360 Grad

They Still Got it

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Nicht erst seit gestern wird das Network-Fernsehen totgeschrieben. Die Serien der Cable-Konkurrenz seien glasklar besser, heißt es. Doch auch 2014 findet man bei den Big Four noch herausragende fiktionale Formate. Ein Kommentar.

In den USA sind alle Augen auf die großen Player im Kabelfernsehen gerichtet. Die Mehrzahl der von Kritikern und anspruchsvollen Zuschauer gefeierten Serien, ob «True Detective», «Orange is the New Black» oder jüngst «Fargo», kam auch in dieser Season von einschlägigen Sendern aus dem Cable-Bereich.

Entgegen anderslautender Leitartikel mancher Medienbeobachter will das aber nicht heißen, dass das Networkfernsehen tot am Boden liegt oder das laufende Jahrzehnt nicht überleben wird. Sicherlich: Zuschauergewohnheiten haben sich verändert und die Kabelsender profitieren merklich von ihren Geschäftsmodellen, die anders als die der Networks nicht so stark auf Masse gehen müssen, und von den anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die ihren (fiktionalen) Produkten größere kreative Freiräume erlauben.

Doch diese grundsätzliche, vermehrt zwischen den Zeilen lesbare Einteilung in Network: doof und Cable: geil, in Network: massenkompatibler Unfug und Cable: elitär kann in dieser Radikalität nicht aufrecht erhalten werden.

Network-Serien funktionieren auch heute noch. Im Fall von «Scandal» sogar mit einer wöchentlich scheibchenweise erzählten, dichten horizontalen Geschichte, ganz ohne Binge-Zwang. Und auch Neustarts aus der aktuellen Season haben gezeigt: Hochwertige Erzählformen um komplexe Charaktere und mit Mut zum Anspruch lassen sich auch bei den Big Four finden.

Bei «The Blacklist» von NBC zum Beispiel, wo die wöchentliche Tour de Force von James Spader und Megan Boone im Schnitt über zehn Millionen Zuschauer erreicht. Dabei erzählt das Format schnell, aber intelligent, mit großem Feingefühl für das Innenleben seiner Figuren.

Oder bei «Sleepy Hollow», wo FOX im Herbst einen cleveren Hebel gefunden hat, um einen fast zweihundert Jahre alten Stoff mit Sinn und Verstand in der heutigen Zeit weiterzudrehen. Die Serie entspann auf Basis der berühmten Short Story von Washington Irving ein komplexes Mystery-Geflecht, das sich vor dem Hintergrund der Geschichte der Vereinigten Staaten und amerikanischer Werte intelligent, spannend und faszinierend entfaltet.

Oder – im Comedy-Segement – bei den «Goldbergs», womit ABC in Zeiten vornehmlich schwerer, oft düsterer Cable-Stoffe eine Retro-Serie mit viel Herz, aber genauso viel Verstand geglückt ist, die intelligente und nahbare Geschichten erzählt.

Auch im Jahr 2014 beweist so manche Network-Serie noch ordentlich Klasse. Und das, obwohl sie aus wirtschaftlichen Gründen auf Masse gehen muss.

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