TV-Markt

Der TV-Markt im Oktober: Das Erste und Sat.1 erholen sich leicht

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Nach seinem historischen Tiefstwert im September konnte das Erste Deutsche Fernsehen wieder ein wenig Boden gutmachen. Alles in allem gab es nur wenige Verschiebungen zum Vormonat.

Vorerst zum letzten Mal hatte RTL in diesem Monat das Privileg, zwei EM-Qualispiele der deutschen Nationalmannschaft ausstrahlen zu dürfen - und das machte sich aus Sicht der Einschaltquoten auch voll und ganz bezahlt: Die Spiele gegen Irland und Georgien kamen auf Zuschauerzahlen zwischen 10,63 und 13,84 Millionen, womit die einzigen Ausstrahlungen des gesamten Monats mit zweistelligen Millionen-Reichweiten verzeichnet wurden. Knapp dahinter landeten die «Tatort»-Streifen vom 18. und 25. Oktober, die immerhin 9,69 bzw. 9,23 Millionen Menschen sehen wollten. Ein weiterer ARD-Klassiker mit zum Teil herausragend hohem Zuspruch war die «Tagesschau», die an gleich drei Tagen mehr als sieben und bis zu 7,94 Millionen Fernsehende erreichte - genauer gesagt an drei Sonntagen. Das Zweite Deutsche Fernsehen spielte eine überraschend zurückhaltende Rolle im Kampf um die Quotenkrone des Monats, am besten lief hier noch ein neuer «Wilsberg»-Krimi mit beachtlichen 6,69 Millionen. Zudem sei auf «Julia Leischik sucht» verwiesen, das am 25. Oktober 4,44 Millionen Fernsehende zu Sat.1 lockte - und dem Privatsender somit seine höchste Zuschauerzahl seit über einem halben Jahr bescherte. Zuletzt lief der Primetime-Spielfilm «Die Hebamme» im März 2014 mit 5,36 Millionen stärker.

Auch in der klassischen Zielgruppe überragte König Fußball mit bis zu 5,49 Millionen und 45,2 Prozent Marktanteil alles - und davon abgesehen war auch hier der «Tatort» das Primetime-Angebot mit dem höchsten Marktanteil, der Abstand des stärksten Vertreters («Preis des Lebens») zum Fußball war mit 23,1 Prozent bei 3,19 Millionen war jedoch schon beträchtlich. Das Casting-Fernduell zwischen «Das Supertalent» und «The Voice of Germany» ging mit hauchdünnem Vorsprung an die RTL-Alternative: Die beiden stärksten Folgen des Monats verzeichneten 23,0 und 22,9 Prozent, «The Voice» kam in der Spitze auf 22,8 und 22,3 Prozent, erreichte mit maximal 2,41 Millionen jungen Fernsehenden allerdings die höhere Top-Reichweite. Ein weiteres Premium-Produkt von ProSieben war «Schlag den Raab», das am vorletzten Oktober-Samstag immerhin 20,6 Prozent verzeichnete - aufgrund der langen Sendedauer war die Sehbeteiligung mit 1,67 Millionen jedoch vergleichsweise überschaubar.

Unter den drei kleinen Sendern sprach eigentlich alles für die totale Dominanz der «Höhle der Löwen» - zumindest, bis «Zurück in die Zukunft II» den Mitbewerbern zeigte, wie man einen Hype optimal nutzen kann und mit 2,61 Millionen Zuschauern an allen anderen Ausstrahlungen vorbeizog. In der Zielgruppe bescherte Marty McFly dem ausstrahlenden Sender RTL II sogar mit 17,0 Prozent bei 1,87 Millionen den Tagessieg. Dahinter lagen dann die «Löwen» mit bestenfalls 2,32 Millionen Gesamt-Zuschauern und 13,5 Prozent Zielgruppen-Marktanteil. Ebenfalls sehr stark war «Grill den Henssler» für VOX unterwegs, der zumindest einmal die Zwei-Millionenmarke knackte und am anspruchsvollen Sonntagabend auf bis zu 9,4 Prozent Zielgruppen-Marktanteil gelangte. Für kabel eins blieben die ganz großen Quotenhits einmal mehr aus, am besten lief noch eine weitere Präsentation von «Jäger des verlorenen Schatzes», die auf 1,55 Millionen Zuschauer und 7,9 Prozent der Umworbenen gelangte. «Tamme Hanken» konnte die tollen September-Zahlen nicht bestätigen, erreichte aber immerhin in der ersten Woche des Monats noch 1,54 Millionen Fernsehende.


