Bereits zum fünften Mal läd RTL uns zu Beginn der kühlen Jahreszeit ein, heißen Körpern in heißen Gefilden beim Flirten zuzusehen. Die Quoten waren zuletzt kein Problem, doch wohin bewegt sich das Niveau? Wir haben hingeschaut.
Nun ist es nicht so, dass dies Einzelfälle in der Karriere der ehemaligen Kandidatin von «Germany's Next Topmodel» wären. Sie veredelte seit 2008 Shows wie «Die Alm», «Das perfekte Promi-Dinner», «X-Diaries» oder diverse ProSieben-Formate von «TV Total» bis «Die große Völkerball Meisterschaft». Zu ihrem zehnjährigen Dienstjubiläum im Dienste der Unterhaltungsindustrie lässt sie nun also final alle Hüllen fallen: Als Promi in der fünften Staffel von «Adam sucht Eva», das bereits zum dritten Mal auf einen Mix aus Normalos und TV-Prominenz setzt.
Im Interview mit dem produzierenden Fernsehsender ließ Lohlink jüngst verlauten: "Negative Kommentare tun mir weh!". Ein absolut verständliches Statement, das jedoch auch zu denken geben sollte. Gibt es wirklich keinen Karriereweg abseits von Formaten, die Menschen wie in Käfigen ausstellen und teils auch der Lächerlichkeit preisgeben? Gerade für sanfte Gemüter scheint das ewige Abklappern von noch einem weiteren Trash-Format keine allzu gute Idee zu sein. Dennoch ist Frau Lohfink natürlich keine Einzeltäterin.
2015 dann gab es drastische Veränderungen: Das Atoll blieb, allerdings entfiel die Moderation und man teilte die Handlung auf zwei Inseln auf: Die "Insel der Versuchung" und die "Insel der Liebe". Die Kandidaten blieben dem Format nun auch länger erhalten, was verschiedene Geschichten über mehrere Episoden hervorbrachte. Die Quoten waren bombig und konstant: Zwischen 2,34 und 2,58 Millionen Fans zog das Format bei allen an.
Im vergangenen Jahr blieb man dem eingeschlagenen Weg dann weitestgehend treu und holte mit Patricia Blanco, Natalia Osada, Djamila Row, Bastian Yotta, Martin Kesici, Timur Ülker, Leo Rojas, Melody Haase und Marius Hoppe erneut mehr oder weniger bekannte Fernsehgesichter als Prominenz an Bord. Die Teilnehmerzahl (21) und die Zahl der Episoden (8) war in dieser Staffel am höchsten. Erfreulich für die Macher: Mit 1,93 bis 3,63 Millionen Zuschauer lief noch keine Staffel besser als diese.
Die Regeln sind immer noch die gleichen und nicht unnötig kompliziert: Alle Teilnehmer sind nackt und sollen flirten, streiten und für satte Quoten sorgen. Das neue Setting an Bord des Schiffes sorgte dann auch direkt für Drama: Der erste Adam, den man der Lohfink an Bord schickte, wurde direkt seekrank und verließ freiwillig die Show. Übergeben statt verlieben? Kein guter Start ins erotische Abenteuer. Wie gut, dass man gleich für Nachschub sorgte.
Nachenklich machte aber vor allem früh, wie wenig Feingefühl die Redaktion bewies. Angesichts der Äußerungen von Gina-Lisa Lohfink im RTL-Interview hätte man vielleicht nicht unbedingt erwartet, dass die weibliche Stimme aus dem Off jede Peinlichkeit nutzt, um die bekannte Kandidatin lächerlich zu machen (Stichwort: "Schiffsglocken", "natürliche Materialien"). Die Frage ist auch immer: Wie geschieht so etwas? Hier zumindest ohne die Treffsicherheit der Gagschreiber des Dschungels und weit jenseits geringster Niveauansprüche. Beispiel gefällig? RTL blendet eine Katze ein und die Off-Stimme sagt: "Sogar ne Pussy gibt es hier zu sehen." Aua. In gewisser Weise sind solche Sprüche aber auch ein Hilferuf nach besseren Autoren. Freiwillige vor, die Talsohle ist bereits erreicht. Der Rest des Auftakts bestand aus den üblichen intimen Geständnissen, Zickereien und ersten Annäherungen, untermalt mit Popsongs.