«Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» - Es wird düster!

In der Magierfortsetzung «Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» muss es der smarte Zauberer Newt Scamander mit einem übermächtigen Gegner aufnehmen.

«Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen»

  • Start: 15. November 2018
  • Genre: Fantasy/Abenteuer
  • Laufzeit: 134 Min.
  • FSK: 12
  • Kamera: Philippe Rousselot
  • Musik: James Newton Howard
  • Buch: J.K. Rowling
  • Regie: David Yates
  • Darsteller: Eddie Redmayne, Jude Law, Johnny Depp, Katherine Waterston, Dan Fogler, Ezra Miller, Zoë Kravitz, Carmen Ejogo
  • OT: Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (UK/USA 2018)
Aus dem von der mittlerweile milliardenschweren Schriftstellerin Joanne K. Rowling unter dem Pseudonym Newt Scamander verfassten, fiktiven Lehrbuch «Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind» ging 2016 das erste von insgesamt drei geplanten Spin-Offs aus der «Harry Potter»-Reihe hervor. Mittlerweile wurde die anvisierte Trilogie sogar noch erweitert: fünf Filme sollen bis 2024 weltweit in die Kinos kommen. Und wie wir Hollywood kennen, muss das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht sein, sofern all diese Teile ähnlich gut an den Kinokassen performen, wie der Auftakt. «Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind» spielte weltweit über 800 Millionen US-Dollar ein, hierzulande lösten knapp 3,5 Millionen Besucher ein Kinoticket für die Abenteuer des pfiffigen Zauberers und Fachmanns für magische Tiere. Auch uns gefiel der auf dem Papier so unkonventionelle Blockbuster – zumindest in Sachen Feeling und Atmosphäre. Bemängelt haben wir dagegen, dass der zunächst so angenehm brave Fantasyfilm im Finale plötzlich ein Getöse loslässt, das dem behutsamen Aufbau nicht gerecht wird.

Außerdem war schon damals deutlich spürbar, dass «Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind» in erster Linie ein Auftakt ist. Und genau so hat sich der Film, allem nostalgischen Wohlgefühl zum Trotz, am Ende auch angefühlt. In der Fortsetzung «Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» muss auf inhaltlicher Ebene also zwangsläufig etwas mehr passieren. Und da es auch zum zweiten Teil keine konkrete Buchvorlage gibt – schließlich basiert all das immer noch auf einem gerade mal 128 Seiten umfassenden Tierlexikon – ließ sich vorab nur bedingt erahnen, wohin die Reise wohl gehen wird. Die Antwort lautet: in deutlich düstere Gefilde.

Der gefährlichste Zauberer der Welt


Der mithilfe von Newt Scamander (Eddie Redmayne) und dem Magischen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika gefasste Zauberer Gellert Grindelwald (Johnny Depp) macht seine Drohung wahr und entkommt dem Gewahrsam. Er schart ein Gefolge um sich, das seine wahren Pläne nicht kennt: die Herrschaft reinblütiger Zauberer über alle nichtmagischen Wesen. Um Grindelwalds Pläne zu vereiteln, wendet sich Albus Dumbledore (Jude Law) an seinen ehemaligen Schüler Newt Scamander, der seine Hilfe zusagt, ohne sich über die Gefahren im Klaren zu sein. Liebe und Loyalität werden auf die Probe gestellt, und selbst zwischen besten Freunden und innerhalb von Familien entstehen immer mehr Spaltungen in der magischen Welt.

Wer sich vor der Sichtung von «Grindelwalds Verbrechen» gefragt haben sollte, weshalb der Film im Gegensatz zum Vorgänger eine Altersfreigabe ab 12 erhalten hat, den klärt bereits der Auftakt über diese FSK-Erhöhung auf: Der Film beginnt mit Grindelwalds Flucht aus dem Gefängnis, die Regisseur David Yates (verantwortete insgesamt vier «Harry Potter»-Filme und ist aktuell für die komplette «Tierwesen»-Saga eingeplant) als düster-brutale Verfolgungsjagd über den Wolken inszeniert. Dabei ist es nicht die von knallenden Blitzen und Regenströmen dominierte Atmosphäre, die dem Ganzen zur zu Beginn versprochenen Düsternis verhilft, sondern vor allem Grindelwalds Rigorosität, sich seine Verfolger vom Leib zu halten. Hier wird zwar nicht geschossen, aber die ausgestoßenen Drohungen sowie die angewendete Magie sind – im wahrsten Sinne des Wortes – todernst zu verstehen. Der Filmtitel ist also gerechtfertigt, denn hier geht es in erster Linie die Schandtaten eines Schwerverbrechers und erst in zweiter Linie um die fantastischen Tierwesen.

Und auch, wenn wir von Grindelwald noch nicht so viel mitbekommen haben, wie von seinem inoffiziellen Nachfolger Lord Voldemort (beide Zauberer galten ihrerzeit als die bösesten der Welt), ist die Bösartigkeit definitiv vergleichbar. Grindelwalds Pläne haben sogar noch eine etwas größere Dimension: Er Träumt von einer herrschenden Rasse, die die ganze Welt dominieren soll. Das offenbart nicht bloß eine gewisse weltpolitische Brisanz, auch der zuletzt immer häufiger auf extravagante Charaktere festgelegte Johnny Depp («Fluch der Karibik») verhilft dem schneeweißen Magier zu einer von Anfang an einnehmenden Kälte, vollkommen frei von Augenzwinkern, Poserei oder (pseudo-)coolen One-Linern. So bedrohlich und schlichtweg ernst haben wir Depp lange nicht mehr gesehen – und es passt perfekt zum Film!

