Digitaler und echter Dünnschiss kommen zusammen: Wer hat bloß einen Massen-Durchfall in einer amerikanischen Highschool ausgelöst? «American Vandal» ist zurück – die Serie, die soziale Medien so gut kommentiert wie keine andere.
Genau hier wird «American Vandal» zum großartigen Chronisten des digitalen Zeitalters. Denn Social Media ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Serie. Nicht nur wird der Turd Burglar, also der Täter, zur berühmten Internet-Persönlichkeit, auch die Suche nach ihm geschieht zuallererst über Instagram und Co. Keine andere Serie versteht es so gut, den hyperkonnektiven Alltag junger Menschen und den selbstverständlichen Umgang mit sozialen Medien darzustellen. Alles ist transparent, nichts privat. Einer der vermeintlichen Zeugen macht sich dadurch verdächtig, dass er keine digitalen Spuren hinterlässt – kein Facebook, kein Instagram, nichts. Und der erste vermeintliche Täter, den die Schule ausmacht, ist eigentlich ein gemobbter Einzelgänger, der über Selbstdarstellung auf YouTube und Co. zeigt, dass ihm die Hänseleien an der Schule nichts anhaben. Später in der Serie stellt sich heraus, dass das Gegenteil der Fall ist. Und dass er für die Higschool nur ein Bauernopfer ist, ähnlich wie Dylan Maxwell in Staffel 1 von «American Vandal».
Stattdessen suchen die beiden Jung-Journalisten Peter und Sam wieder nach der Wahrheit und decken dabei schmutzige Geheimnisse von St. Bernardine auf. Dass Social Media noch stärker als in Staffel 1 das wichtigste Instrument zur Beweisfindung ist, macht die Serie so authentisch. Denn wenn Jugendliche ihr Alltagsleben auch bei Instagram und Co. projizieren, dann kann die Tätersuche dort ebenfalls erfolgreich sein. Peter und Sam vergleichen die Posts des Turd Burglar mit denen zahlreicher verdächtiger Highschool-Schüler: Wer macht Punkte nach Emojis? Wer hatte den berühmten iPhone-Glitch im November 2017, der ein „I“ in ein „A“ mit Fragezeichen verwandelte? Wer legt eine ähnliche digitale Aussprache wie der Turd Buglar an den Tag?
Dabei versteckt sich die Serie nicht davor, auch die negativen Seiten dieser neuen Realität zu kommentieren. Cyber-Mobbing oder inszenatorische Selbstdarstellung werden ebenso porträtiert wie die neuen Schulhierarchien, die sich über gesammelte Likes definieren. Nicht zuletzt hat Netflix für «American Vandal» eine starke Werbekampagne auf Facebook und Co. gefahren, also genau dort, wo die Serie auch ihre kritischen Stärken besitzt. «American Vandal» ist eine Parabel auf das digitale Zeitalter und regt mehr zum Nachdenken an als zum Lachen. Zuallerletzt ist sie aber vor allem: tatsächlich spannend. Und damit auch im Streaming-Jahr 2018 ein Überraschungshit.