Die glorreichen 6 – Denkwürdige High-School-Filme (Teil III)

High-School-Filme haben aus unerklärlichen Gründen bei vielen Filmfans einen schlechten Ruf. Dabei gibt es zahlreiche gelungene Genrevertreter. Wir stellen sechs davon vor. Heute: «Ich glaub’, ich steh’ im Wald».

Die Handlung


Filmfacts: «Ich glaub’, ich steh’ im Wald»

  • Regie: Amy Heckerling
  • Produktion: Irving Azoff, Art Linson
  • Drehbuch: Cameron Crowe; basierend auf seinem Buch «Fast Times at Ridgemont High»
  • Darsteller: Sean Penn, Jennifer Jason Leigh, Judge Reinhold, Phoebe Cates, Brian Backer, Robert Romanus, Ray Walston
  • Kamera: Matthew F. Leonetti
  • Schnitt: Eric Jenkins
  • Veröffentlichungsjahr: 1982
  • Laufzeit: 90 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Ein mehr oder minder typisches Jahr an einer US-amerikanischen High School in den frühen 80er-Jahren: Der beliebte Schüler Brad Hamilton (Judge Reinhold) träumt schon vom Leben nach dem Abschluss, der ihn in wenigen Monaten erwartet. Er arbeitet in einem Burgerladen und ist kurz davor, seinen schnittigen 1960er Buick abzubezahlen. In seiner Beziehung zu seiner Freundin Lisa (Amanda Wyss) kriselt es, aber Brads jüngere Schwester Stacy (Jennifer Jason Leigh) hat noch größere Probleme: Sie ist noch Jungfrau und macht sich daher große Sorgen – was, wenn sie den Richtigen findet und nicht weiß, wie sie mit ihm umgehen soll, wenn es körperlich ernst wird zwischen ihnen? Stacy, die in einem Pizzarestaurant arbeitet, erhält aber zu ihrem Glück Tipps von der sexuell sehr aktiven Linda Barrett (Phoebe Cates).

Gegenüber vom Pizzarestaurant, in dem Stacy arbeitet, befindet sich ein Kino, in dem der schüchterne Mark Ratner (Brian Backer) arbeitet, der mit dem Angeber und Schwarzmarkt-Kartenverkäufer Mike Damone (Robert Romanus) befreundet ist, und sich in Stacy verliebt. Doch auch Mike hat Augen für Stacy. Der Kiffer und Surfer Jeff Spicoli (Sean Penn) dagegen liegt in einem Dauerclinch mit dem strengen Geschichtslehrer Mr. Hand (Ray Walston), der Jeffs ständiges Zuspätkommen schwer verurteilt ...




Die 6 glorreichen Aspekte


Cameron Crowe ging zu seiner Zeit als Journalist undercover und besuchte im Alter von 22 Jahren noch einmal die High School. Seine Erfahrungen und Beobachtungen ließ er in einen Roman über das soziale Gefüge High School, jugendliche Archetypen und deren unterschiedliche Herangehensweise an Sex einfließen. Basierend auf diesem Roman verfasste Cameron Crowe sein erstes Drehbuch. «Fast Times at Ridgemont High» alias «Ich glaub’, ich steh’ im Wald» ist diese Entstehungsweise anzumerken: Die Figuren sind trotz komödiantischer Überspitzungen sehr aussagekräftige, scharf beobachtete Nachstellungen typischer Teenie-Charaktere, die unter ihrer grellen Oberfläche nuanciert sind. Dazu trägt auch der komplexe Umgang mit Sexualität bei, den dieser Film hegt:

Obwohl «Ich glaub’, ich steh’ im Wald» mehrere Gags umfasst, die unter die Gürtellinie gehen und sich nahtlos in eine Teenie-Komödie wie «American Pie» fügen würden, und der Film sogar eine viel kopierte "Mädchen steigt in Zeitlupe aus dem Pool und wird angestarrt"-Sequenz beinhaltet, schlägt dieser US-Komödienklassiker nicht grobschlächtig in die ewig gleiche Kerbe. Crowes Skript setzt auch auf dramatische, verletzliche und aufmunternde Augenblicke aus der Pubertät, und Regiedebütantin Amy Heckerling (die später unter anderem «Kuck' mal, wer da spricht!» und «Clueless» inszenieren sollte) fügt die verschiedenen Tonalitäten behände zusammen. «Ich glaub’, ich steh’ im Wald» ist derb, zärtlich, albern und beobachtend – in kurzer Abfolge, und dennoch bricht dies dem Film nie das Genick.

Die episodenhafte Erzählstruktur kommt «Ich glaub’, ich steh’ im Wald» ebenfalls zugute, da sie ihn von typischen Plotaufbauten des Genres weg lenkt und mehr wie einen Film erscheinen lässt, der einfach ein paar interessante Momente in den Leben mehrerer Schülerinnen und Schüler aneinanderreiht. So wird der mit eingängigen Songs zahlreicher Musikgrößen bestückte Film weniger vorhersehbar. Und im Rückblick ist selbstredend der Auflauf an heutigen Schauspielstars, zu dem auch Nicolas Cage und Forest Whitaker zählen, ein echtes Sehvergnügen.

«Ich glaub’, ich steh’ im Wald» ist auf DVD und Blu-ray erschienen sowie via Amazon, iTunes, Netflix, Google Play, Microsoft, videociety, freenet Video, Sony und Chili abrufbar.
26.08.2018 17:04 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/103162