Die glorreichen 6 – Kritikerflops, die wir lieben (Teil VII)

Es ist ein Thema, das sich (nahezu) unendlich fortsetzen ließe: Filme, die von der Filmpresse verrissen wurden und mehr Zuneigung verdienen. Wir stellen einige von ihnen vor, die uns besonders am Herzen liegen. Wie Kenny Ortegas Halloween-Spaß «Hocus Pocus».

Die Handlung


Filmfacts: «Hocus Pocus»

  • Regie: Kenny Ortega
  • Produktion: Steven Haft, David Kirschner
  • Drehbuch: Neil Cuthbert, Mick Garris
  • Story: Mick Garris, David Kirschner
  • Darsteller: Bette Midler
  • Sarah Jessica Parker, Kathy Najimy, Omri Katz, Thora Birch, Vinessa Shaw, Jason Marsden
  • Musik: John Debney
  • Kamera: Hiro Narita
  • Schnitt:
  • Peter E. Berger
  • Rottentomatoes-Wert: 29%
  • Metascore:
  • Laufzeit: 96 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Teenager Max ist noch recht neu in Salem – und als früherer Einwohner von Los Angeles hat es der übertrieben selbstbewusste Junge überraschenderweise nicht einfach in seiner neuen Heimat. Als "Hollywood" abgestempelt, erntet er mit seiner coolen LA-Attitüde wiederholt Augenrollen, und sein Unwillen, an den lokalen Mythos der drei Sanderson-Hexenschwestern zu glauben, schadet seiner Reputation umso mehr. Trotzdem versucht der Außenseiter, sich die Zuneigung seiner Mitschülerin Allison zu sichern, die ebenfalls an diese Sage glaubt, und wirft dafür am Halloween-Abend all seinen Charme in die Waagschale. Tatsächlich gelingt es ihm, Allison von der überbordenden Halloween-Party ihrer Eltern wegzulocken. Auf ihrem nächtlichen Streifzug durch die Stadt kommen sie am geschlossenen Sanderson-Museum vorbei, in das sie einbrechen, obwohl sich Max' jüngere Schwester Danielle vehement dagegen ausspricht.

Im Museum versucht Max, Allison zu beeindrucken, indem er die sagenumwobene schwarzflammige Kerze der Hexenschwestern entzündet. Der Legende nach erweckt sie die Sanderson-Schwestern zum Leben, wenn sie in der Halloween-Nacht von einer Jungfrau angesteckt wird. Und Max ist noch unberührt …


Die glorreichen Aspekte


Die zeitgenössische, professionelle Kritik nannte «Hocus Pocus» harmlos, hölzern und durch und durch durchschnittlich. Doch wie der seit einem Vierteljahrzehnt kontinuierlich wachsende Kult um diese Disney-Komödie suggeriert, ist «Hocus Pocus» wohl kaum einfach irgendein Familienspaß wie jeder andere. Unter der Regie Kenny Ortegas, der später unter anderem die «High School Musical»-Filme inszenieren sollte, entstand eine schräge Mischung aus Camp, kindgerechtem Halloween und süffisant vermittelter Frechheiten. Ortega taucht «Hocus Pocus» dank verspielt-detailreichem Produktionsdesign, filigranen, ausdrucksstarken Kostümen und einer cartoonig-frivolen Grundhaltung der Darstellerinnen der drei Hexenschwestern in eine schräge Halloween-Atmosphäre.

Einerseits wagt sich «Hocus Pocus» für sein jüngstes Publikum weit heraus: Die Hexen sind trotz ihrer Tendenz, sich andauernd in den Haaren zu liegen und mit zunehmendem Filmverlauf auch fesche Sprüche im Stile des Dschinnis aus «Aladdin» abzufeuern, kompetent und daher einschüchternd. Und schon allein ihr Plan, allen Jungfrauen der Stadt die Lebensenergie auszusaugen, ist für einen Disney-Familienfilm recht gewagt. Hinzu kommt, dass dies als Sprungbrett für launige, schroffe Gags genutzt wird: Salem an Halloween ist bevölkert von tumben Erwachsenen, die den jugendlichen Helden des Films über seine Jungfräulichkeit ausfragen, einem notgeilen Busfahrer und einem Waschlappen von Ehemann, der vergnügt fremdflirtet.

Ortega inszeniert dies jedoch mit einer faszinierenden Unschuldigkeit, statt je die raueren thematischen Elemente des Films zu unterstreichen. Dadurch entsteht ein Halloween-Partyfilm-Gefühl – weshalb umso mehr die Darbietung Bette Midlers zum Schwerpunkt des Films wird. Midler hat eine ansteckende Freude daran, sich als Chefhexe Winifred Sanderson durch die Szenerie zu beißen und mit einer swingenden Performance des Songs "I Put a Spell on You" einen ganzen Festsaal zu verzaubern. Neben der bestens aufgelegten Midler punkten nahezu genauso sehr aber auch Kathy Majimy und Sarah Jessica Parker als Mary und Sarah Sanderson, die mit Midlers Energie mithalten und dennoch eigene Wege finden, ihren hibbeligen Rollen Persönlichkeit zu verleihen.

Gute Effektarbeit, vor allem für eine gerade einmal 28 Millionen Dollar teure Komödie aus dem Jahr 1993, runden das Gesamtbild ab: Eine der überzeugendesten sprechenden Katzen der Filmgeschichte und Doug Jones als staubiger, fauliger Zombie vervollständigen das Figurenkabinett und tummeln sich zusammen mit unseren drei menschlichen Hauptfiguren durch eine Halloween-Gute-Laune-Komödie, die auf eine leicht verdauliche Art völlig seltsam ist. Das alles macht «Hocus Pocus» zu einem Film, der mit jedem Anschauen besser wird.

«Hocus Pocus» ist auf DVD erschienen sowie via Amazon, iTunes, Netflix, Google Play, Pantaflix, Videoload und Chili abrufbar.
04.11.2018 13:30 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/104949