Mit «Indebted» und zwei Sitcom-Urgesteinen an Bord hat NBC Ok, Boomer! – die Serie produziert: Eine Wegknuddelserie über bankrotte Eltern und überforderte Sandwich-Kinder.
Nun kommt die wichtigste Devise von «Indebted» zum Tragen, die sich auf ein einziges Credo reduzieren lässt: Alles nicht so schlimm. Auch wenn die technische Inkompetenz der Boomer samt ihrer penetranten Ignoranz dazu führt, dass nun das ganze Internet für alle Ewigkeit deine Intimzonen kennt. Während an dieser Stelle die konzeptimmanente Konfliktscheuheit und Nachsicht mit den Elternfiguren leicht unappetitliche Züge annimmt, kann die Serie auch in den weniger zugespitzten Teilen aus ihrer Millenial-Knows-Best-Prämisse keine Erkenntnisse als die übertriebene Lebensunfähigkeit von Menschen aus der Prä-Smartphone-Ära in der heutigen Gesellschaft ziehen – Scherben, die nun die Sandwich-Generation irgendwie wieder zusammenkitten muss. Wer will, kann das als radikale Konterkarierung des stocksteifen Achtziger-Jahre-Sitcom-Tropes vom allwissenden, gutmeinenden Vater verstehen, der seinen in bürgerlichem Rahmen rebellierenden Kindern eine heteronormative Lektion nach der anderen erteilt hat – und heute, dreißig Jahre später, von seiner falschen Lebenseinstellung aus Konformität und Konsum eingeholt wird. Doch schon eine so laue Rollenumkehr-Idee wäre für «Indebted» viel zu viel der Ambition.
Dabei hätte «Indebted» alle Zutaten für einen humorigen, aber auch intelligenten Spiegel unserer Zeit haben können, und manches dieser Puzzleteile findet sich gar in der Serie wieder: So macht die Uberisierung auch vor amerikanischen Rentnern nicht Halt – weswegen Vater Stew neuerdings nachts gegen Entgelt durch die Gegend kurvt und die Flammen seiner lesbischen Tochter von A nach B kutschiert. Doch auch hier darf kein Moment der Tragik und ernsthaften Lebensenttäuschung die oberflächliche Witzelsucht stören. Man hat verkannt, dass es zwar ziemlich lustig sein kann, bankrotten jungen Leuten beim Schuldenabbau und emotionalen Wachstum daran zuzusehen («2 Broke Girls», anyone?), aber dieselbe Prämisse kaum noch zum Lachen ist, wenn die betroffenen Figuren das Ende des Arbeitslebens erreicht haben und ihnen somit alle Korrekturmöglichkeiten lange abhanden gekommen sind. Anstatt eine komödiantisch unterfütterte Reflexion ist «Indebted» zu Ok, Boomer! – die Serie geworden: einer unvollständigen pampigen Bestandsaufnahme zerbrochener amerikanischer Lebensläufe, deren Scheitern sich ohne tiefgreifende Veränderungen einfach so wegknuddeln lässt. Lieber ins Heim geben.