielfaches interessanter macht als jeden „0815-Ich-vernichte-den-Planeten-weil-ich-es-kann-Bösewicht“. Darüber hinaus haben einige von ihnen bereits sehr früh ihren ersten Auftritt, obwohl ihre große Stunde erst wesentlich später schlägt. Auf diese Weise wird uns immer wieder klargemacht, dass sich abseits von alledem, was wir unmittelbar mitbekommen, ebenfalls viel im Verborgenen abspielt und dass wir nie vollkommen sicher sein können, dass die Dinge auch so sind, wie sie scheinen.


Auch und gerade durch die Feinde kommen darüber hinaus in schöner Regelmäßigkeit Informationen aus der Vergangenheit ans Licht, die dazu beitragen, dass das Publikum mehr und mehr die großen Zusammenhänge verstehen kann. Nicht selten wird auch ein und dieselbe Begebenheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, wodurch es den Zuschauerinnen und Zuschauern noch schwerer gemacht wird, sich vollumfänglich auf eine Seite zu schlagen. Es dominieren eindeutig die Grautöne und nicht Schwarz oder Weiß. Der größter Vorzug der „Schurken“ besteht allerdings eindeutig darin, dass ihre Motive so verschieden sind und ihre Fähigkeiten sowieso. Es taucht nicht einfach nur der nächste noch stärkere Gegner auf, sondern ein ganz bestimmter zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, der auch nicht immer direkt (manchmal auch gar nicht) gegen Naruto antritt – und dafür gibt es meist auch plausible Gründe. Zudem ist diese Tatsache ein weiterer Beleg dafür, dass es sich bei diesem Anime um alles, aber um keine „One-Ninja-Show“ handelt. Einige der epischsten Gefechte finden ohne den jungen Mann statt, dessen enorme Kräfte im Übrigen mit seinem anfänglichen Außenseitertum zu tun haben, und enden für einzelne Kombattanten auch tödlich.



Überhaupt muss bei den Stichworten „Kämpfe“ und „Kräfte“ noch Erwähnung finden, dass auch „die Guten“ sehr unterschiedliche Talente und Begabungen besitzen: Manche sind etwa herausragende Strategen, andere werden Experten in Sachen Heilkunde und wieder andere sind die geborenen Anführer. Will heißen: Die Ausbildung all dieser zunächst ungeschliffenen Rohdiamanten hautnah mitzuerleben, ist gerade auch deshalb so reizvoll, weil ihre Ausbilder (die auch zwischendurch wechseln) sich einerseits sehr auf das Fördern der Stärken ihrer Schützlinge konzentrieren, sie jedoch gleichzeitig andererseits auch immer wieder mit ihren Schwächen konfrontieren und ihnen nie zugestehen, es sich in ihrer Komfortzone zu bequem zu machen. Beides hat aber dieselbe Ursache: Diese Lehrer wollen nur das Beste für ihre Schüler – und das eint sie alle, so sehr sich ihre Methoden auch unterscheiden mögen. Die Erfahrung, dass diese Bemühungen nicht automatisch zum gewünschten Resultat führen, muss ausgerechnet Kakachi machen, denn er hat den personfizierten „Grauton" in seinem Team: Sasuke Uchiha.

Insbesondere «Naruto Shippuden» platzt beinahe vor facettenreichen Charakteren, und wenn man die Anhänger nach dem facettenreichsten fragen würde, hätte der Shinobi, der lange seinen ehemaligem Teamkameraden in vielerlei Hinsicht deutlich in den Schatten stellt, wohl gute Chancen, am häufigsten genannt zu werden. Weder Naruto noch er hatten eine leichte Kindheit und dennoch bleibt Ersterer ein durch und durch positiv denkender, häufig lachender Mensch, während Sasuke mehr und mehr zum Zweifler und Haderer wird, der selten bis nie lächelt und sich immer mehr in einer selbstgeschaffenen Dunkelheit zu verlieren droht. Dabei spielt seine extrem schwierige Beziehung zu seiner Familie (in erster Linie die zu seinem Bruder Itachi) ebenso eine Rolle wie sein geradezu krankhafter Ehrgeiz, der ihn sogar (mehrmals) einen Pakt mit dem „Teufel“ eingehen lässt. Doch trotz all seiner Verfehlungen weigern sich vor allem Naruto und Sakura, ihn aufzugeben. Dass Kishimoto das Pendel überdurchschnittlich lange in keine Richtung ausschlagen lässt, dürfte sehr im Sinne der Fans sein. Sasuke ist das personifizierte Nicht-Gleichgewicht in einer Welt, die eigentlich sehr geordnet daherkommt, obwohl sie ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Dafür steht auch all das nicht wirklich Greifbare, das Teil dieser „Naruto-Mythologie“ ist wie etwa das Chakra (eine spezielle Form körpereigener Energie) jedes Einzelnen, die Jutsus (Kampftechniken, für die man häufig Chakra benötigt) oder die Bijuu-Geister, auf die aus Spoiler-Gründen nicht näher eingegangen werden kann.



Und so lässt sich abschließend festhalten, dass alle, die sich an einer klug durchkomponierten Story sowie an mehr als nur einer Handvoll interessanter Figuren erfreuen wollen, die bereit sind, sich in ein fiktives Universum hineinziehen zu lassen, in dem es mehr als einmal so aussieht, als würde die Hoffnung tatsächlich sterben, die fantastische Opening-Songs zu schätzen wissen und bei nicht einer der insgesamt 720 Folgen das Intro überspringen würden und einfach alle, denen nach Abwechslung und Tiefgang ist, bei «Naruto» respektive «Naruto Shippuden» zweifellos auf ihre Kosten kommen – zumal mittlerweile mit «Boruto: Naruto Next Generations», ein (nicht unumstrittenes) Spin-off existiert, doch davon mehr in einer anderen Geschichte.

Zahlreiche Staffeln von «Naruto» respektive «Naruto Shippuden» sind aktuell auf TV Now, Netflix und Crunchyroll verfügbar.



30.05.2020 10:30 Uhr  •  Florian Kaiser Kurz-URL: qmde.de/118713