Nach einem etwas hölzernen Beginn steigerte sich Faisals erste eigene Sat.1-Show mit zunehmendem Aktionsradius deutlich. Er verpasste es aber, sich von seinem Kollegen Luke Mockridge abzuheben - und stellt damit die Existenzberechtigung seines Formats gleich von Beginn an in Frage.
Eines sollte gleich mal vorab betont werden, um es auch angemessen zu würdigen: Dass Sat.1 seit einiger Zeit wieder merklich in seinen Freitagabend investiert und dabei sogar in die Breite geht - heißt: auch nach 22 Uhr oft noch mit neuen Inhalten aufwartet -, kann man als Freund der linearen TV-Unterhaltung nur begrüßen. Insofern ist man geneigt, der «Faisal-Kawusi-Show» schon von vornherein die Daumen zu drücken, denn besser, ambitionierter und den Einschalimpuls stimulierender als die 35. Wiederholung irgendwelcher alter Sketch-Comedys ist dieses Angebot allemal. Und wirklich schlecht machte der zunächst vor allem aus «TV total» sowie Luke-Mockridge-Formaten bekannte, zuletzt aber sowohl in Sat.1 als auch bei der Konkurrenz von RTL zunehmend präsente Komiker mit afghanischen Wurzeln seine Sache auch nicht - vergaß dabei über weite Strecken, seinem Projekt ein eigenständiges und unverwechselbares Profil zu verpassen.
Ganz schön viele Gemeinsamkeiten also, die sicherlich nicht alle bloßer Zufall sind, sondern der Strategie eines möglichst guten Audience Flows folgen dürften: Wer Mockridge kennt und schätzt, bleibt eher auch für Kawusi dran und entgeht vielleicht der Anziehungskraft der «heute-show» eher. Dennoch entbindet das Faisal und die Produzenten nicht von der Verantwortung dafür, der Sendung einen USP zu verpassen, um sie mittelfristig überlebensfähig zu machen. In dieser Hinsicht hat sich zumindest mal die Auftaktfolge allerdings sehr schwer getan und ist strukturell eher den Mustern des Vorbilds gefolgt: Zunächst ein Stand-Up, danach ein paar Einspieler, die den Moderator in aktionsreichen, gerne auch peinlichen Situationen zeigen, wenige Schreibtisch-Elemente und hintenraus ein Studio-Gast (die gut aufgelegte Vanessa Mai), der nicht nur reden, sondern mit Faisal auch auf der Bühne performen soll.
Eine weitere Auffälligkeit im Rahmen der Auftaktfolge ist die deutlich nach oben zeigende Formkurve im Verlauf der 45-minütigen Aufzeichnung: Zu Beginn agiert der neue Latenight-Comedian noch einigermaßen hölzern und betet zwar bemüht, aber wenig unterhaltsam vorgefertigte Witzchen vor, die nun wirklich eher humoristische Tiefflieger sind und keinen Drive entfachen. Beispiel neben etlichen Dickenwitzen gefällig? "Normale Menschen haben für ihre Bankgeschäfte eine IBAN, Islamisten eine Taliban". Ja. Besser gelungen sind da schon die Einspielfilmchen, doch so recht in Fahrt kommen Moderator und Studio-Publikum erst mit Mais Auftritt, der übrigens nicht nur einen Talk sowie besagtes Tanz-Spiel umfasst, sondern auch noch ein Tattoo-Quiz. Alles nett und leicht unterhaltend und damit wohl auch das, was die Verantwortlichen des Senders gerne am Freitagabend geliefert bekommen möchten.
Dennoch ist es insbesondere auch in Ermangelung an charismatischen Sender-Gesichtern durchaus vorstellbar, dass beide Jungspunde dauerhaft ihren Platz im Sat.1-Aufgebot finden werden - wobei es eigentlich seltsam anmutet, dass so junge Männer mit einem so jungen Zielpublikum bei diesem Sender ihre Bühne bekommen, der für Privatsender-Verhältnisse ein vergleichsweise eher älteres Publikum anspricht. Wünschenswert wäre für die Zukunft aber, dass Faisal und Brainpool zumindest ein wenig mehr ins Risiko gehen und weniger ein zweites «Die Woche und ich» hinlegen - so verlockend es auch immer sein mag, sich an bestehenden Erfolgen zu orientieren, die großen und vor allem konsistenten Erfolgsgeschichten schreibt man damit nur selten. Joko und Klaas ist dies zuletzt mit ihren Solo-Formaten ganz gut gelungen, Faisal Kawusi scheint dagegen eher noch in der Selbstfindungsphase zu stecken. Er möge gerne fündig werden.