Zwei präparierte Leichen werden in einem Berliner Club gefunden. Und dessen Promoter Beat wird daraufhin aus seinem Partyleben gerissen. Amazons neue deutsche Serie ist stark – aus überraschenden Gründen.
Industriebauten, dreckig und dunkel, nur das Neonlicht führt den Weg durch den dunklen Tunnel dorthin, wo der Moment lebt: Ist man einmal drin im Club, fallen Vergangenheit und Zukunft auseinander. Techno-Bässe wummern die Masse in Trance, die Drogen tun ihr Übriges.
Die Serie verbindet auf überraschend einfache Weise drei Genres, die so wohl noch nicht in den Topf geworfen wurden: den Club-/Szene-/Popkultur-Film mit dem Thriller und ein wenig Spionage-Drama. Diese Mischung funktioniert deswegen, weil sie von der vielschichtigen Figur Beat zusammengehalten wird. Er ist das zentrale Bindeglied aller Storys, die sich in der Amazon-Serie entfalten. Und der Charakter ist vielschichtig genug, um diese Rolle anzunehmen. Beat, aufgewachsen ohne Eltern, kennt die hedonistische Seite des Lebens, er kennt den Rausch und den Exzess – der für ihn zur Normalität geworden ist. Er ist tief im Herzen Idealist, und damit vielleicht naiv: Freiheit, Gerechtigkeit, Party und Liebe für jeden immer und überall.
Der 28-Jährige ist die Antithese zu dem, was man erwachsen werden nennt. Und damit auch die Antithese zu seinem Freund und Geschäftspartner Paul, der eine Familie versorgen muss, der die Party-Zeit hinter sich hat. „Das Leben geht weiter, Beat.“ Dieser erwidert: „Fragt sich nur, in welche Richtung.“ Paul: „Weißt du, was uns unterscheidet? Ich weiß, wo ich hingehöre. Ich hab ein Zuhause.“ Woraufhin Beat wütend herausschreit: „Ich hab auch eins, nur aus meinem machst du ne WG mit Arschlöchern.“ Er meint den Club, natürlich. Eine weitere Antithese ist Beat zu den Anzugträgern vom Geheimdienst, die ihm das unmoralische Angebot machen: Soll er den Informanten spielen, um endlich wieder an Geld zu kommen? Soll er sich mit dem korrupten System einlassen? Beats Charakter wird vor essentielle Fragen gestellt. Vor Fragen des richtigen Lebensentwurfs. Darsteller Jannis Niewöhner spielt diese Figur großartig – die innere Zerrissenheit, die Selbstzweifel werden in fast jeder Szene sichtbar. Beat ist das eigentlich Spannende an der Serie, nicht die Morde oder die Frage, ob man den Geschäftspartner überführen kann. Viel interessanter ist die Frage, wo Beats Ich am Ende der ersten Staffel steht. 
Sonar - Der angesagteste Club Berlins
Davon abgesehen inszeniert Regisseur Marco Kreuzpaintner einen temporeichen Genre-Mix, der trotz aller Verbrauchtheit des Club-Sujets bildgewaltig und akustisch wuchtig daherkommt. Es sind zudem tolle Leistungen der Schauspieler, neben Niewöhner allen voran der Geheimdienst-Darsteller Karoline Herfurth und Christian Berkel. Es macht Spaß, ihnen beim Zusammentreffen völlig unterschiedlicher Lebensentwürfe zuzusehen.