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1 Problem, 1 Lösung: Die Schreckens-Stunde von RTL II

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RTL II-Senderchef Andreas Bartl hat den Luxus, dass sein Vorabend ab 18 Uhr funktioniert. Um 17 Uhr gibt es aber trotz seit Langem schwachen Quoten erstaunlich wenig Bewegung.

Ohne Frage: Mit «Berlin – Tag & Nacht» und «Köln 50667» hat RTL II zwei wahre Schätze im Vorabendprogramm. Die Quoten passen und das seit Jahren. Das Gegenteil ist um 17 Uhr der Fall. Hier werden momentan «Die Straßencops» gezeigt und somit ein Format, das noch nie durch großen Erfolg aufgefallen ist. Auch in den vergangenen Wochen gab es nur ganz wenige Ausreißer nach oben. Mal einen Wert über sieben Prozent, im Gegenzug aber auch mal weniger als zwei Prozent Marktanteil. Weil sich Polizei-Scripted-Realitys auch auf den anderen Privatsendern immer schwerer tun, wird den Beamten wohl auch bei RTL II wohl bald der Boden unter den Füßen weggezogen.

Des Rätsels Lösung: Klar muss sein: In der Form, in der sich das Nachmittagsprogramm des Senders momentan präsentiert, lässt sich nicht jedes Genre auf den 17-Uhr-Slot schieben. Nach Formaten wie «Hilf mir» oder auch der Talkshow «Detlef Soost» muss die Grundausrichtung auch um 17 Uhr in eine ähnliche Richtung gehen. 2013 gelang letztmals ein halber Quotenerfolg – damals noch mit den Urlaubsgeschichten von «X-Diaries». Die „Love, Sun & Fun“-Serie, die vor einigen Jahren beendet wurde, dürfte sich inzwischen überlebt haben, eine Reaktivierung erscheint nicht sinnvoll.

Eventuell muss RTL II hier mit einigem Kalkül handeln. RTL und Sat.1 scheinen sich gedanklich am Nachmittag schon etwas wegzubewegen von Scripted Reality-Stoffen oder zumindest eine deutliche Weiterentwicklung anzustreben. Sat.1 ist zurecht stolz auf die Justierungen, die «Klinik am Südring» als Studioprodukionen im Scripted-Reality-Stil nicht selten zum quotenstärksten Format des Sat.1-Nachmittags gemacht haben. Das könnte auch eine Richtung für RTL II sein.

Senderchef Andreas Bartl dürfte sich noch gut daran erinnern, dass einst ProSieben mit den Vorläufern der heutigen Scripted Realitys, nämlich mit Abschlussklassen, einen veritablen Hit im Programm hatte. Schauplätze für Soap-artige Stoffe bieten sich genug. Nun will RTL II die Soap-Schiene ab 18 Uhr auch vor dem Hintergrund schützen, als dass man nicht nur eine dritte klassische Soap erzählt. Doch bieten sich an den Rändern hier ja neue Möglichkeiten und andere Spielorte. Wochenserien sind genauso möglich wie Monatsserien, hier hat bekanntlich «X-Diaries» schon Vorarbeit geleistet.

Gelingt es, das Format optisch und inhaltlich von der Soap-Strecke abzugrenzen und dennoch eine junge Zielgruppe in vernünftiger Größenordnung anzusprechen, könnte das langjährige 17-Uhr-Problem auf Dauer gelöst sein. Macher, die solche Geschichten erzählen können, gibt es. Sowohl filmpool hat in diesem Metier genügend Ahnung als auch UFA Serial Drama, die für RTL II sich schon einmal an einer mit Soap-Inhalten angereicherten Polizei-Serie ausprobiert hatten.

Fakt ist: Um 17 Uhr wird bald Bewegung drin sein, auch weil Sat.1 und RTL auf Sicht zum Handeln gezwungen sind. Dass Kleinere von dieser profitieren können, ist im Falle richtiger Entscheidungen, alles andere als ausgeschlossen.

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