«Duncanville»: Alles bisschen uncool

Erdacht von «Simpsons»-Urgestein Mike Scully und «SNL»-Queen Amy Poehler, gerät die neue Animationsserie am Sonntagabend bei FOX enttäuschend konventionell.

Cast & Crew

Produktion: Paper Kite Productions, Scullys Productions, 3 Arts Entertainment, Bento Box Entertainment, Universal Television, Fox Entertainment und 20th Century Fox Television
Schöpfer: Mike Scully, Julie Thacker Scully und Amy Poehler
Sprecher: Amy Poehler, Ty Burrell, Riki Lindhome, Zach Cherry, Yassir Lester, Betsy Sodaro u.v.m.
Executive Producer: Mike Scully, Julie Thacker Scully, Amy Poehler und Dave Becky
Von heute aus zurückblickend, wirkt es irgendwie erstaunlich, dass «Die Simpsons» vor dreißig Jahren mal allein deshalb als subversiv galten, weil sie als Zeichentrickserie die Essenz einer ganz normalen amerikanischen Familie zum Thema hatten: einen Vater, der völlig überfordert auf der Arbeit seine Zeit absaß und zuhause lieber acht Stunden Bier trinkend vor dem Fernseher gammelte, als den Kindern ein erbauliches Father-knows-best-Vorbild zu sein; seine Frau, die sich mit ihrer Rolle als Stay-at-Home-Mom mehr arrangiert hatte als sich jemals bewusst für sie entschieden zu haben, und ihre Familie doch mit grenzenloser Selbstverständlichkeit über alles liebte; einen stolzen Underachiever als ältestes Kind, das lieber Skateboard fuhr und Scheiße baute als artig zuhause zu sitzen; und seine kleine Schwester, deren intellektuelle Ambitionen mit einer fatalistischen Abgeklärtheit Hand in Hand gingen.

Mike Scully, der als Showrunner einige der abstruseren «Simpsons»-Jahrgänge verantwortete, hat nun mit Julie Thacker Scully und «SNL»-Urgestein Amy Poehler eine neue animierte Serie aus der Taufe gehoben, die wohl ähnlich behutsam subversive Züge tragen soll wie die gelbe Familie, die auch nach drei Jahrzehnten noch als Anker des Animation-Domination-Sonntags bei FOX fungiert.

Im Zentrum steht ein dezidiert uncooler Sechzehnjähriger namens Duncan Harris (dem Poehler im amerikanischen Original auch ihre Stimme leiht), dessen Weg zum Erwachsenwerden nicht von den typischen Meilensteinen vergangener Teen-Generationen geprägt ist. Autofahren findet er zum Beispiel fürchterlich uncool, und würde lieber auf das erste marktfähige autonome Fahrzeug warten als sich selbst hinters Steuer zu setzen. Doch seine Mutter besteht darauf: Denn die gemeinsamen Fahrstunden würden ihn seinem Vater näher bringen.

Das Ergebnis ist dann doch erstaunlich konventionell und aus Dutzenden Teen-Movies und –Serien bekannt. Irgendwann schleicht sich Duncan nachts raus und kapert den Wagen seiner Eltern, um seine besten Freunde – natürlich allerhand dem Marihuana zugetane Misfits – zu einem Rave zu kutschieren, und dabei in jugendlichem Leichtsinn ein Denkmal der Stadt umzufahren.

Ein wirklich neuer Impuls – wie von den «Simpsons», «Futurama», «Family Guy» oder auch «King of the Hill» – geht von «Duncanville» für den FOX-Animations-Sonntag also nicht aus. Dafür sind viele Handlungselemente zu generisch und sämtliche Figuren zu konventionell, auch wenn die zweite Ebene Potential für spannende Entwicklungen in zukünftigen Folgen hat: Als selbstständiger Klempner und Politesse sind Duncans Eltern die gelebte untere Mittelschicht, und sein illustrer Freundeskreis birgt ebenfalls genug subtile Ansätze, um irgendwann zu einnehmenden, klug beobachteten Themenepisoden aufzublühen. Noch ist allerdings lange nicht klar, in welche Richtung sich diese Serie entwickeln wird – was zu einem archetypischen Teenager ja auch ganz gut passt.
27.02.2020 11:20 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/116217