Der große Ausblick: So plant UFA Serial Drama mit «Unter Uns» und «Freundinnen» im Jahr 2019

In dieser Woche steht bei «Unter Uns» zuerst Folge 6000 an – inklusive vieler Rückblicke. Mit den Kreativen Guido Reinhardt und Agnes Hertwig sprechen wir über die Bodenständigkeit der Schillerallee, aber auch über die Geschichten des kommenden Jahres. Guido Reinhardt erklärt zudem, welche Schlüsse er aus einer Marktforschung zur neuen Daily «Freundinnen» zieht und was 2019 in der Serie vom Himmel fällt.

«Unter Uns» - Cast&Crew

  • Produktionsfirma: UFA Serial Drama
  • Producerin: Agnes Hertwig
  • Produzent: Guido Reinhardt
  • Chefautoren: Nicole Peisker (Story), Richard Hemmersbach (Script)
  • Regie: Markus Hansen, Katrin Schmidt, Christian Singh, Herbert Wüst, Renate Gosiewski, Klaus Knoesel u. a.
  • Produktionsort: Köln
6.000 Folgen «Unter Uns» - eine ganze Generation ist mit der Serie aufgewachsen. Als die Serie startete, da zogen manche Vergleiche zur US-Soap «Melrose Place», des Appartement-Komplexes wegen. Gehen Sie diesen Vergleich mit?
Reinhardt:
Ich denke, dass der Vergleich mit «Melrose Place» durchaus gerechtfertigt ist. Im emotionalen Kern hat sich die Serie seit nun fast 25 Jahren niemals verändert: Es geht um Familie, Freundschaft und Nachbarschaft.

«Unter Uns» ist die bodenständige Serie; mit Bäckerei und Wohnungen abseits des Luxus. Daran hat sich seit damals nichts geändert?
Hertwig:
Das stimmt. «Unter Uns» ist sehr nah an der Welt der Zuschauer – wobei wir durchaus auch Figuren haben, die den elitäreren Schichten entspringen – Wir sind von der Kneipenwirtin bis zum Baulöwen sehr breit aufgestellt und bieten damit eine Identifikation für viele Menschen.

Reinhardt: «Unter Uns» hat seinen eigenen kleinen und überschaubaren Kiez. Im Rheinischen heißt es “Veedel”. Unsere Zuschauer kennen dieses Gefühl des Zusammenlebens aus ihrer eigenen Nachbarschaft. Es ist eine große Stärke dieser Serie, dass sie hier einen positiven Zusammenhalt vermittelt. Die Schillerallee 10 trotzt fast allen Widerständen.

Was ist denn die größte Änderung in den weit über 20 Jahren?
Reinhardt:
Das waren sicherlich die produktionell bedingten Umbrüche. Diese hatten leider auch negative Konsequenzen im Bereich Storytelling. Wir mussten zwischenzeitlich von fünf Folgen, die wir pro Woche hergestellt haben, die Geschwindigkeit auf acht Folgen erhöhen. Mittlerweile sind wir allerdings auf sechs Folgen pro Woche zurückgekehrt. Das war für uns als UFA wichtig, weil es einen deutlich größeren kreativen Spielraum ermöglicht.

Da müssen wir vielleicht näher drauf gehen. Sie haben eine Zeit lang acht Folgen pro Woche gemacht. Eine Jahresstaffel ließ sich so in 33 Wochen produzieren. Und dann gab es fünf Monate Pause. Aber das hohe Drehpensum hatte quasi zur Folge, dass man Figuren nicht mehr so beliebig einsetzen konnte, weil sie übermäßig eingespannt waren?
Reinhardt:
Das hat an sich auch funktioniert, wir haben auf eine Form der Staffelproduktionsweise umgestellt. Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Die Kollegen hatten entsprechend eine längere Pause oder in dieser Zeit auch andere Projekte. Wir haben aber gemerkt, dass wir bei acht Episoden pro Woche unseren Autoren so viele Schreibregeln auferlegen mussten, dass sie die Geschichten nicht mehr frei entwickeln konnten. Jeder Schauspieler hat pro Woche eine maximal machbare Obergrenze an Szenen, in denen er mitwirken kann. Dadurch konnten Geschichten nicht konsequent weitererzählt werden und mussten zwangsweise pausieren. Das haben wir verändert.