Phantastische Tierwesen, phantastische Effekte


Die ebenfalls titelgebenden «phantastischen Tierwesen» nehmen auch in der Fortsetzung des «Harry Potter»-Spin-Offs wieder einen großen Stellenwert ein und bilden (gerade für die jüngeren Zuschauer, die hin und wieder auch mal Momente benötigen, um zu verschnaufen) ein willkommenes Gegengewicht zum sehr düsteren Handlungsstrang rund um die Jagd nach Gellert Grindelwald. In ihrem Fokus steht natürlich in erster Linie der zuckersüße Niffler, einer Art Maulwurf mit Entenschnabel. Und das Beste an seiner Figur ist nicht etwa das voller Details steckende Design (selbst die Nasenspitze bewegt sich immer wieder auf und ab, aber auch die Atemgeräusche, die der Niffler macht, sind an Niedlichkeit nicht zu überbieten), sondern vor allem, dass die Macher darum wissen, wie sie ihren Szenendieb gekonnt einsetzen. Erneut verteilen die Macher die Aufmerksamkeit sehr gleichmäßig auf alle möglichen Fabelwesen und achten darauf, dass ihre Auftritte für den Fortlauf der Handlung relevant sind: Der Niffler und seine vielen Gefährten sind also nicht bloß einfach mit von der Partie, weil sie ganz besonders süß sind, sondern auch, weil sie Newt und seinen Freunden in entscheidenden Momenten eine große Hilfe sind.



Nicht nur die Szenen mit den Tieren befinden sich animationstechnisch auf aller höchstem Niveau, sodass eine Nominierung in der Oscar-Kategorie „Beste Effekte“ reine Formsache sein dürfte. «Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Vebrechen» sieht in seiner Verschmelzung aus sehr chicem CGI und tollen Setdesigns (Stichwort: Zirkus) schier unglaublich aus und zeigt darüber hinaus, dass ein Film auch dann verspielt und abwechslungsreich gestaltet sein kann, wenn er im Großen und Ganzen dennoch sehr düster ist.

Dass man sich im Laufe der üppigen 134 Minuten, in denen man als „normaler Kenner“ des Franchises sicherlich nicht alle Details sofort versteht, zu jedem Zeitpunkt am tollen Design satt sehen kann, hilft dem Film über einige erzählerische Längen hinweg. Denn auch «Phantastische Tierwesen 2» ist nun mal in erster Linie ein Bindeglied zwischen zwei anderen Filmen. Und so nutzt Joanne K. Rowling auch dieses vorwiegend dazu, ihre in Teil eins bereits etablierten Figuren um noch in paar weitere Charakterfacetten zu ergänzen. Dafür beleuchtet sie auch diesmal ausgiebig das (auch amouröse) Privatleben von Newt und Co., was in seiner (noch) sehr oberflächlichen Betrachtung allerdings fast ein wenig soapy wirkt. Trotzdem erweitert sich so nach und nach ihr Background, was sich auch für das Hogwarts-Universum an sich sagen lässt. Sowohl für ihre Protagonisten, als auch für die Welt, in der sie leben, erfindet Rowling immer mehr Details und Zusammenhänge, die ihren Höhepunkt in «Grindelwalds Verbrechen» in einer Rückkehr nach Hogwarts erleben (natürlich ganz stilecht zu John Williams‘ bekanntem «Harry Potter»-Theme). Was genau es damit auf sich hat, wollen wir aus Spoiler-Gründen allerdings ebenso wenig verraten, wie größere und kleinere Offenbarungen in der Vergangenheit bekannter Figuren. Was wir allerdings sagen können ist (auch, weil es bereits im Trailer angekündigt wurde), dass es mit Albus Dumbledore einen sehr prominenten Rückkehrer gibt, den Jude Law («Sherlock Holmes») sehr überzeugend als loyalen und liebenswürdigen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste anlegt.

Vor allem im Zusammenspiel mit Eddie Redmayne als tapsiger, diesmal aber auch deutlich mehr in sich gekehrter Newt Scamander, der mit dieser Rolle seine Bestimmung gefunden zu haben scheint, punktet Law mit seinem Spiel, das ihn sofort als jüngere Version Dumbledores erkennbar macht. Auch Katherine Waterston («Steve Jobs»), Dan Fogler («Balls of Fury»), Ezra Miller («Justice League»), Zoë Kravitz («Kin») und Alison Sudol («Between Us») sind wieder mit von der Partie und verkörpern die Entwicklung ihrer Figuren allesamt glaubhaft, die wir allerdings ebenfalls nicht vorwegnehmen wollen.

Fazit


«Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» setzt den soliden Auftakt der «Harry Potter»-Spin-Off-Reihe um ein Vielfaches düsterer fort, punktet ein weiteres Mal mit süßen Tierwesen und macht trotz einiger Holprigkeiten im Skript große Lust auf Teil drei.

«Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen» ist ab dem 15. November bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!
13.11.2018 10:00 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/105142