Popcorn und Rollenwechsel: Die Auswahl ist da, schaut doch einfach hin!

Wer denkt, dass im Kino nur Superheldenfilme laufen, glaubt auch, dass alle Restaurants Burgerbuden sind.

Wenn ich als Kinofan einen Satz nicht mehr hören oder lesen kann, dann ist es "Ich gehe leider nicht mehr ins Kino, es läuft ja nichts!" in all seinen Abwandlungen. "Ich find Superhelden albern, und sonst kommt ja kaum was" gehört dazu. Leute, arretiert mal eure Scheuklappen: 2018 liefen 576 Filme in den deutschen Kinos an, und darunter befanden sich nur neun Superheldenfilme. Selbst Menschen, deren Kinoernährung ausschließlich aus actionhaltiger Mainstreamware besteht, hatten mit «Jurassic World – Das gefallene Königreich», «Solo – A Star Wars Story», «Mission: Impossible – Fallout», «The Equalizer 2», «Bumblebee», «Ready Player One», «Pafific Rim – Uprising», «Mortal Engines – Krieg der Städte», «Skyscraper», «Rampage», «Criminal Squad» und «Predator – Upgrade» allein in den Top 100 des deutschen Kinojahres einige Alternativen zu den Heroen in Stramplern zur Auswahl.

Und was ich noch weniger hören kann? "Ich kann dieses ganze Popcornzeug nicht ab, daher gehe ich nicht ins Kino, die zeigen ja nur sowas" als Abwandlung des oben schon genannten Beweises dafür, dass man sich offenbar ungefähr 0,3 Sekunden lang mit dem Kinoprogramm beschäftigt hat. In Zeiten, in denen über 570 Kinofilme im Jahr anlaufen gibt es Filmstoff für wahrlich jeden Geschmack. Vom monologlastigen Historiendrama der Marke «Die dunkelste Stunde» über dialoglastige Roadtrip-Komödien wie «303» bis hin zum gepfiffenen Soziogramm aus der Türkei. Menschenskinder, in einer Welt, in der dänische Notruf-Kammerspielthriller und schottische Zombie-Teenie-Weihnachtsmusical auf der großen Leinwand laufen, kann wirklich kein noch so nischiger Geschmack behaupten, nicht bedient zu werden!

Zweifelsohne, wer auf dem Land lebt, hat es etwas schwerer, die volle Bandbreite der Filmkunst auszukosten, aber, Überraschung: Die Dorfgrenze ist kein unüberwindbarer Wall, der euch von der Außenwelt abschneidet. Man kann auch mal in die nächste Stadt fahren, statt zu meckern: "Ich will ja ins Kino, aber das Kino bietet nichts an! Meckergrummel!" Zudem: Immer mehr kleinere Kinos unterhalten Programmreihen, um dem örtlichen Publikum mehr zu zeigen als nur den nächsten Disney-, Warner- oder Universal-Blockbuster.

Wenn ihr also denkt, dass nichts im Kino läuft, besteht die Chance, dass es nicht am Kino liegt, sondern an euch – weil ihr eure Hausaufgaben nicht macht und euch nicht informiert, was wann wo läuft. "Was! Jetzt soll ich auch noch Hausaufgaben machen! Nichts da, mit hat alles in den Schoß zu fallen!", brüllt ihr da gerade innerlich? Achso. Also sagt ihr auch "Ich würde ja gerne mal wieder Essen gehen, aber es gibt ja nur McDonald's und Burger King", weil ihr kurz in die nächste Fußgängerzone gegangen seid und dann schon die Suche nach etwas Anderem aufgegeben habt?
03.04.2019 13:29 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/108326