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Tele 5 bringt Hugo Egon Balders Talk-Show «Der Klügere kippt nach» auf Sendung. Julian Miller freut sich schon:

Früher wurde in Talk-Shows bekanntermaßen geraucht, bis die Schwaden so dicht waren, dass man die Gäste kaum noch erkennen konnte. Und gesoffen, wie man das heute nur noch bei «Mad Men» im Fernsehen sieht.

Heute ist das alles anders: Talk-Shows sind gewissermaßen klinisch rein. Kein Weinchen, kein Kippchen. Außer Altkanzler Schmidt ist zu Gast. Der darf alles.

Doch es gibt den kleinen Spartensender Tele 5, der nicht nur ein Faible für – nennen wir es einmal: unkonventionelle – Ideen hat, sondern auch gut darin ist, inhaltliche Trends und auf die Spitze zu treiben oder Antithesen zu entwickeln: So geschehen mit «Who Wants to Fuck my Girlfriend», einer Sendung, in der Formate wie «Der Bachelor» konsequent weitergedacht und, so kann man zumindest interpretieren, auf ihr wesentliches inhaltliches Merkmal reduziert wurden.

Und nun kommt Hugo Egon Balder mit seiner seit Jahren gehegten Showidee «Der Klügere kippt nach!», die gewissermaßen da ansetzt, wo Werner Höfer in den 80er Jahren aufgehört hat. Sie geht noch einen Schritt weiter, indem sie den Vollsuff zum Kernelement macht. Das, was gesagt wird, ist zweitrangig, es geht um die zugedübelte Interaktion der prominenten Gäste. Hirnverbrannte inhaltliche Brüche, nicht zu Ende gedachte Gedanken, nebensächliches Geplänkel sind nicht unschöne Minuspunkte, sondern die Essenz des Gesprächs, wenn Balder den Whiskey auf den Tisch stellt.

Und das Wichtigste: Die Fassade des Ernsthaften wird durchbrochen, die Mainstream-Talkshows gerne wie eine Monstranz vor sich hertragen. Dass das nicht nur sehr erfrischend, sondern auch gehaltvoll sein kann, hat bereits «Roche & Böhmermann» bewiesen, das jenseits seiner metafiktionalen Spielereien auch als solide Gesprächsrunde funktioniert hat.

Es würde mich nicht wundern, wenn der Erkenntnisgewinn bei «Der Klügere kippt nach» am Schluss höher ist als bei «Markus Lanz». Der Unterhaltungsfaktor wahrscheinlich sowieso.

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