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Es ist eine der besten Nachrichten des Filmjahres: James Gunn ist bei «Guardians of the Galaxy Vol. 3» zurück an Bord!

Und die Marvel Studios so: Wham! Bam! Shang-a-Lang! Am 15. März 2019 kam die Filmnews zum Vorschein, mit der wohl niemand mehr gerechnet hat – Regisseur und Autor James Gunn ist zurück an Bord von «Guardians of the Galaxy Vol. 3». Und das über ein halbes Jahr, nachdem er von seinem Projekt gefeuert wurde. Es ist eine gute Nachricht. Eine herausragende sogar. Aus sogleich mehreren Gründen.

Zum Ersten ist es rein menschlich eine schöne Meldung in einem ständigen Sturm aus negativen Schlagzeilen: James Gunn ist kein sturer Filmhandwerker, der einfach nur einen Auftrag verloren hat, als er von Walt-Disney-Studios-Präsident Alan Horn vom «Guardians of the Galaxy Vol. 3»-Regiestuhl gekegelt wurde. Gunn liebt das was er macht abgöttisch. Das spürt man sämtlichen seiner Interviews zu den «Guardians of the Galaxy»-Filmen an, seinen passionierten Facebook-Einträgen rund um sie und seinen flammenden Tweets, in denen er freudig mit Fans interagiert. Dass er sein Werk vollenden kann, ist halt einfach richtig.

Zum Zweiten, und alles in allem wichtigeren: Es stellt wieder ein Stückchen Gerechtigkeit im kulturellen Diskurs her. Gunn wurde im Sommer 2018 entlassen, als Trump-Anhänger (und einsame Stubenhocker mit viel zu viel Zeit und viel zu wenig Anstand) einen gekünstelten Aufschrei der Empörung von sich gelassen haben – und so auch einen Shitstorm seitens jener auslösten, die sich halb- bis uninformiert in die Debatte einklinkten. Die Trump-Anhänger holten Tweets aus einem früheren Karriereabschnitt Gunns hervor, rissen sie mitunter aus dem Zusammenhang, um ihn als jemanden darzustellen, der Tabuthemen wie Kindesmisshandlung verharmlosen würde.

Eine inkorrekte Darstellung von Gunns Wirken, der vor seiner Zeit bei Marvel schlicht als Schockkomiker aktiv war und durch rauen, harten Humor auf Themen aufmerksam machte und sich sehr oft der Pointe "Ist es nicht schlimm, dass Leute sowas wirklich gut finden?" bediente. Kann man lustig finden, muss man nicht. Abartig ist sowas aber wahrlich nicht. Die Aktivisten (die mit diesem Etikett eigentlich über Wert verkauft werden – es sind schlicht gut organisierte Trolle) bekamen (so sah es zuerst aus) dennoch, was sie wollten: Sie beschädigten die Karriere eines lautstarken Trump-Kritikers. Dass Gunns Kündigung revidiert wurde, ist ein weiterer Puzzlestein in einer langsam Form annehmenden, gesellschaftlichen Narrative, die wir dringend nötig haben: Regressive, aggressive Idioten bekommen nicht dauernd ihren Willen, nur weil so laut "Büäh, büäh!" brüllen.

Erst schoss «Captain Marvel» durch die Decke, obwohl wochenlang irgendwelche Totaldeppen versucht haben, durch Lügen, Fehlzitate und Polemik gegen den Film Stimmung zu machen und ihn als sicheren Flop abzustempeln. Und nun zeigt sich, dass James Gunns Karriere keinerlei Schäden vom Shitstorm gegen ihn abbekommen hat. Nächstes Ziel: Solchen Leuten auch abseits des Filmgeschäfts keine Macht mehr geben.
19.03.2019 20:06 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107998