RTL hat noch längst nicht genug von seinen Action-Spielshows und bringt die Marke der letzten Jahre mit ihrem erfolgreichen US-Spin-Off zurück. Inhaltlich kann man der Show nichts vorwerfen, der Casus Knacksus ist die potenzielle Übersättigung.
Ziemlich genau drei Monate ist es jetzt her, dass RTL mit «Big Bounce» sichtlich auf den Spuren von «Ninja Warrior Germany» wandelte und eine einwandfreie Trampolin-Action-Sportshow aufs Parkett zauberte. Ohne die Existenz ihres Vorbildes hätte sich das Team um Wolff Fuss und Matthias Opdenhövel damals wohl über ein herausragendes Kritiker- und Publikumsecho freuen dürfen und würde mit Fernsehpreisen nur so überschüttet worden, so wars letztlich nicht mehr als "Ninja mit Trampolin und direkten Duellen". Ein wenig dürfte man sich am Sonntagabend in diese kognitiv dissonante Evaluationssituation zurückversetzt fühlen, denn auch «Team Ninja Warrior Germany» ist wieder hervorragend gemachtes Fernsehen mit authentischer Spannung und tollen sportlichen Performances. Doch die Faszination lässt allmählich nach - und das kann gerade am beinharten Sonntagabend zu einem echten Problem werden.
Der Vorteil dieser doppelten Vorrunde: Es geht alles in allem etwas gerechter zu, da so eine Art "KO-System light" dargeboten wird und sich nicht in nur einem direkten Aufeinandertreffen entscheidet, wer weiterkommt. Hatte eine Dreier-Combo also in der ersten Runde Lospech, kann sie die daraus resultierende Niederlage im zweiten Anlauf noch ausmerzen - was etwas fairer anmutet als das reine 1 gegen 1 von «Big Bounce», wo mitunter Weltklasse-Athleten frühzeitig ausschieden, da ihre Gegner noch eine Idee grandioser performten. Zugleich prägt das direkte Duell die gesamte Folge, womit sich der «Ninja Warrior»-Charakter ein Stück weit ändert: Geht es im Original vornehmlich darum, nicht ins Wasser zu fallen und den Parcours zu bezwingen, stehen die Sportler hier unter permanentem Zeitdruck, der sie geradezu über die Hindernisse peitscht. Wohl auch deshalb hat man die Regeln dahingehend leicht angepasst, dass nun nur noch ein kompletter Sturz ins Wasser die Niederlage besiegelt, nicht mehr bloß ein simpler Wasserkontakt.
Das Team "Calibeasts": (v.l.) Sam Bürsner (Kapitän), Isabell Sabellek und Thanh Nguyen
Für Fans des Originals sicherlich auch schön: «Team Ninja Warrior Germany» ist gespickt mit alten Bekannten wie etwa den "Last Men Standing" der beiden ersten Staffeln, Oliver Edelmann und Moritz Hans. Das überrascht wenig, weil dieses Franchise zu den seltenen Fällen gehört, wo die Show nicht mehr oder minder komplett vom normalen Leben und Handeln ihrer Hauptdarsteller entkoppelt ist. Heißt: Viele der Athleten bouldern, springen und balancieren auch in ihrer Freizeit regelmäßig, sodass längst auch eine kleine «Ninja Warrior»-Familie entstanden ist. Sowas ist selten geworden im deutsche Fernsehen, unterstreicht aber den Stellenwert, den die Marke für den Sender errungen hat.
Alles in allem ist «Team Ninja Warrior Germany» also ein Format, bei dem man kaum inhaltliche Bedenken bekunden muss: Die Team-Variante divergiert ausreichend vom Original, um ihr eine grundsätzliche Existenzberechtigung beizumessen, lehnt sich daran allerdings zugleich auch ausreichend an, um nicht Gefahr zu laufen, die gewonnenen Fans zu verschrecken. Dramaturgisch ist die Sendung wieder richtig stark von Norddeich TV in Szene gesetzt, Buschi und Köppen haben sich längst gefunden und die sportlichen Performances wissen noch immer zu beeindrucken. Das einzige potenzielle Erfolgshemmnis ist somit eben die Tatsache, dass man nun binnen eines guten halben Jahres zum dritten Mal mit einer ähnlichen Rezeptur zur Primetime versucht, Euphorie zu entfachen. Und das kann diesem noch recht jungen Hype der ernstzunehmenden Sport-Actionshow relativ bald doch relativ rasch den Wind aus den Segeln nehmen.