Der Sat.1-Vorabend 19/20: Welche Formate haben wirklich funktioniert?

Viel probiert hat der Münchner Sender in dieser TV-Saison am Vorabend. Neben Scripted-Reality-Formaten gab es eine Kuppelshow im Auto, eine Promi-Doku, «Big Brother» und natürlich «Genial Daneben – Das Quiz». Ein Überblick.

Mit welcher Aufstellung wird Sat.1 am Vorabend ins neue TV-Jahr 2020/2021 gehen? Die zur Zeit auslaufende Fernsehsaison 19/20 jedenfalls hat dem Sender in manchen Punkten Klarheit gebracht, in anderen nicht. Sie zeigte aber vor allem: Einen neuen Vorabend-Hit zu kreieren, scheint dieser Tage nahezu ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Immerhin: Nachdem in den Jahren zuvor am Wochenende oftmals hingenommen wurde, dass Scripted-Realitys wie «Die Ruhrpottwache» mehr schlecht als recht liefen, wurde in dieser Fernsehsaison nun mehr experimentiert. Zu diesen Experimenten gehörte unter anderem die Rückkehr eines 100-Tage-Normalo-«Big Brother», aber auch die Wiederbelebung von Ermittler-Show-Marken wie «K11» oder «Grünberg und Kuhnt». Trotzdem steht als triste Bilanz: Geht man davon aus, dass der zu erreichende Soll-Wert der Senderschnitt von 7,9 Prozent bei den Umworbenen ist, dann gelang dies in dieser TV-Sendung an normalen Werktagen gerade einmal drei Sendungen.

Zwei Mal erreichte «Auf Streife – Die Spezialisten» diesen Wert. Die Pseudo-Doku von filmpool punktete am 6. und 20. Februar 2020 mit 8,9 und 8,3 Prozent Marktanteil auf dem 18-Uhr-Sendeplatz. Kein anderes Sat.1-Vorabend-Format holte in dieser Saison vergleichbare Werte. Am 7. Oktober 2019 lief zudem um 19 Uhr die stärkste «Genial Daneben – Das Quiz»-Episode dieser Saison. Das Format mit Hugo Egon Balder erreichte genau 7,9 Prozent bei den Jungen, 1,3 Millionen Fans schauten insgesamt zu. Unter den Top10 der stärksten Vorabend-Sendungen von Sat.1 in der bisherigen Zeit dieser TV-Saison ist «Genial Daneben» noch ein weiteres Mal gelistet; mit einer Ende September gezeigten Folge, die siebeneinhalb Prozent holte.

Zwei andere Formate kommen auf je drei Nennungen – und zumindest in einem Fall macht das Hoffnung. Die neue filmpool-Vorabend-Produktion «Richter und Sindera» (18 Uhr) landete dreifach in dieser Liste. Zwei Mal mit Zielgruppen-Quoten in Höhe von 7,8 Prozent, einmal mit ebenfalls siebeneinhalb Prozent. Und auch das oft gescholtene «Big Brother» hatte so seine Sternstunden. Auch wenn viele Folgen der aufwändigen Reality-Produktion weit unter den Erwartungen liefen, drei Episoden schafften es in die Sat.1-Vorabend-Top-Ten: Direkt in der Startwoche kamen zwei Ausgaben auf 7,7 Prozent, in der zweiten Woche erreichte die Sendung von Endemol Shine Germany siebeneinhalb Prozent.

Was funktionierte derweil gar nicht? In dieser Flop-10-Liste befinden sich Formate, die zwischen 2,3 und 2,9 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen holten. Für einen derart stolzen Sender wie Sat.1 sind Ergebnisse dieser Größenordnung natürlich nicht tragbar. Allein drei Folgen der Corona-Show «Luke, allein zuhaus» befinden sich darunter. Es gilt jedoch zu sagen: Als die Episoden liefen, fiel die TV-Nutzung am Vorabend überdurchschnittlich hoch aus; die Menschen interessierten sich im März aber eher für harte Fakten und weniger für seichtere Unterhaltung. Neben Luke ist auch «Nächste Ausfahrt, Liebe», eine im Auto verortete Kuppelshow zu finden. Sat.1 nahm die Produktion nach wenigen Wochen wieder aus dem Programm. Die in den Flop-10 liegenden Folgen holten zweifach 2,8 Prozent bei den Jungen, einmal sogar nur 2,5 Prozent. Auch «Die Ruhrpottwache» und «Auf Streife – Die Spezialisten» ist noch unter den Flops zu finden.

Ein spannendes Bild ergibt sich, wenn man die Ergebnisse nicht nach der Zielgruppen-Quote ordnet, sondern nach der Gesamt-Reichweite: Dann nämlich besteht die komplette Top10-Liste ausschließlich aus dem Comedy-Quiz «Genial Daneben – Das Quiz». Die zehn stärksten Episoden der Produktion von Constantin Entertainment kamen auf Reichweiten zwischen 1,41 und 1,27 Millionen Zuschauer. Die reichweitenstärkste Sendung abseits dieses Formats war eine «Auf Streife – Die Spezialisten»-Folge, die in der Spitze auf 1,19 Millionen Seher kam. Und ganz hinten? Hier teilen sich fünf Folgen von «Letzte Ausfahrt Liebe» und «Luke, allein zuhaus» die Plätze. Die am 2. April gezeigte Sendung mit Luke Mockridge, die gerade einmal 270.000 Menschen zum Einschalten bewegte, war das bis dato in dieser Saison am wenigsten gesehene Sat.1-Vorabendformat. «Big Brother» liegt in diesem Ranking mit Reichweiten zwischen 720.000 und 1,09 Millionen im Mittelfeld.

Das Fazit fällt eindeutig aus: Wenn es nur drei Sendungen pro TV-Jahr überhaupt über den Senderschnitt schaffen, läuft etwas schief. Als halbwegs hoffnungsvoll kann man die Formate bezeichnen, die immerhin in dessen Nähe kamen - unter anderem die Ermittler-Show «Richter und Sindera».
06.05.2020 11:34 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/117810