Die dritte Staffel der Serie «Schuld nach Ferdinand von Schirach» wird ab Freitag vom ZDF ausgestrahlt. Quotenmeter.de zeigt, ob die neue Staffel an die Qualität der beiden vorherigen reicht und beleuchtet, ob Ferdinand von Schirach als deutscher Ryan Murphy bezeichnet werden kann.
Die ersten beiden Staffeln von «Schuld nach Ferdinand von Schirach» bilden eine Ausnahmeerscheinung in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft. Die Fälle des Strafverteidigers Friedrich Kronenberg, gespielt von Moritz Bleibtreu, scheuten nicht davor zurück düstere Themen anzusprechen, die ansonsten nur selten ihren Weg ins Fernsehen finden. Ob es nun Vergewaltigung ist, zu Unschuld verurteilte Menschen oder massive häusliche Gewalt – «Schuld» zeigte sowohl die juristischen, als auch menschlichen Abgründe auf beeindruckende Art und Weise. Noch dazu kann die Serie mit schauspielerischen Leistungen überzeugen, die Ihresgleichen suchen. Obwohl Bleibtreu als Pflichtverteidiger oftmals nur eine Randfigur bleibt und den Zuschauern nur als Orientierungspunkt in den einzelnen Folgen dient, sind es die restlichen Darsteller, die glänzen können. Ob es nun David Striesow, Josefine Preuß oder Lars Eidinger sind, jede Folge von «Schuld nach Ferdinand von Schirach» ist emotional und ergreifend gespielt und meist nichts für schwache Nerven.
Das Hauptaugenmerk der Romane von Schirachs liegt auf den Schicksalen einzelner oder weniger Menschen, die meist tragischer oder gar grausamer Natur sind. Nicht immer dreht es sich um Morde, doch es ist stets eine hohe Emotionalität im Spiel, die den Zuschauer fesselt. Der juristische Grundstein bleibt dabei jedoch immer gleich. Bei Murphy hingegen lässt es sich nicht so bestimmt sagen, auf welches Genre und Trademarks er sich spezialisiert hat. So hat der Amerikaner mit «American Horror Story» eine erfolgreiche Horrorserie erschaffen, die sich mit jeder Staffel einer grundlegend neuen Thematik widmet. Dann wiederum hat er mit «Eat Pray Love» eine Romanze mit Julia Roberts gedreht, bis er mit «Scream Queens» eine Serie fertigstellte, die Horror- und Comedyelemente miteinander verband. In Murphys Portfolio lassen sich mittlerweile Sitcoms, Romanzen, Horrorserien und Komödien finden, ebenso wie anstehende Kooperationen mit niemand geringerem als dem Streaming-Giganten Netflix. Ist der Vergleich mit Ferdinand von Schirach also gerechtfertigt? 
An einer geschäftigen Straße in New York. Friedrich Kronberg (Moritz Bleibtreu) steht am Straßenrand und gibt Handzeichen, um ein Taxi anzuhalten.
Denn auch wenn Murphy zweifelsohne qualitativ gute Serien und Filme produziert hat, ist der Ausgangsstoff von Schirachs anspruchsvoller, tiefgründiger und filigraner, als es bei Murphy der Fall ist. Das zeigt auch wieder die dritte Staffel «Schuld», die offenbart, dass eine hervorragende deutsche Serie auch ohne das Zutun von Netflix oder ähnlichem entstehen kann. Natürlich ist Bleibtreu auch in dieser finalen Staffel der Halt gebende Pflichtverteidiger, der sich mit den Schicksalen der Menschen auseinandersetzt. Wieder werden interessante Prämissen und Charaktere vorgestellt, die nicht wirken wie auf Papier festgehaltene Schemen, sondern wie lebende und sich verändernde Menschen. So bekommt es das Publikum aber auch wieder mit Fällen zu tun, die nicht selten erschütternd wirken. So zeigt sich gerade in der dritten Staffel «Schuld», dass von Schirach das Publikum wieder selbst vor die Entscheidung stellt, wie er es einst mit «Terror – Ihr Urteil» getan hat. Ein Beispiel: ein junges Mädchen gebärt ein Kind, das aus einer Vergewaltigung stammt, und wird später des Kindsmordes angeklagt. Die Frage, zu dem das Publikum hingeführt wird, ist offensichtlich: ist die Anklage gerechtfertigt oder ist sie es nicht?