Großprojekt: Discovery und ProSiebenSat.1 wollen deutschen Streaming-Champion schaffen

Der neue ProSieben-Boss packt an – erstes großes Projekt: Gebaut werden soll eine gemeinsame Streaming-Plattform. Gemeinsam mit Discovery soll die Plattform neue Maßstäbe setzen. Eingeladen zur Beteiligung sind auch andere Sendergruppen.

Es war vergangene Woche schon ein zentrales Thema bei den Screenforce Days: Wie stellen sich deutsche Sender(gruppen) im Bereich der Streaming-Dienste auf, oder anders gesagt: Wie will man den internationalen Giganten vom Kaliber Netflix wirklich die Stirn bieten? Bei der RTL-Gruppe liegt der Fokus auf dem Ausbau von TV Now, wie Anke Schäferkordt am Mittwoch betonte. Unterstrichen wurde dies am Wochenende noch einmal von RTL-Manager Bert Habets, der in der FAZ betonte, TV Now so ausbauen zu wollen, dass es für den Massenmarkt kompatibel wird. Man wolle künftig auch in diesem Bereich zu den Top drei eines Landes gehören. Unter anderem für die kommende Monate geplant: Eine erste serielle Eigenproduktion nur für TV Now.

In eine ähnliche Richtung denkt man auch bei ProSiebenSat.1, wo 7TV weiterentwickelt werden soll. Hierfür hat man sich mit dem internationalen Konzern Discovery (DMAX, Eurosport, TLC) zusammengetan. Seit September 2017 schon bieten ProSiebenSat.1 und Discovery Communications ihre gemeinsamen Inhalte über 7TV an – jetzt folgt der nächste Schritt. Entstehen soll die führende Streaming-Plattform in Deutschland, die 7TV, maxdome und den Eurosport Player integrieren wird. Bestandteil der Plattform: Neben hochwertigem Livesport auch internationale Kino-Blockbuster als Teil einer umfangreichen Mediathek und hochkarätige Inhalte aus Deutschland.

Im Fokus unserer Arbeit steht der Wunsch des Zuschauers. Auf dieser Grundlage werden wir das beste und nutzerfreundlichste Produkt für das deutsche Publikum entwickeln. Wir verfügen über ein schnell wachsendes Team mit Experten aus der ganzen Welt und können es kaum erwarten, unsere Plattform und unsere Dienste im ersten Halbjahr 2019 zu präsentieren.
Alexandar Vassilev, CEO von 7TV
ProSiebenSat.1-Chef Max Conze, seit weniger als einem Monat im Amt, erklärt: „Wir alle wünschen uns Unterhaltung, die uns begeistert – jederzeit, überall und auf jedem Gerät. Daher freue ich mich sehr, dass ProSiebenSat.1 und Discovery die führende Streaming-Plattform für Deutschland aufbauen werden.“ Der Mann, der beim Technologie-Hersteller Dyson hervorragende Zahlen erzielte, nennt dabei ganz klare und sehr ambitionierte Ziele. Binnen zwei Jahren solle die neue Plattform auf zehn Millionen Nutzer kommen. Conze versprach, für den Aufbau die entsprechenden Mittel einzusetzen.

Es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, wie spätestens hier klar wird. Das neue Joint-Venture-Team arbeitet unter der Leitung von Alexandar Vassilev, der zuvor führende Positionen bei Google und YouTube innehatte. Max Conze selbst wird Vorsitzender des Gesellschafterbeirats des Joint Ventures. Discovery wird von Jean Briac Perrette, President und CEO Discovery Networks International, im Beirat vertreten sein. Im besten Fall machen ProSiebenSat.1 und Discovery die Plattform nicht allein. Conze wäre es am liebsten, wenn alle Sender mitziehen. „Ich lade hiermit RTL, ARD und ZDF ein, mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen. Dies ist nur der Beginn unseres Weges“, sagte Conze, der ankündigte, die „Ärmel hochkrempeln zu wollen.“

Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln.
Der neue ProSiebenSat.1-Chef Max Conze will anpacken
Mit Conze scheint in der Tat recht schnell ein neuer und auf Inhalte fokussierter Flair in Unterföhring eingekehrt zu sein. Aus diversen Abteilungen ist jetzt schon zu hören, dass Prozesse wieder flüssiger laufen. Insgesamt sollen 200 Experten an der Plattform arbeiten und dafür sorgen, dass diese im ersten Halbjahr 2019 startklar ist.

„Dies ist ein spannender nächster Schritt auf unserem strategischen Weg als weltweit führender Anbieter von Real-Life-Entertainment und internationalen Sportübertragungen hin zu mehr Zuschauern an mehr Bildschirmen. Gemeinsam mit ProSiebenSat.1 schaffen wir einen erstklassigen Streaming-Dienst für leidenschaftliche Fans in einem unserer wichtigsten Märkte weltweit“, sagt David Zaslav, President und CEO von Discovery.

Grundsätzlich gilt: Das Kartellamt muss noch grünes Licht geben, damit die Zusammenarbeit wie geplant stattfinden kann. Das ist alles nicht so sicher, hatte die Behörde doch schon vorherige Projekte, etwa "Germanys Gold" der Öffentlich-Rechtlichen, gestoppt.
25.06.2018 12:48 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/101904