Das ZDF geht mit seiner Polit-Sketch-Comedy neue Wege. Witze über den BER, Stuttgart 21 und deutsche Zustände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Jahr 2018. Kann das funktionieren?
In der Comedy sollen aktuelle, politische und gesellschaftskritische Themen in Sketchform verpackt werden. Es geht also um das, was das Land aufregt, plagt und amüsiert. Die satirische Sketchshow spielt dabei mit dem Blick hinter die Kulissen der Berliner Republik und zeigt, was in Ministerien, Lobbyverbänden oder auf kommunaler Ebene absurd, komisch und dennoch möglich ist. Soweit die Theorie. Und Deutschland bietet schließlich jede Menge Themen und folglich auch genügend Angriffsfläche: Unter anderem die oft zitierte Zerrissenheit des Landes und der vermeintliche Untergang der großen Volksparteien, peinliche Bauprojekte oder skrupellose Lobbyisten. Lobenswerterweise trifft es tatsächlich jeden, der in der Bundesrepublik etwas zu sagen hat, oder eben auch nicht. So ist es beispielsweise egal, wo man bei der letzten Wahl sein Kreuzchen gemacht hat, jede Partei wird mal auf die Schippe genommen.
Seine stärksten Momente hat «Danke Deutschland» dann genau in den bissigen Momenten, in denen es seine Komfortzone verlässt. Das geschieht leider deutlich zu selten. Dennoch gibt es durchaus Lichtblicke, in denen die Sketch-Comedy mit Weitsicht und Schärfe punktet. Das Vorspiel eines Pärchens wird angesichts von schriftlichen Anträgen zu einem Spießroutenlauf durch die Bürokratie, samt Anwesenheit eines Notars. Und „wenn die Chinesen Menschenrechte hätten, hätten wir keine Smartphones“. In diesem Fall wird bitterböse deutlich gemacht, dass die Politik voller fauler Kompromisse steckt, sowie im Zweifel der wirtschaftliche Nutzen in der Außenpolitik Vorrang vor der Ethik hat. Aus der komfortablen Situation, diese Missstände aufzuzeigen, ohne, im Gegensatz zu einer politischen Opposition, brauchbare Alternativen aufzeigen zu müssen, macht die Comedy allerdings zu wenig. Möglicherweise will man dem Hauptprogramm-Publikum nicht auf den Schlips treten und eine vergleichbare Sendung hätte sich in der Sparte von ZDFneo anders entwickelt.
Besonders schwierig wird es, wenn Sketche, die eigentlich Missstände aufzeigen sollen, sich zwar etwas trauen, dafür aber mit Klischees überladen werden. Richtig unangenehm ist ein Sketch anzuschauen, in dem das Bildungssystem samt seiner ungleichen Chancen angeprangert wird. Eine Lehrerin steht vor der Klasse. Eine Seite offensichtlich Klischee-Kategorie Rütli Schule, die andere reiche Spießbürger. Während die Lehrerin mit dem privilegierten Teil der Klasse normal, beziehungsweise etwas gestochen redet, verfällt sie beim Rest in einen grauenhaften „Schulhof-Slang“, irgendwo zwischen verfehlter Deutschrap-Persiflage und Jugendwort des Jahres 2012. Dass das angesprochene Kind ausgerechnet Kevin heißt, ist da nur das I-Tüpfelchen. «Fack Ju Göhte»-Humor im Öffentlich-Rechtlichen. Das mag hier ein Sonderfall sein, allerdings ist es symptomatisch, dass das einer der Sketche ist, die wirklich im Kopf hängen bleiben.