Zu Beginn der 1970er Jahre arbeitete Bruce Lee am Konzept einer Kung-Fu-Serie für den amerikanischen Markt, das allerdings nie umgesetzt wurde, bis heute…
Als im Jahr 1972 die Serie «Kung Fu» mit dem Weißen David Carradine in der Hauptrolle in Serie ging, war dies sicherlich nicht das, was sich Bruce Lee vorgestellt hatte, als er einige Zeit zuvor Warner von seinem Konzept unterrichtete, denn er selbst wollte die Hauptrolle eines asiatisch-stämmigen Einwanderers in die USA spielen. Ob es sich bei «Kung Fu» wirklich um die Idee Bruce Lees handelte, die ihm entrissen und ohne ihn konzipiert wurde, ist bis heute umstritten. Die Grundthematik, von Kwai Chang Caine (David Carradine), der als Sohn eines Amerikaners und einer Chinesin Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika reist, erinnert allerdings schon leicht an das, was mehr als 40 Jahre später nun offiziell auf den Notizen von Bruce Lee basierend vom Action-Spezialist Justin Lin («Fast & Furious») für den kleinen HBO-Bruder Cinemax umgesetzt wurde.
Als Inspiration für die hervorragend choreographierten Kampfszenen diente ganz eindeutig der Bruce Lee Klassiker «Der Mann mit der Todeskralle». Schon 1973 kämpfte Bruce Lee allein gegen eine schiere Überzahl von Menschen, trat im Turnier in Eins-gegen-Eins-Situationen an und war Teil von groß angelegten Massenprügeleien. All dies wurde auch auf «Warriors» Protagonisten Ah Sahm übertragen. Kinematographisch ist «Warrior» eindeutig eine US-Produktion auf dem Stand der Zeit, choreographisch erinnert die Serie allerdings an handgemachtes asiatisches Kampfkunstkino, das sich von Bruce Lee in den 1970er Jahren bis heute in modernen Klassikern wie «The Raid» weitestgehend treu geblieben ist. Es findet kein in Hollywood mittlerweile so beliebtes Schnittfeuerwerk statt, dass im Verlauf weniger Sekunden unzählige verschiedene Kameraeinstellungen aufzeigt, um einerseits fehlende Kampfkenntnisse der Schauspieler oder Stuntdoubles zu kaschieren und andererseits hierdurch Zeit und Geld zu sparen. Die Kampfszenen wirken wie in alten Bruce-Lee- oder Jackie-Chan-Filmen, nämlich handgemacht, über Wochen hin geprobt und mit so wenigen Schnitten wie möglich letztendlich umgesetzt.
Diese sind es letztendlich auch, die aus einer sehr unterhaltenden, aber recht generischen Dramaserie, eine aktuell einzigartige Produktion auf dem Markt serieller Erzählungen machen. «Warrior» bietet großartige Unterhaltung für alle Martial-Arts-Fans und selbst wer sich nicht für dieses Genre begeistern kann, erhält eine immer noch überdurchschnittliche fiktionale Historienserie über eine Zeit und einen Blinkwinkel der amerikanischen Geschichte, die bisher nur allzu wenig beleuchtet wurde.