Alle Zuschauer (Oktober 2015)


ALLE ZUSCHAUER (OKTOBER)
11,2
10,9
12,0
12,1
10,6
10,6
3,5
3,6
5,2
5,2
8,2
8,1
5,4
5,1
3,7
3,8
Marktanteile in %  |  Oktober 2015 gegenüber September 2015

So bewegungsarm wie im Oktober präsentierte sich der deutsche Fernsehmarkt zuletzt selten. An der Spitze rangierte wie gewohnt das Zweite Deutsche Fernsehen, das sich seit längerem schon zum Dauer-Marktführer gemausert hat. Mit 12,0 Prozent fiel der Marktanteil allerdings ähnlich mittelprächtig aus wie im Vormonat, denn im letzten Fernsehjahr hatte man noch in aller Regel deutlich oberhalb der Zwölf-Prozentmarke gelegen. Dahinter platzierte sich Das Erste, was insofern mehr als nur eine Randnotiz wert ist, dass der Sender im September erstmals in seiner bewegten Geschichte weniger als elf Prozent verbuchte. Insofern stellten die erzielten 11,2 Prozent eine Verbesserung dar, im historischen Kontext bewegt man sich aber noch immer auf einem dramatisch schwachen Niveau. RTL machte es sich erneut auf seiner Lauerstellung hinter den beiden Öffentlich-Rechtlichen bequem. Mit 10,6 Prozent lief es besser als in vielen anderen Monaten der vergangenen Jahre, von den glorreichen Zeiten der Marktführung ist man jedoch nach wie vor weit entfernt.

Auch unter den fünf kleineren Sendern, die einstellige Marktanteile verbuchten, wurde überwiegend der Auftakt in die neue TV-Saison bestätigt - einzig ProSieben konnte sich signifikant von 5,1 auf 5,4 Prozent verbessern und überbot damit wieder das seinerseits bei 5,2 Prozent stagnierende VOX. Interessanter ist jedoch die Veränderung im Vergleich zum Vorjahres-Oktober, der sich für nahezu alle großen Programmstationen nicht besonders erfreulich liest. RTL war damals noch auf richtig starke 11,5 Prozent gekommen, Sat.1 auf 8,5 Prozent und ProSieben auf 5,9 Prozent. Einzig Das Erste verzeichnete mit 11,1 Prozent einen minimal schwächeren Wert als diesmal - es sollte allerdings auch der schwächste der gesamten TV-Saison bleiben. Entsprechend liest sich die Gesamtbilanz fast schon erwartungsgemäß dürftig: Statt der 62,5 Prozent vom Vorjahres-Monat erreichten die hier aufgeführten Fernsehkanäle gerade einmal noch 59,8 Prozent aller Konsumenten ab drei Jahren. Immerhin: Im September waren es mit 59,4 Prozent noch etwas weniger, im August gar nur historisch miese 58,5 Prozent.


14- bis 49-Jährige (Oktober 2015)


14- BIS 49-JÄHRIGE (OKTOBER)
6,4
6,1
5,5
5,6
13,3
13,8
6,1
6,0
6,6
6,7
9,6
9,2
10,8
10,8
5,1
5,0
Marktanteile in %  |  Oktober 2015 gegenüber September 2015

Nach einem mit 13,8 Prozent erfreulich starken September büßte RTL im zweiten Monat des neuen TV-Jahres wieder relativ deutlich an Zugkraft ein und kam nur noch auf 13,3 Prozent. Damit startete der Marktführer unspektakulär ins neue Fernsehjahr, nachdem 2014/15 noch sehr gute 14,6 Prozent auf völlig enttäuschende 12,9 Prozent gefolgt waren. Noch weniger tat sich im Vergleich zum Vormonat bei ProSieben, das mit seinen 10,8 Prozent allerdings den 11,8 bzw. 11,6 Prozent aus der Vorsaison derzeit noch sehr deutlich hinterherhechelt. Dies lässt vor allem insofern etwas sorgenvoll in die nähere Zukunft blicken, dass die Münchener derzeit mit «The Voice» und den diversen Raab-Formaten zwei große Quotenhits in petto haben, die sich am Ende des Kalenderjahres verabschieden werden - die Casting-Show wohl nur bis zum kommenden Herbst, Raab aber für immer. Sat.1 steigerte sich derweil klar auf 9,6 Prozent, nachdem man mit nur 9,2 Prozent allerdings auch sehr schwach in die neue Saison gestartet war.

