Die Kritiker: «Tatort: Das Team»

Der erste «Tatort» im neuen Jahr macht schnell klar, dass er anders sein möchte. Dafür werden Ermittler aus ganz Deutschland zugezogen, um einen ganz speziellen Fall zu lösen. Quotenmeter.de sagt, ob der neue Ansatz gelungen ist.

Cast und Crew

Vor der Kamera:
Anna Schudt ist Martina Bönisch
Jörg Hartmann ist Peter Faber
Friederike Kempter ist Nadeshda Krusenstern
Bjarne Mädel ist Martin Scholz
Nicholas Ofczarek ist Franz Mitschowski

Hinter der Kamera:
Regie und Drehbuch: Jan Georg Schütte
Kamera: Nikolas Jürgens
Schnitt: Benjamin Ikes
Musik: Alex Komlew
Produktion: Uli Aselmann/ Sophia Aldenhoven
Redaktion: Nina Klamroth (WRD)/ Birgit Titze (ARD Degeto)
Das klassische Zweiergespann tritt in diesem «Tatort» in den Hintergrund. Stattdessen wird ein neunköpfiges Team versammelt. Der Grund dafür ist eine Mordserie, die sich ereignet hat. Bereits vier Kommissare wurden getötet, der Täter unauffindbar. Es muss schnell gehandelt werden, bevor es noch einen Mord gibt und es wird ein Team zusammengerufen, das ausschließlich aus Ermittlern besteht. Doch das Problem ist, dass dabei die unterschiedlichsten Charaktere aufeinandertreffen, von denen sich manche nicht gerade grün sind. Die Frage ist, ob sich die Ermittler rechtzeitig zusammenraufen können, oder ob sie den Wettlauf gegen die Zeit verlieren.

Die Idee von «Tatort: Das Team» ist neuartig und kommt mit mehreren Überraschungen daher. Das Konzept der Ermittler, die entweder selbst über ihren Schatten springen müssen oder die anderen tolerieren müssen, ist erfrischend und zeigt, dass dem «Tatort» auch im neuen Jahr nicht die Ideen ausgegangen sind. Das lässt darauf hoffen, dass die Kultreihe in naher Zukunft weitere Innovationen wagt und neue Wege einschlägt.

Was «Tatort: Das Team» neben der Prämisse außergewöhnlich macht, war der eigentliche Dreh. Denn Regisseur Jan Georg Schütte ließ ohne Drehbuch drehen. Stattdessen wurde mit Improvisation gearbeitet, die gerade in den Dialogszenen und Gesprächen spürbar ist. Durch das Szenario eine leeren Hotels, in dem das Team die meiste Zeit ausgebildet wird, entsteht zudem der Eindruck, dass es sich bei diesem Fall um ein Theaterstück handelt. Ein Hauch von Kammerspiel sozusagen.

Abseits davon ist gerade dieser Film für diejenigen gemacht, die sich als Fans des «Tatort» sehen. Denn sobald die Ermittler aufeinandertreffen, erkennt man die Gesichter, die man ansonsten aus anderen Städten und Fällen kennt. Dazu zählt beispielsweise Friederike Kempter, die als Nadeshda Krusenstern ansonsten im Münsteraner «Tatort» eine gute Figur macht, nicht zuletzt in «Tatort: Väterchen Frost». Und auch sonst kann sich die Besetzung sehen lassen. So hat auch Bjarne Mädel als Coach des Teams in den Film gefunden. Mädel, der zuvor in «Der Tatortreiniger» die Hauptfigur spielte, bleibt somit also im kriminellen Bereich und zeigt, dass er nicht nur die humorvolle, sondern auch die ernsthafte Rolle verkörpern kann.

Der erste «Tatort» im neuen Jahr ist innovativ, erfrischend anders und kann durch sein Konzept unterhalten. Doch auch wenn die Improvisation meist passend ist, wirkt sie an manchen Stellen etwas holprig und als Zuschauer merkt man, dass hier mehr Struktur dem Fall zuträglich gewesen wäre. Im Endeffekt hätte ein Drehbuch also doch geholfen, sofern man es mehr als Richtlinie statt strikte Vorgabe benutzt hätte.

Das neue Jahr wird mit diesem «Tatort» vielversprechend eingeleitet. Nein, es ist nicht die klassische Krimikost, die man ansonsten gewohnt ist, aber das ist zugleich der größte Pluspunkt für diesen Fall. «Tatort: Das Team» schlägt eine frische Richtung ein und hat Erfolg damit. Die Handlung bleibt spannend, was nicht zuletzt einigen Überraschungen und den interessanten Charakterkonstellationen geschuldet ist. Von diesen neuen Ansätzen kann man gerne mehr sehen.

Das Erste zeigt «Tatort: Das Team» am 1. Januar 2020 um 20.15 Uhr.
31.12.2019 12:00 Uhr  •  Martin Seng Kurz-URL: qmde.de/114721