Sky 2018: Ein Jahr des Wandels

Nach dem Verkauf von Sky an Comcast erwarteten Experten Investitionen. Was Comcast mit Sky plc und Sky Deutschland genau plant, ist aber weiterhin offen.

Schon seit knapp 30 Jahren wird im Norden Münchens Bezahlfernsehen verkauft. Zunächst als Premiere, dann kam DF1 hinzu, das dann zu Premiere World verschmolzen wurde. Der ehemalige ProSieben-Chef Dr. Georg Kofler strich die Anglizismen aus dem Namen. Die Amerikaner kamen und kauften sukzessiv Teile des Unternehmens. Der FOX-Konzern investierte riesige Summen in den damals chronisch defizitären Sender, der sich in Folge einen großen Kundenstamm aufbauen konnte. Das veränderte Sky grundlegend - inzwischen werden in Deutschland zumindest in Sachen EBITDA Gewinne geschrieben.

Doch die Zeiten haben sich abermals geändert, denn Rupert Murdoch glaubt, dass sein Unternehmen 21st Fox Century der Power der Technologiekonzerne nicht standhalten kann. Daher veräußerte er sein Film- und Fernsehgeschäft an die Disney-Gruppe. Schon im Jahr 2015 strukturierte man die Bereiche neu, denn das deutsche und italienische Sky, die zu Fox gehörten, wurden an das britische Sky verkauft.

Die Idee hinter diesem Plan war die Komplettübernahme von Sky plc, das in Großbritannien riesige Gewinne abwirft. Doch diese Übernahme wäre mit zahlreichen Auflagen wie dem Verkauf von Sky News verbunden gewesen. Das Geschäft war für viele Branchenbeobachter schon in trockenen Tüchern, bis allerdings der US-Kabelnetzbetreiber Comcast mitbot. Erst versuchte sich das Unternehmen an der Fox-Gruppe, blies aber dann den Angriff ab. Dafür pokerte das Unternehmen bei Sky mit.

Satte 34 Milliarden Euro hatte Comcast Mitte September 2018 für die Sky-Gruppe geboten. In der dritten Bieterrunde erhöhte das Unternehmen noch einmal sein Angebot und bekam den Zuschlag von der britischen Übernahmebehörde. Binnen weniger Tage übernahm das Unternehmen auch die weiteren Anteile, die noch Fox am Unternehmen hielt. Kurze Zeit später schlug das deutsche Sky bei der Premier League zu und vor Kurzem liebäugelte der Sender mit der Rückkehr der Formel1.

2018 war für Sky sicherlich ein Jahr, in dem die Firma zahlreiche neue Ideen auf die Strecke brachte. Beispielsweise brachte man die Eigenproduktion «Das Boot» an den Start, die nicht nur gute Kritiken vorweisen kann, sondern auch beim Publikum gut ankommt. Die Champions League-Gruppenphase war für Sky die erfolgreichste aller Zeiten und Sky Sport News HD erreicht monatlich mehr als eine Million Zuschauer. Besonderen Klang bringt die neue Sky-Soundbox in die Wohnzimmer, das Gerät ist so gefragt, dass es momentan ausverkauft ist. Mitte des Jahres wurde die schon aus England bekannte Sky Q-Software in Deutschland aufgespielt, über die jetzt auch neue Kooperationen mit Firmen wie Netflix, Spotify oder DAZN zustande kamen. Sky will sich zu einer All-In-One-Plattform wandeln und auch beim Thema Ultra HD Trendsetter sein. Zu Weihnachten bietet der Sender erstmals um die 80 Filme in 4K an.

Und man setzt mehr denn je auf das Angebot Sky Ticket, für das nun sogar ein eigener Streaming-Stick eingeführt wurde.

So sehr sich die allgemeine Mediennutzung in einem Wandel befindet, so sehr verändert sich auch das Geschäft von Sky. Als Meilenstein bezeichnete Skys Jeremy Darroch im Herbst den Comcast-Einstieg. Die Übernahme liegt zwar erst kurz zurück und bringt deshalb bis heute noch nicht beantwortete Fragen mit sich. Wie genau sehen die künftigen Visionen des neuen Gesellschafters Comcast aus? Gibt es schon fertige Pläne? Wo werden bald Prioritäten gesetzt? Im nächsten Jahr wird man dazu wohl mehr erfahren. 2018 gab es auch Rückschläge – so nahm es Sky in Kauf, Kundenverluste zu schreiben, weil man einige Abos nicht mehr zu günstigen Rabattpreisen verlängern wollte. Die Kündigungsquote stieg. Im Sommer zählte die Firma knapp 5,2 Millionen Kunden – seit der Comcast-Übernahme gibt es keine genauen Zahlen mehr. Dem gegenüber stehen immens steigende Rechtekosten im Bereich Sport. Sowohl an DFL als auch an UEFA zahlt Sky immer mehr, doch der Champions League-Deal war vor allem im Herbst für viele nicht einfach zu verstehen. Das habe sich inzwischen verbessert, laut Sky gibt es viel positives Feedback. Andere Kunden mussten sich erst an den SkyQ-Receiver gewöhnen, der mit bisherigen Gewohnheiten bricht. Auch hier konnte Sky nach und nach punkten, auch wenn gefühlt eine gewisse Unzufriedenheit der Kunden auszumachen ist.

In der Phase des Umbruchs wohl normal, aber dennoch nicht zu vernachlässigen. Für Stabilität in allen Bereichen sollen wegweisende Vertragsabschlüsse sorgen. 2018 wurden Sportrechte mit dem DFB, Wimbledon, ganz aktuell der ATP Tour und der Premier League fixiert – zudem sicherte man sich langfristige Golf-Rechte (u.a. Ryder Cup).

Zu Weihnachten kreierte man nun ein besonderes Geschenk. Das gesamte Angebot von Sky gibt es zur Zeit für rund 45 Euro im Monat. Sportfans, die auf Bundesliga und Champions League nicht verzichten wollen, zahlen die nächsten zwölf Monate nur etwas unter 35 Euro. Weihnachtszeit ist eben Schnäppchenzeit. Wie bei so vielen anderen Unternehmen auch.
19.12.2018 12:10 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/106025