Eine weiterte Zäsur in der Serie war sicherlich der Tod von Wolfgang Weigel – mit diesem ging auch eine inhaltliche Anpassung der Serie einher. Eine der schmerzhaften Entscheidungen in der Historie?
Reinhardt:
In täglichen Serien gehören Trennungen und der Abschied von lieb gewonnen Figuren immer zu der konzeptionellen Arbeit der Macher. Diese Entscheidungen müssen gut überlegt, und immer im Kontext aller Figuren im Ensemble betrachtet werden. Aber manchmal kann eine solche Trennung auch eine große Chance für neue Figuren und Konstellationen sein. Das war die erste Aufgabenstellung für Agnes Hertwig als neue Producerin dieser Serie.

Und was haben Sie gesehen? Mit Irene Weigel und Ute spielen zwei Figuren der (fast) ersten Stunde mit; Paco ist auch schon seit den 90ern dabei. Alles andere als selbstverständlich…
Hertwig:
Das ist eine Luxus-Situation, Figuren über so einen langen Zeitraum erzählen zu können. Eine Figur braucht immer einen Reiz für den Zuschauer. Und ich muss sagen, dass ich mit den Alteingesessenen sehr zufrieden bin. Sie stellen außerdem eine große Verbundenheit zur Marke da, so dass selbst Zuschauer, die lange nicht mehr «Unter Uns» gesehen haben, sich an sie erinnern können. So etwas ist für eine langlaufende Serie unbezahlbar.

In der Schillerallee 10 ziehen nicht alle drei Monate neue Leute ein. Wir wollen etwas beständiger die Biografien der bekannten Figuren erzählen und entwickeln, mit der gleichzeitigen Herausforderung mit den Geschichten immer wieder zu überraschen.
Gudio Reinhardt, Produzent UFA Serial Drama
Reinhardt: Das sind unsere Diamanten der Serie. Man muss solche Figuren trotzdem immer überprüfen. Welche Figur braucht man gerade für welche Geschichte? Hier sehe ich auch den Unterschied zu anderen Serien: Sie haben die Bodenständigkeit von «Unter Uns» angesprochen. In der Schillerallee 10 ziehen nicht alle drei Monate neue Leute ein. Wir wollen etwas beständiger die Biografien der bekannten Figuren erzählen und entwickeln, mit der gleichzeitigen Herausforderung mit den Geschichten immer wieder zu überraschen. Dennoch brauchen wir auch hier ständige Erneuerung. Dies ist ein gelernter Prozess aus allen unseren UFA Serial Drama Produktionen.

2018 sind die Quoten der Serie nun gesunken, um fast zwei Prozentpunkte. Das ist sicherlich auch dem RTL-Nachmittag generell geschuldet, aber Serienmacher mögen es ja nie gerne, wenn das so weiche Quotenpolster plötzlich schwindet…
Reinhardt:
«Unter Uns» bewegt sich in einem sehr volatilen Umfeld. Der ganze Nachmittag macht da keine Ausnahme. «Unter Uns» hat es immer geschafft, die Quoten des Lead-In deutlich anzuheben – heißt der Zuschauer schaltet für dieses Programm ein. Deshalb ist diese Serie so wertvoll. RTL hat sich der Herausforderung gestellt und ein komplettes neues Line-Up und für den Nachmittag entwickelt. Das ist mutig und konsequent.

