Immerhin: Sat.1 wird die auf 100 Tage angelegte Reality-Show in voller Länge durchziehen. Verschiedene Maßnahmen trugen nicht dazu bei, Quoten zu steigern und die Reichweite auf über eine Million Menschen zu bringen. Neben strategischen Fehlern spielt in der Analyse wohl auch der Zeitgeist eine Rolle.
Am 18. Mai wird der Münchner Sender Sat.1 die laufende Staffel von «Big Brother» zu Ende bringen. Mit Blick auf die Quoten lässt sich vermuten, dass es für den großen Bruder auf längere Sicht die letzte Normalo-Staffel im linearen Fernsehen gewesen sein dürfte. Anders als bei der immer im Sommer als Event laufenden Version «Promi Big Brother» war die klassische, mit „Normalos“ besetzte Staffel, nämlich kein Renner. Keine einzige Episode am Vorabend schaffte den Sprung über den Senderschnitt. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass das sonst werktags um 19 Uhr gezeigte «Genial Daneben – Das Quiz» mitunter ähnlich niedrige Quoten holte.
Schnell machte sich Hektik breit beim Sender Sat.1, nicht zuletzt, weil die Quoten am Vorabend nach weniger als einem Monat schon unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen waren und somit weit von dem entfernt waren, was der Sender sich vorstellte. Übereilte Entscheidungen wurden getroffen, „Promis“ wie Menowin oder der aus der «Bachelor»-Welt bekannte Serkan sollten der Show helfen. Doch die Quoten rührten sich auch nach deren Einzug nicht. Inzwischen sind sowohl Menowin als auch Serkan übrigens wieder freiwillig ausgestiegen. Die nachträglich in den Cast geholte Romina war über einige Tage sogar die unpopulärste Kandidatin bei den Zuschauern; zumindest wenn man dem offiziellen Bewohner-Ranking vertraut. Vor allem in den zurückliegenden Tagen zeigte sich nun ein anderes Phänomen. Jetzt, wo die Staffel auf ihr Finale zusteuert, wo hinter den Kulissen vielleicht auch schon heimlich aufgegeben wurde, kann ruhiger, klarer und besser erzählt werden. Das liegt auch daran, dass sich im Haus Fronten und Konfliktlinien über Wochen haben aufbauen und verhärten konnten. Die Geschichten werden somit klarer – sei es der zwischen zwei Frauen schwankende Tim, die angepasste Situation zwischen Michelle und Philipp oder aber Pat, dessen Freundschaft mit Vanessa immer inniger wird.
2020 muss der große Bruder auf eine solche powervolle Unterstützung zumeist verzichten, neben dem Sender und den Machern haben offenbar auch viele Fans schon aufgegeben. Am 20. April war die TV-Quote am Vorabend auf nur noch vier Prozent gefallen. Das schlägt stärker zu Gewicht als die wenige Tage darauf erzielten recht ordentlichen 7,2 Prozent in der Zielgruppe. Rein aus Sicht der Quoten hat «Big Brother» die Erwartungen schlicht nicht erfüllt, komme in den kommenden finalen Wochen, was wolle.