Gähnende Langeweile in Stockholm: Die achtteilige Schwedenkrimi-Miniserie «Hidden Agenda» versucht, sich mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo vom Mainstream abzuheben – und scheitert dabei grandios.
Schon die Prämisse an sich entbehrt jeder Grundlage und stellt ein riesiges Logikloch dar, dass sich zumindest in den ersten beiden Teilen der Miniserie kaum stopfen lässt. Die Story scheitert bereits an einer banalen Frage: Warum lässt sich eine große Stockholmer Wirtschaftskanzlei mit der Aufklärung eines Vermissten-, vielleicht sogar Entführungsfalls beauftragen? Die Erklärung, dass der Auftraggeber ein großer Mandant ist und die Polizei nicht einschalten möchte, erscheint doch sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Und wenn man diese Kröte schon schluckt, warum wird der Fall dann ausgerechnet einer eigentlich unbeliebten Anwältin zugeschustert, die noch nicht einmal eigene Mandanten vertreten darf? Vielleicht könnte man über diese Fragen noch hinwegsehen. Plausibilität ist schließlich nicht alles, oder? Doch wenn die Hauptfigur Emily dann in der von ihr entdeckten Zweitwohnung des Vermissten fast ermordet wird und die Ermittlungen dennoch mit unvermindertem Elan weiter durchzieht, gerät hier das Gefüge der Glaubwürdigkeit schon arg aus den Fugen. Die Tatsache, dass Emily vom Ex-Häftling Teddy gerettet wird, der wiederum für einige mittelgroße Nummern der Stockholmer Unterwelt als unwilliger Helfer fungiert, fügt das Puzzle auch nicht wirklich zusammen. Jens Lapidus und die Drehbuchautorinnen Veronica Zacco, Linnea Möller Lindh sowie Dunja Vojovic betreiben hier eindeutig Storytelling mit der Brechstange. Nichts ist subtil, nichts unterschwellig. Die Entführung findet bereits schwach und langweilig inszeniert in den ersten fünf Minuten statt. Ebenso kaut uns das Drehbuch im direkten Anschluss die Skizzierung von Emily als karriereorientierter Möchtegernaufsteigerin und Teddy als müdem Häftling, der sich erfolglos aus seiner Verbrechervergangenheit zu befreien versucht, vor. Alle wichtigen Informationen liegen von Anfang an auf dem Tisch und werden innerhalb der ersten 90 Minuten auch kaum mehr angerührt. Aus dem Zusammentragen der Indizien, die unweigerlich zur Lösung des Falls führen werden, bezieht der Plot ebenfalls kaum Spannungsmomente.
Teddy (Alexej Manvelov) steht mit Nikola (Gustav Lindh) und Linda (Sandra Stojiljkovic) in einer Wohnung mit weiteren Partygästen und unterhalten sich. Linda hält ein gefülltes Sektglas in ihrer Hand, Nicola eine geöffnete Sektflasche.
Zudem weisen die beiden ersten Folgen beträchtliche Längen auf. Es wirkt, als würden die Protagonisten sowohl in ihrem Leben, als auch in ihren gemeinsamen Ermittlungen freudlos umhertapernd vor sich hindümpeln. Selbst die vermeintlichen Übeltäter können einem wintergestählten Schwedenkrimifan keine großen Freudenschreie entlocken. Meistens sitzen die bösen Jungs lediglich mit vielsagendem Blick herum und übertragen dämlich agierenden Teenagern Aufgaben, denen sie nicht gewachsen sind. Es fehlt dem Drehbuch schlicht und ergreifend zu sehr an dramatischen, spannenden und interessanten narrativen Ansätzen, um die notwendige Nähe zu den Protagonisten aufbauen zu können. So fließen die ersten 90 Minuten zäh wie Kaugummi dahin und werden nur durch schwedenkrimitypische düstere Winterbilder und bedeutungsschwangere Musikstücke aufgepeppt, die mehr versprechen, als sie im Endeffekt halten können.