Sie haben jetzt Ihr eigenes Lead-In, die Serie «Freundinnen», die auch schon seit drei Monaten läuft. Wie fällt das erste Zuschauerfeedback aus?
Reinhardt:
Es gab jetzt die erste größere Marktforschung und das Ergebnis wird in die weiteren Geschichten einfließen. RTL hat sich hier einen Wechsel der Programmfarbe auf die Fahne geschrieben und hält diesen auch konsequent durch. Jeder der eine tägliche Serie gestartet hat, kennt diese Wechselbäder der Gefühle: Sechs Prozent Marktanteil sind für alle Beteiligten am Anfang schmerzhaft, aber umso schöner sind dann Tage, an denen man mehr als neun Prozent holt. Dann ist die Zweistelligkeit plötzlich ganz nah – und man merkt: Auch «Unter uns» kommt plötzlich auf 16 Prozent. In dem Moment wissen wir, wir können unser Ziel erreichen: eine beständige fiktionale Stunde am Nachmittag /Vorabend.

Es gibt auch – und das ist interessant – viele Zuschauer, die generell enttäuscht sind, weil ihre Lieblingsserie irgendwann einmal abgesetzt wurde. Sie wollen sich aus diesem Grund erst einmal auf gar nichts Neues einlassen, um nicht wieder enttäuscht zu werden.
Gudio Reinhardt, Produzent UFA Serial Drama über die Startschwierigkeiten bei neuen Dailys
Nochmal gefragt: Was kam bei der Zuschauerforschung raus?
Reinhardt:
Viele Zuschauer hatten zum Zeitpunkt der Forschung die Serie noch gar nicht entdeckt. Es gibt auch – und das ist interessant – viele Zuschauer, die generell enttäuscht sind, weil ihre Lieblingsserie irgendwann einmal abgesetzt wurde. Sie wollen sich aus diesem Grund erst einmal auf gar nichts Neues einlassen, um nicht wieder enttäuscht zu werden.

Wir werden uns konkret bei «Freundinnen - Jetzt erst recht» inhaltlich breiter aufstellen. Bisher erzählen wir hauptsächlich aus der Perspektive von vier Freundinnen, hier werden wir neue spannende Figuren hinzufügen – und die werden hoffentlich für sehr viel Wirbel sorgen. Gleichzeitig werden wir auch innerhalb des Universums von «Unter Uns» für mehr Aufmerksamkeit bei den «Freundinnen» sorgen.

Paco wird im Dezember einen Gastauftritt bei den «Freundinnen».
Reinhardt:
Das ist richtig. Es ist eine Geschichte, die bei «Unter Uns» beginnt und die wir dann bei den «Freundinnen» weitererzählen, mit einem spannenden Ausgang für die Figur Paco. Das passte hervorragend. Im Januar erwartet dann die Zuschauer eine weitere Überraschung, ein Mann der vom Himmel fällt..., mehr wird nicht verraten.

Bei «Unter Uns» steht jetzt Folge 6.000 an. Worum geht es da?
Hertwig: In Folge 6.000 geht es vor allem um große Abschiede. Eine langjährige Figur wird die Schillerallee verlassen und das führt zu nostalgischen Augenblicken mit Gedanken an ehemalige Figuren, die mal «Unter Uns» waren. Online teasen wir mit: #Abschied. #Entführung. #OneNightStand.

Blicken wir auf 2019 – können Sie bei «Unter Uns» schon erste Highlights des neuen Kalenderjahrs verraten?
Hertwig: Wir haben viele neue emotionale Storys. Es wird eine spannende Entführung geben, eine romantische Hochzeit und viele lustige Geschichten in der WG. Unser Schlagwort für 2019 ist: „Dem Großen Drama folgen große Emotionen.“

Reinhardt:
Ein weiblicher Neuzugang wird die Schillerallee aufwirbeln. Wir werden erleben, wie es dramatisch und spannend bei Familie Huber weitergeht. Wir zeigen, was Benedikt noch über sich herausfinden kann und ob auch er mal an seine Grenzen stößt. Auch in der Großfamilie Weigel gibt es neue Konstellationen – wer entdeckt Gefühle für wen und darf das überhaupt? Gibt es da vielleicht eine neue Verbotene Liebe? Alles in allem wollen wir im nächstes Jahr ein spannendes und großartiges Jubiläum mit 25 Jahren «Unter Uns» erleben, dafür stellen wir ab jetzt schon die Weichen!

Danke für das Gespräch.

03.12.2018 10:27 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/105490