Es ist ein Thema, das sich (nahezu) unendlich fortsetzen ließe: Filme, die einen miesen Kritikerkonsens haben, und dringend mehr Respekt verdienen. Wie «We Are Your Friends».
Das Skript von Max Joseph und Meaghen Oppenheimer («Fear the Walking Dead») nimmt sich dieses Themas im Rahmen einer Geschichte an, in welcher sich das Duo auf das moderne DJ-Sein konzentriert. In den vergangenen Jahren erlebt die elektronische Musik durch Größen wie David Guetta eine Art Renaissance; dass dieser Entwicklung zwangsläufig irgendwann ein Film gewidmet werden würde, war also abzusehen. Doch «We Are Your Friends» ist mehr als die Beobachtung aktueller Musiktrends. Es ist eine Art Gesellschaftsstudie, die anhand der Wirkungs- und Entstehungsweise von Elektro-Musik nicht besser aufbereitet werden könnte. Abstriche gibt es dennoch, denn in einer Welt, in der der Mensch als Individuum nicht mehr zählt, ist es fast nur konsequent, der Figurenzeichnung kaum Aufmerksamkeit zu schenken.
Auf der einen Seite handelt es sich bei dem emotionalen Mix aus Drama, Tragikomödie und fiktionalem Charakterportrait mehr um eine Momentaufnahme, denn um eine plotgetragene Geschichte. Max Joseph flechtet in seinen Film viele Stimmungssequenzen ein und nutzt jene natürlich auch, um den treibenden Sound von «We Are Your Friends» immer wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Jener besteht aus pulsierenden Electro-Klängen diverser DJs, von Klingade über Years & Years bis hin zu Pyramid, die sämtliche von Zac Efrons Figur verfassten Musikstücke arrangierten. Trotz des Wusts unterschiedlicher Stile und Tonfälle erweckt der Soundtrack den Eindruck einer Einheit und bringt den Kinosaal zum Kochen; spätestens im spektakulären Finale hält es den Zuschauer nicht mehr auf dem Sitz, denn «We Are Your Friends» ist trotz seiner bisweilen auftretenden Schwermut innerhalb der Story auch ein Partyfilm. Abseits dieses überschwänglichen Eskapismus konzentrieren sich die Macher jedoch vor allem um die Geschehnisse am Rande des Dancefloors respektive der Turntables und blicken einer Clique über die Schulter, die sich mit Leidenschaft und harter Arbeit den großen Durchbruch erhofft.
Wo es dem Film an Geradlinigkeit mangelt, gleicht es der Regisseur mit seiner Leidenschaft für unkonventionelle Erzählmittel wieder aus. Manchmal lässt er die Geschichte für Minuten auf der Stelle stehen und ergötzt sich an der technischen Aufmachung, dann wiederum rast er in seiner Erzählung voran und reißt manche Momente des figurenbedingten Seelenlebens lediglich an. Konzentriert man sich auf diesen andersartigen Aufbau, fühlt man sich an den Oscar-Preisträger «Boyhood» erinnert, der vollends die Sichtweise seines Protagonisten einnahm und die Stationen dessen Lebens nach dessen rückblickender Wichtigkeit ausarbeitete. In «We Are Your Friends» ist das nicht anders; eine die Sinne vernebelnde Nacht in Las Vegas (die nebenbei bemerkt zu den stimmungsvollsten Bildmontagen der modernen Kinogeschichte gehört) bekommt da viel mehr Aufmerksamkeit als die ebenfalls prägende, aber emotional nicht allzu große Schatten vorauswerfende Arbeit in einem Immobilienmaklerbüro.