Wo HD-Ready drauf steht, ist es nicht immer drin

Wenn der Pay-TV-Sender Premiere Ende des Jahres die ersten hoch auflösenden Fernsehbilder ausstrahlt, startet Deutschland ins HDTV-Zeitalter in regelmäßigkeit. Bislang gibt es in Deutschland einen HD-Kanal von ProSieben. Die superscharfen Bilder werden dann zusätzlich zum herkömmlichen PAL-Programm ausgestrahlt, doch nur HDTV-fähige Fernseher können sie darstellen. Welche Vorteile High Definition Television (HDTV) bringt und wie die Technologie funktioniert, erklärt das Magazin video in seiner Ausgabe 7/2005. Der aktuelle Report zeigt darüber hinaus, welche Qualitätsunterschiede es bei HDTV gibt und warum das vom europäischen Branchenverband EICTA erfundene Logo „HD-Ready“ kein Garant für perfekte Bildqualität ist.

HDTV, so die video-Experten, steht vornehmlich nicht für schärfere Bilder, sondern für ein ganz neues Bilderlebnis. Zu einem herkömmlichen TV-Gerät mit 70 oder 80 Zentimetern Bilddiagonale braucht der Zuschauer mindestens zweieinhalb Meter Abstand. Rückt er näher, sieht er nicht zusätzliche Details, denn die geringe PAL-Auflösung von 768 mal 576 Bildpunkten kann mehr Feinheiten gar nicht darstellen. Mit der bis zu vier Mal höheren HDTV-Auflösung ist dies dagegen kein Problem. Das heißt: Der Zuschauer kann nun Riesenbilder mit weit mehr als einem Meter Diagonale genießen und muss trotzdem den Betrachtungsabstand nicht vergrößern.

Ob ein Fernsehgerät oder Projektor überhaupt HDTV-Signale verarbeiten kann, soll der Verbraucher an dem Logo „HD-Ready“ erkennen. Doch wie gut das Gerät diese Aufgabe erfüllt, darüber verrät das Gütesiegel laut video nichts. Problematisch ist vor allem, dass es derzeit zwei HDTV-Formate gibt: Das Format 1080i hat eine Auflösung von 1.920 mal 1.080 Bildpunkten und setzt wie das PAL-Fernsehen seine Bilder aus Halbbildern zusammen. Dagegen setzt das Format 720p (p steht für „progressiv“) jedes einzelne der 50 Fernsehbilder pro Sekunde aus 1.280 mal 720 Bildpunkten zusammen.

Moderne Großbild-TVs müssen deshalb je nach HDTV-Format die Bilddaten mit unterschiedlichen Methoden umrechnen, damit das digitale Bildmaterial den kompletten Schirm füllt. Die Untersuchungen der video-Tester ergaben, dass diese Berechnungen je nach TV-Gerät zu höchst unterschiedlichen Bildeindrücken führen. „HD-Ready“ ist daher kein Garant für die gleichbleibend gute Bildqualität eines Fernsehers, sondern beschreibt lediglich die Fähigkeit des TV-Geräts, HDTV-Bilder darzustellen.
17.06.2005 07:20 Uhr  •  Fabian Riedner  •  Quelle: video Kurz-URL: qmde.de/10226