Nach einer zweijährigen Durststrecke ist «Snowpiercer» endlich als Serie bei Netflix angelaufen – und hat von Anfang an mit den Tücken des seriellen Erzählens zu kämpfen.
Die Grundlagen der Eiswelt der Zukunft werden dem Zuschauer in einem kurzen, animierten Comicstrip an die Hand gegeben, der ansprechend umgesetzt ist und in einer Liveactionszene mündet. Verzweifelte und verängstigte Menschen stürmen ohne Rücksicht auf Verluste die hinteren Waggons der Schienen-Arche, um dem sicheren Kältetod zu entgegen. Hunderte gelangen zwar in den Zug, werden aber seitdem wie Vieh zusammengepfercht, geprügelt, gedemütigt und versklavt. Kein Wunder also, dass es unter den „Tailies“ genannten Mitreisenden brodelt. Leider hat es sich an dieser Stelle im Grunde auch schon mit den Innovationen. Die folgenden Minuten laufen fast identisch zu denen des Films ab und auch optisch hat sich nicht allzu viel verändert. Sowohl die Sets, als auch die Kostüme und sogar die Dialoge wirken wie ein mäßig geglückter Neuaufguss des Films. Da hat es die Serienumsetzung des SciFi-Klassikers «12 Monkeys» 2015 wesentlich besser geschafft, den Filmstoff in ein vollkommen neues inhaltliches uns visuelles Gewand zu kleiden. 
Es ist nicht so, dass «Snowpiercer» optisch nicht grundsolide Serienkost liefern würde. Die einzelnen Zugabschnitte sind durchaus ansprechend und abwechslungsreich anzusehen. Die Eleganz der ersten Klasse, die von Royals, ehemaligen Industriemagnaten und anderen Superreichen belegt wird, hebt sich dramatisch von den dunklen Viehwaggons ab, in denen es vor Dreck starrt und in denen die Menschen sich von eklig schwarzen Proteinballen und Ratten ernähren. Die Dekadenz der Elite wird sogar noch auf die Spitze getrieben, wenn sich eine elegant gekleidete Dame darüber beschwert, dass ihre adeligen Nachbarn in der Sauna singen würden. In solchen Augenblicken blitzt für einen kurzen Moment der kritische Ansatz des Originals auf, der in seiner Machart ein wenig an die viel zu früh abgesetzte SYFY-Serie «Ascension» erinnert.
Fazit: «Snowpiercer» ist solide in Szene gesetzt, keine Frage. Motivierte Schauspieler, das gelungene, optisch ansprechende Setting und die routinierte Kameraführung bieten eigentlich die besten Voraussetzungen für ein spannendes Serienevent. Die langweilige Inszenierung bremst den anfänglichen Enthusiasmus jedoch viel zu schnell aus und lässt keine echte Spannung aufkommen. Zudem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als würde auch diese Story letzten Endes in einem mehr oder weniger glaubwürdigen Komplott kulminieren, an dessen Ende sich Layton zum Führer der Revolution aufschwingt. Die Frage ist, was der Writers Room daraus macht und ob der Stoff genug Spannung bietet, um den Zuschauer auf Dauer bei der Stange zu halten. Bislang schöpft «Snowpiercer» sein offensichtliches Potential jedenfalls nicht annähernd aus und fällt eher in die Kategorie „kann man mal gesehen haben, muss man aber nicht.“