Die chancenlose Flop Five führte erneut VOX an, allerdings diesmal nur um Haaresbreite gegenüber dem Ersten - Verluste auf der einen und Zugewinne auf der anderen Seite machten es möglich. Bei immerhin gut sechs Prozent hielt sich RTL II, während das ZDF mit seinen 5,5 Prozent sowie kabel eins mit sogar nur 5,1 Prozent weit abgeschlagen waren. In der Gesamtbilanz tat sich im Vergleich zum September angesichts von 63,4 statt 63,2 Prozent eher wenig, im Vergleich zum Vorjahres-Oktober dafür umso mehr: Damals sahen mit 67,0 Prozent sogar noch etwas mehr als zwei Drittel aller Fernsehenden die großen Sender.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,1
11,6
12,1
12,7
10,6
10,2
3,6
3,9
5,2
5,2
8,2
8,1
5,3
5,5
3,8
3,7
Marktanteile in %  |  Sep. 2015 – Okt. 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015

Von einem Saison-Vergleich zu sprechen, mag in Anbetracht des Umstands, dass gerade einmal zwei von neun Monaten der TV-Hauptsaison beendet sind, mathematisch noch etwas kritisch sein - eine erste Tendenz lässt sich aber benennen und die fällt für die Meisten nicht allzu positiv aus. Das ZDF behält zwar nach derzeitigem Stand seine Marktführung deutlich, hat allerdings noch erheblichen Steigerungsbedarf, wenn es an die 12,7 Prozent zuletzt heranreichen möchte. Derzeit stehen nur 12,1 Prozent zu Buche. Das Erste ist mit 11,1 Prozent schlecht wie nie unterwegs, nachdem schon die 11,6 Prozent in der Vorsaison nicht gerade Anlass zu frenetischem Jubel gegeben hatten. RTL hingegen gewinnt nach derzeitigem Stand deutlich von 10,2 auf 10,6 Prozent und wird wieder zu einer ernsthafteren Bedrohung für ARD und ZDF.

Die kleineren Sender stagnieren auch hier weitgehend oder verbessern sich nur marginal, wenn es denn gut für sie läuft. Bei Sat.1, VOX und kabel eins läuft es mehr oder minder gut, ProSieben hingegen muss sich nach aktuellem Stand mit 5,3 statt 5,5 Prozent begnügen und auch RTL II büßt weiter an Relevanz ein. Bei all dem sollte immer wieder auf die fortschreitende Fragmentierung des Fernsehmarktes verwiesen werden, sodass die Aussage "wer nicht verliert, hat schon gewonnen" im Bezug auf die "Big Player" tatsächlich einen wahren Kern hat. Aktuell kommen diese noch auf 59,6 Prozent, in der vergangenen Saison waren es 60,9 Prozent.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,3
6,6
5,6
6,0
13,6
13,4
6,1
6,2
6,7
6,9
9,4
9,6
10,8
11,1
5,1
5,3
Marktanteile in %  |  Sep. 2015 – Okt. 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015

Viele beim Gesamtpublikum angestellte Beobachtungen lassen sich auch auf die junge Zuschauergruppe beziehen, vor allem jene, dass RTL nach derzeitigem Stand der einzige Gewinner in einer Reihe von Verlierern und Bewegungslosen ist. ProSieben gehörte sehr lange zu letztgenannter Gruppe, länger als die meisten Konkurrenten, die in der Vergangenheit schon überwiegend durch Verluste Schlagzeilen produzierten. Doch es scheint, als schlage die Fragmentierung nun auch auf die Münchener deutlicher als bisher zu Buche - jedenfalls muss man schon deutlich mehr als ein Jahrzehnt zurückblicken, um ein ProSieben mit weniger als elf Prozent Marktanteil ausfindig zu machen. Allerdings hat man auch immerhin noch sieben Monate Zeit, den leichten Abwärtstrend zu stoppen. Und anderenfalls wäre man in guter Gesellschaft - denn auch und gerade RTL, das derzeit als strahlender Sieger dasteht, hatte in den Vorjahren teils äußerst dramatische Verluste zu beklagen.

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