Eine Serie über den Alltag an einem kleinen Flughafen irgendwo im Nirgendwo voller skurriler, aber auch berührender Momente.
Die jüngste ProSieben-/Joyn-Produktion bildet da keine Ausnahme: Denn nach etwa Christian Ulmen in «Dr. Psycho – Die Bösen, die Bullen, meine Frau und ich», Katrin Bauerfeind in «Frau Jordan stellt gleich» und eben Christoph Maria Herbst in «Stromberg» oder gemeinsam mit Annette Frier bei «Merz gegen Merz» ist es diesmal Klaas Heufer-Umlauf, dessen Rolle Jan Rothe im Mittelpunkt der Handlung von «Check. Check» steht, und der gleichsam als Produzent fungiert. Dass es allerdings nichts bringt, allein auf bekannte und beliebte Gesichter zu setzen, haben diverse TV-Sender bereits mehrfach erlebt.
Husmann selbst sagte einmal in einem Interview, dass es ihm beim Schreiben helfe, zu wissen, welcher Darsteller welche Rolle übernimmt. Das wird bei vielen seiner Kollegen ähnlich sein, nur Formate, auf die er als Head-Autor maßgeblich Einfluss nimmt, schaffen es seit jeher in schöner Regelmäßigkeit, dass das Publikum von diesem Umstand profitiert. Wenn ein Schauspieler nämlich einer Figur Leben einhauchen darf, die so angelegt ist, dass er optimal seine Stärken ausspielen kann, spürt das der Zuschauer. Ihm gefällt das Gesehene, weil es natürlich wirkt und eben nicht gespielt.
Andererseits erscheint die Serie auf diese Weise auf eine seltsame Art lebensnäher und authentischer – trotz all der „speziellen“ Charaktere – und damit im Grunde massenkompatibler. Dies liegt vor allem daran, dass das fiktive Simmering beziehungsweise der Simmering Airport so wunderbar das ländliche Leben fernab von aller Großstadthektik verkörpert. Aus ebenjenem Städtchen stammt Jan Rothe, der eigentlich nur kurz in seinem „richtigen“ Zuhause vorbeischauen und seinen Vater Udo (Uwe Preuss) besuchen will. Schnell stellt er jedoch fest, dass es Herr Rothe senior aktuell so gar nicht gutgeht, bis er sich schließlich eingestehen muss, dass sein Vater an Demenz erkrankt ist.
Gedreht wurde (bei laufendem Betrieb) in Nordhessen am Flughafen Kassel-Calden, was es für die Zuschauer noch leichter macht, sich mit Klaas & Co. auf diese Reise zu begeben. Studio ist eben Studio und eine echte Location eine echte Location. Diese bildet zudem das Fundament, das es braucht, damit überzeichnete Charaktere von der Zuschauerschaft nicht nur angenommen, sondern sogar schnell ins Herz geschlossen werden können. Die bewusste Entscheidung für ein Ensemble von überschaubarer Größe spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle. Im Piloten, dessen erste zehn bis 13 Minuten zugegebenermaßen noch etwas langatmig daherkommen, lernt man im Prinzip alle kennen, auf die es ankommt. Und weil eine Auftaktfolge eben immer diese – aus Sicht eines Autors oftmals fast lästige – Pflicht zu erfüllen hat, kann man ihr auch die Zeit, die sie benötigt, um den Couch-Kinogängern einen Eindruck vom großen Ganzen zu vermitteln, zugestehen.
Nach der kurzen „Orientierungsphase“ weiß das Format aber, was es sein will, und bleibt sich treu: Die Komik ist eine, die, sich wie schon angedeutet, stets aus der jeweiligen Situation ergibt und deren Qualität oftmals viel mit der schauspielerischen Qualität der Darsteller und deren Gespür für Timing zu tun hat. Petra Kleinerts Ingrid zum Beispiel ist vor allem deshalb so liebenswert, weil ihre Schusseligkeit uns nicht konsequent mit dem Holzhammer vermittelt wird, sondern sich auf ausgewählte Highlightmomente beschränkt. Kailas Mahadevans Ertu ist sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte und meist etwas begriffsstutzig, hat aber das Herz am rechten Fleck. Außerdem passt er natürlich – typisch großer Bruder – auf seine „kleine“ Schwester Samira (Sara Fazilat) auf. Diese hat ein Auge auf Jan geworfen und geht bei ihren „Annäherungsversuchen“ recht offensiv vor. Obwohl sie, die Zuständige für das leibliche Wohl und den Duty-free-Shop, keine Flugreisenden kontrolliert, gehört sie doch zur kleinen Airport-Familie und ist – in ihrer Rolle – ein Garant für ungewollt komische Zitate (wie zum Beispiel für dasjenige, das Pate für den Titel dieses Beitrags stand).
Jan Georg Schüttes Harald toppt sie jedoch alle mit seiner Leidenschaft für Regeln, seiner Unfähigkeit, fünfe gerade sein zu lassen sowie seinen insgesamt recht „eigenwilligen“ Ansichten, und das Beste dabei: Er meint alles exakt so, wie er es sagt. Da werden schon einmal Hasen zum Feind erklärt und der Rucksack eines kleinen Mädchens zur potenziellen Bombe, aber jedes Wort mehr wäre zu viel, denn Harald muss man erlebt haben, um wirklich zu begreifen, weshalb er mit Abstand der vielversprechendste Anwärter auf die «Check. Check»-Kultcharakter-Krone ist. Doris Golpashin hingegen fungiert als eine Art Regulativ, denn ihre Figur ist so ziemlich alles außer witzig. Gleichzeitig ist sie vor allem für Jan alias Klaas ein toller Sparringspartner – dass die beiden auch im realen Leben liiert sind, schadet in solchen Situationen sicher nicht.
Zugegeben, auch bei Ralf Husmanns «Merz gegen Merz» leidet der Vater der von Annette Frier verkörperten Protagonistin an Demenz, aber a sind die betroffenen Charaktere so unterschiedlich, dass deren Geschichten einen deutlich anderen Verlauf nehmen und b ist es ein wichtiges Thema unserer Zeit, das es daher bestens „verträgt“, zweimal fiktional aufbereitet und dabei nicht ins Lächerliche gezogen zu werden. In der ProSieben-/Joyn-Produktion muss sich Udo Rothe irgendwann eingestehen, nicht mehr alleine zurechtzukommen. Wie Uwe Preuss diese Stimmungswechsel spielt und wie er uns allein durch Blicke oder den verzweifelten Klang seiner Stimme mitleiden lässt, ist schlicht ungemein sehenswert. Und in diesen zum Teil sehr emotionalen Vater-Sohn-Momenten versteht es Klaas Heufer-Umlauf eben auch, von ihm eher seltener zu sehende, ruhigere Töne anzuschlagen.
Insbesondere diese Wechsel zwischen lustig und berührend in Verbindung mit dieser skurrilen und gleichsam geerdeteten Truppe sind es, die diese Serie über einen winzigen Flughafen irgendwo im Nirgendwo nicht belanglos daherkommen lassen, sondern einem die Möglichkeit eröffnen, sich sozusagen auf eine unaufgeregt-originelle Weise unterhalten zu lassen – und das ist im Zeitalter der Reizüberflutung durchaus eine Leistung.