Hierzulande gehört die britische Crime-Serie «The Five» nicht unbedingt zu den bekanntesten TV-Formaten der letzten Zeit. Sehr fatal, angesichts der Qualität!
Als Kinder sind Mark (Tom Cullen), Pru (Sarah Solemani), Danny (O.T. Fagbenle) und Slade (Lee Ingleby) unzertrennlich. Die vier Freunde sind zwölf Jahre alt, als sie im Park spielen und Marks kleiner Bruder Jesse ihnen folgt. Genervt von dem Fünfjährigen schicken sie ihn weg, ohne zu ahnen, dass sie ihn nie wieder sehen werden. Jesse rennt fort und taucht nie wieder auf. 20 Jahre später ermittelt Danny, mittlerweile Polizist, in einem Mordfall und bekommt eine schockierende Nachricht: Jesses DNA wurde am Tatort gefunden. Bedeutet das, dass Jesse lebt? Oder treibt da Jemand ein gemeines Spiel mit den Freunden, die sich anlässlich der Nachricht erstmals nach zwei Jahrzehnten wieder treffen?
«The Five» umfasst insgesamt zehn Episoden à 45 Minuten und zeichnet sich insbesondere durch seine vielen aufsehenerregenden Wendungen aus. Dabei entgehen die Autoren (neben Harlan Coben arbeiteten auch Namen wie Daniel Brocklehurst, Mick Ford, John Jackson und Dan Sefton an einzelnen Folgen) der Gefahr, aus ihrem Format eine Art One-Trick-Pony zu machen, gekonnt. Indem sie die vielen Plottwists um komplexe Figuren und damit einhergehende Charakterdramen aneignen. Jede von ihnen durchlebt im Laufe der 450 Serienminuten ihre eigenen Lebensgeschichten mit vielen Schicksalsschlägen, aber auch schönen Momenten der Intimität und Freundschaft. Trotzdem dominiert «The Five» eine zwischen Melancholie und Bedrohlichkeit changierende Düsternis, die ähnlich der gefeierten Crime-Show «True Detective» immer auch die Möglichkeit offenlässt, all das erhalte am Ende vielleicht doch eine übernatürliche Erklärung.
Ebenfalls Punkte sammelt «The Five» durch seinen mitunter sehr bissigen Humor. Die Verantwortlichen behalten zwar den Fokus auf die ernsten Ermittlungen bei und ziehen dabei immer wieder Rückschlüsse auf Geschehnisse in der Vergangenheit. Doch um größtmögliche Authentizität zu wahren, erlauben sich die Figuren auch hier und da süffisante Kommentare, vereinzelt sogar kleine Gags. Das wirkt nie gezwungen, sondern nur der Glaubhaftigkeit dienlich. Nicht zuletzt, weil die Chemie innerhalb des Casts zwar der Handlung entsprechend Schwankungen unterworfen ist, die Darsteller diese aber hervorragend nachvollziehbar an das Publikum herantragen. Umrahmt von einer exzellenten handwerklichen Aufmachung (Regie: Mark Tonderai, «House at the End of the Street») ergibt «The Five» einen Serien-Geheimtipp, den so garantiert niemand auf der Uhr hat, der aber unbedingt einer größeren Aufmerksamkeit bedarf.