Wie genau können Quoten von Fußballspielen gemessen werden?

Basti will wissen, ob die veröffentlichten Quoten seines Lieblingsklubs aus der Oberpfalz (Bayern) wirklich exakt sind.

Basti: Servus Quotenmeter! Ich bin Fan von Jahn Regensburg und wollte wissen, wie viele Zuschauer die Spiele meines Vereins bei Sky sehen. Lässt sich so etwas überhaupt messen?
Zu aller erst: Glückwunsch zur tollen zurückliegenden Saison des Jahn. In der Tat lassen sich die Zuschauerzahlen des Klubs bei Sky eigentlich nicht wirklich wiedergeben. Um zu erklären warum, müssen wir auf Grundsätzliches bei der Erfassung von Quotendaten blicken. Wie funktioniert die Messung eigentlich generell? In ganz Deutschland stehen um die 6000 GfK-Meter, das sind Quotenboxen, die die TV-Nutzung erfassen. Wer eine solche Quotenbox bekommt, wird wissenschaftlich genau ausgeklüngelt. Grob gesagt: Die Quotenbox-Haushalte sollen ein Abbild von ganz Deutschland sein – sie sind daher auf Nord, Süd, West und Ost verteilt, stehen sowohl bei älteren Teilnehmern als auch bei jüngeren – quasi in sämtlichen Gesellschaftsschichten.

Jeder GfK-Haushalt repräsentiert knapp 8000 Haushalte. Genau deshalb kann man sich auch nicht bewerben, eine Quotenbox zu bekommen. Und man muss versprechen, das auch geheim zu halten. Denn: Würden die Adressen und Testhaushalte bekannt sein, wäre möglicher Bestechung Tür und Tor geöffnet. In diesen Haushalten verpflichten sich die Bürger über eine zusätzliche Fernbedienung anzugeben, wann sie fernsehen. Das läuft quasi über Nummern ab: Nummer 1 ist etwa weiblich, 43, arbeitslos und hat Abitur. Nummer 2 ist männlich, 15 und Schüler. Nummer 3 ist männlich, 61 und Beamter. Jeder Bewohner des Haushalts soll zudem auch eine Abmeldung vornehmen, wenn er nicht mehr fernsieht. In einem Interview mit jetzt.de verriet Robert Nicklas, Leiter der AGF-Fernsehforschung etwa, dass das Einschlafen vor dem Fernseher eines der Probleme der Messung sei. Passiert mal sechs Stunden lang gar nichts am Fernseher, fragt die Quotenbox am Display um eine Bestätigung, dass jemand wirklich noch schaut.

Entsprechend ist die Quotenmessung grundsätzlich und generell ziemlich genau; sie ist ähnlich realitätsnah wie Wahl-Ergebnis-Prognosen am Wahlabend um 18 Uhr. Auch diese fußen ja auf stichpunktartigen Befragungen verschiedener Bürger – und liegen oft nur knapp daneben. Dass dies auch bei der GfK so ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Es schon lange her, dass Nielsen mal alternative TV-Quoten für Deutschland ermittelt hat; eine Art Zweitwährung und in den allermeisten Fällen ziemlich nah an den Original-Quoten war.

Aber – und jetzt kommen wir zur konkreten Frage: Es gibt Grenzen bei der Messung. So beklagt Sky generell, dass die Gewichtung innerhalb des Panels noch nicht ganz genau stimmt. Teilweise könnte es bei Sky Bundesliga etwa größere Abweichungen geben. Das liegt zum einen daran, dass nicht in allen 6000 Testhaushalten ein Sky-Receiver steht (weil ja auch nicht in allen deutschen Haushalten Sky vertreten ist)… Zum anderen unterliegen speziell Bundesliga-Sendungen stark einer regionalen Wichtigkeit. Nehmen wir mal den Jahn. Es ist doch wahrscheinlich, dass Regensburger ein besonderes Interesse an Spielen des Jahn haben. In Magdeburg, Berlin oder Hamburg fällt das Interesse am Jahn vermutlich niedriger aus. Es ist aber durchaus fraglich, ob es genügend Testhaushalte in Regensburg (oder der direkten Umgebung gibt), um wirklich alle relevanten Parameter abzudecken.

Gleiches gilt auch für sehr kleine Sender: Wenn TV-Quoten mit 0,01 Millionen Zuschauern ausgewiesen werden – also 10.000 Zuschauern, dann kann man grob sagen, dass ein Testhaushalt zugesehen hat. Im unteren Bereich verschwimmen die Werte also ziemlich. Zudem steht – und das geht über die gestellte Frage hinaus – die Quotenmessung vor einer dringend nötigen Revolution. Denn: Abrufe im Netz, egal ob ganze Sendungen bei YouTube, in der Mediathek oder auf Plattformen wie Facebook, fließen aktuell noch nicht in die Quotenmessung ein. Somit wird vor allem das junge Publikum, das vor allem hier unterwegs ist, klar ausgeklammert. Seit Jahren sinkt auch deshalb die TV-Nutzung der Menschen unter 20 Jahren massiv. Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung ist seit Jahren auf der Suche nach Lösungen für dieses Problem, hat bis dato aber noch keine gefunden. Aktuell finden intensive Tests mit Google statt; um „konvergente Quoten“ ausweisen zu können. Geplant ist hier allerdings später einen Zeitversatz von sieben Tagen zu erreichen. Wenn alles glatt läuft, könnten solche Daten ab 2019 zur Verfügung stehen.

Wie siehts im Ausland aus? Nicht sehr viel anders: In Österreich stehen in rund 1600 Haushalten entsprechende Messgeräte, in der Schweiz sind es mindestens 1800. Von der Größenordnung her ähnlich ist die Anzahl der Testhaushalte in Großbritannien, wo es etwas mehr als 5.000 gibt.
26.11.2018 11:00 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/105415