Quotencheck: «The Orville»

Da haben wohl viele erst zeitversetzt geschaut: Die neue Science-Fiction-Comedyserie von Seth MacFarlane wies bei Berücksichtigung der drei Tage nach der Ausstrahlung solide Werte aus. Vermeldet wurden dagegen meist deutlich schlechtere Zahlen nach der Ausstrahlung.

Nominell war es ein gutes Umfeld, das ProSieben seinem Serien-Neustart «The Orville» in den vergangenen zweieinhalb Monaten ermöglichte: Flankiert von «Die Simpsons» und «Family Guy» durfte sich die neue Kreation von Seth MacFarlane zwischen zwei der bekanntesten Trickserien unserer Zeit versuchen, von denen allerdings zumeist nur Wiederholungen liefen und die sich generell aktuell nicht unbedingt in Topform befinden. Insofern war es dann auch für den frischen Einstünder ein regelmäßiger Kampf um Publikumszuspruch, der zwischenzeitlich verloren zu gehen schien, bevor hintenraus die Werte dann doch noch einmal anzogen. Hinzu kommt, dass wesentlich mehr Menschen das Format sahen, als in der tagesaktuellen Berichterstattung vermeldet wurden - was der Tatsache geschuldet war, dass es manch Einer offensichtlich erst nach der TV-Ausstrahlung konsumierte.

Alles im Lot war zunächst einmal am 27. Februar, als die ersten beiden Folgen in einer Doppel-Programmierung über den Äther gingen, was 2,02 Millionen Menschen zum Einschalten bewegte. Anders als die vorläufigen Daten zunächst vermuten ließen (1,89 Millionen), wurde damit zumindest zum Auftakt sehr wohl die Zwei-Millionenmarke übertroffen, auch die damit verbundenen Marktanteile verbesserten sich klar von 5,8 auf 6,2 Prozent des Gesamtpublikums bzw. von 11,5 auf 12,3 Prozent der werberelevanten Zielgruppe - bei 1,31 Millionen. In Woche zwei, von wo an sich ProSieben stets auf eine Folge pro Woche um 21:15 Uhr beschränkte, ging über ein Viertel der Gesamt-Zuschauerzahl verloren, wobei noch immer 1,47 Millionen am Ball blieben. Die Folge waren ordentliche 4,6 Prozent insgesamt sowie soeben zweistellige 10,0 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Die vorläufigen Daten hatten hingegen schon hier einen Absturz in die Einstelligkeit (9,6 Prozent) ausgewiesen.

Der weitere kontinuierliche Rückgang zwischen Mitte März und Anfang April äußert sich prinzipiell bei den endgültigen Werten ebenso wie bei den vorläufigen, wobei der Tiefpunkt am 3. April mit 1,13 Millionen und nicht mit 1,01 Millionen erreicht wurde, wie zunächst übermittelt. Dennoch blieb der Aderlass erheblich, Folge sieben etwa erreichte nur noch durch und durch miese 3,4 Prozent des Gesamtpublikums bzw. 7,7 Prozent der Umworbenen - was hüben wie drüben ohne Frage klar unterdurchschnittliche Werte waren.

Doch als bereits erste Abgesänge auf die Serie laut wurden, verbesserte sie sich im Rahmen ihrer achten Folge erstmals überhaupt: Die Gesamt-Zuschauerzahl verbesserte sich auf 1,25 Millionen, was schlagartig wieder mit einem soliden Marktanteil in Höhe von 4,2 Prozent einherging. Bei den Jüngeren standen zumindest einigermaßen akzeptable 8,8 Prozent bei 0,86 Millionen auf dem Papier, bevor es eine Woche später wiederum auf 1,15 Millionen und ernüchternde 3,7 bzw. 8,0 Prozent hinab ging. Immerhin: Mit einem mehr als acht Millionen Zuschauer starken DFB-Pokalspiel fuhr die Konkurrenz derart schwere Geschütze auf, dass die Quoten kaum ohne Berücksichtigung dessen beurteilt werden können - und es war nicht das einzige Mal, dass «The Orville» gegen König Fußball antreten musste.

Einen weiteren bemerkenswerten Schritt raus aus dem Quotental machte man schließlich am 24. April, als mit 10,1 Prozent der beste Zielgruppen-Marktanteil seit der Doppelfolge zu Beginn erreicht wurde. Das Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: Es konnte gar nicht wahrgenommen werden, da am Tag nach der Ausstrahlung zunächst einmal wieder eher durchwachsene 8,8 Prozent zu Buche standen - mit saftigen 1,3 Prozentpunkten war die Differenz hier so gravierend wie nie. Beim Gesamtpublikum wurden tatsächlich 1,37 Millionen statt der zunächst ausgewiesenen 1,18 Millionen erreicht, der damit verbundene Marktanteil betrug gute 4,6 Prozent.

Zum Finale setzte ProSieben dann noch einmal auf eine Doppelfolge, nachdem man im Gegenzug am 1. Mai auf eine Ausstrahlung verzichtet hatte - mit der positiven Implikation, dass die Serie damit nicht gegen das sensationell erfolgreiche Champions-League-Spiel der Bayern bei Real Madrid antreten musste. Die beiden letzten Episoden des ersten Durchgangs gelangten schließlich am 8. Mai auf 1,11 und 1,34 Millionen Interessenten, was mit respektablen Gesamt-Marktanteilen von 4,2 und 4,9 Prozent einherging. In der Zielgruppe kam man hintenraus auf 8,3 und 9,2 Prozent bei 0,82 Millionen - wohlgemerkt bei den vorläufigen Werten, da die endgültigen aktuell noch gar nicht vorliegen.

In der Gesamtbetrachtung erreichte «The Orville» seit Ende Februar durchschnittlich 1,38 Millionen Menschen, was mit einem Marktanteil in Höhe von 4,5 Prozent einherging. In der für Privatsender besonders wichtigen werberelevanten Zielgruppe standen indes 9,4 Prozent bei 0,95 Millionen auf dem Papier, was summa summarum als "Mittelmaß in Reinkultur" zu bezeichnen ist - immerhin gelangen die Unterföhringer in der bisherigen TV-Saison auf beinahe identische 4,4 und 9,4 Prozent. Interessant aber: Während die ersten zehn Folgen (für die letzten beiden liegen noch keine endgültigen Zahlen vor) nach den vorläufig gewichteten Daten nur auf schwache bis mäßige 8,8 Prozent Zielgruppen-Marktanteil gelangt wären, steigerten sie sich unter Berücksichtigung der zeitversetzten Nutzung bis drei Tage nach der Erstausstrahlung signifikant auf solide 9,5 Prozent. Das könnte ein nicht unbedeutender Faktor im Hinblick auf die TV-Zukunft dieses Formats sein.
09.05.2018 14:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/100853