Hingeschaut

«YPD-Challenge»: Spiegelbild der Leistungsgesellschaft

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Die dreiteilige Mischung aus Quiz und Casting auf Servus TV soll für den jungen Gewinner den Start in eine große Karriere bedeuten.

„Du musst niemanden kennen – du musst nur etwas können“ – unter diesem Motto startete am Donnerstag, Primetime die «YPD-Challenge 2014 – Der Karrierestart deines Lebens» auf dem österreichischen Privatsender Servus TV. YPD steht in diesem Fall für „Young, Powerful, Dynamic“, Eigenschaften, die von den 100 ins Rennen startenden hoffnungsvollen Kandidaten erwartet werden. Schließlich wird die Show als „Karrierestart ihres Lebens“ angepriesen, die unter ihnen die Macher und Wirtschaftsbosse der Zukunft ausfindig machen will. In vier Themenblöcken, die jeweils in zwei mal fünf Fragen aufgesplittet werden, müssen sie sich in den Bereichen Intelligenz, Wissen, Querdenken und absolute Konzentration gegen ihre Konkurrenten durchsetzen, um am Ende der dritten Ausgabe den Hauptgewinn entgegen nehmen zu dürfen. Dem Gewinner winkt die Chance, fünf Wochen lang fünf Weltkonzerne auf fünf verschiedenen Kontinenten kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Für die aufstrebenden Jungmanager ein attraktiver Anreiz.

Eine interessante Idee, an denen sich Servus TV erstmalig die Fernsehrechte sicherte. Allerdings auch ein Risiko, scheiterten doch bereits Formate wie «Big Boss» mit Ex-Bundesligamanager Rainer Callmund auf RTL.

Anders als bei Calli, erwartet den Zuschauer eine neuartige Mischung aus Casting- und Quizshow, um unter den 100 YPD-Kandidaten den vermeintlich fähigsten für die Chefetagen internationaler Topunternehmen auszusieben. Durch die Show führen die jungen und engagierten Moderatoren Florian Rudwig und Barbara Fleißner. Während Rudwig von der großen, modern gestalteten Bühne aus moderiert, ist Fleißner im großen Studio unterwegs um Kandidaten, Familienmitglieder und Experten zu interviewen. Allerdings halten sich die Teilnehmer doch merklich zurück, Aussagen zu noch nicht aufgelösten Fragen machen. Bloß nicht negativ auffallen scheint das Motto zu sein. Auch wenn nicht jede gesetzte Pointe zündet, machen die beiden Österreicher ihren Job durchaus unterhaltsam und souverän.

Die teils hochkomplexen Fragen kommen allerdings von einer Computerstimme, die den Saal augenblicklich verstummen lässt. Die Konzentration der hochmotiviert scheinenden Karrierestarter ist greifbar. Der Zuschauer sieht während der Close-Ups in angespannte, bisweilen auch überforderte junge Gesichter, was angesichts des Schwierigkeitsgrades der Fragen nicht verwundert. Ein Beispiel: Was haben Kafka, Disney und eine Tür gemeinsam? Die Fernsehzuschauer vor den Bildschirmen bekamen zum Mitraten vier Antwortmöglichkeiten zur Auswahl, von denen „das Schloss“ die richtige darstellte. Die YPD-Kandidaten hingegen hatten diese nicht zur Verfügung. Trotz der, teils selbst mit gegebenen Antwortmöglichkeiten, Komplexität der abwechslungsreichen Fragen gelingt es der Sendung durchaus zum Miträtseln anzuregen. Dafür wurde extra eine Second Screen Anwendung auf der Internetseite eingerichtet.

Dennoch ist es beeindruckend, mit welchem Ehrgeiz die jungen Teilnehmer sich dieser Herausforderung stellen, auch wenn Moderator Florian Rudwig ausgerechnet bei einer klassischen Rate-Frage die richtig Antwortenden mit „Das ist YPD – Das ist das unverhofft geniale“ bejubelt. Allgemein werden die Moderatoren nicht müde, auf die tolle Leistung der Kandidaten zu verweisen.

Zwischen den Frageblöcken kommen immer wieder Experten zu Wort. Formel 1-Legende und Unternehmer Nikki Lauda sinniert über „gegen den Strom schwimmen“ als Weg zum Erfolg und Christoph Diebenbusch von Hubert Burda Media lobt zwar die Möglichkeiten der umfangreichen Tests, stellt jedoch auch klar, dass diese Bewerbungsverfahren in Topunternehmen nie ersetzen könnten. Außerdem spricht ein Jugendkulturforscher von „Wettkampf, Missgunst, Kampf ums Ansehen“ als wichtigste Schlagworte der modernen Leistungsgesellschaft, was die Show wieder in ein ganz anderes Licht rückt, und die Frage aufwirft, ob Leistung um jeden Preis und erbarmungsloser Konkurrenzkampf wirklich das Ziel sein sollten.

Die Show selbst steht natürlich in genau diesem Zeichen des Konkurrenzkampfs und lobenswert ist, dass die mit Spannung erwartete Entscheidung, wer in die Top 50 einziehen darf, nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Aufgrund der schieren Masse an Kandidaten wird ihnen ihr Ergebnis persönlich auf dem Eingabegerät aufgezeigt. Die Kamera fängt hierbei alle Teilnehmer aus der Vogelperspektive ein und zeigt wie nah Erleichterung und Frust beieinander liegen. Die großen Emotionen kommen bei dieser Distanz aber natürlich nicht beim Zuschauer an.

Bleibt festzuhalten, dass die «YPD-Challenge 2014» ein Event darstellt, dass sich als absolut TV-würdig erweist. Besonders die Mischung aus Quiz und Challenge macht den Reiz der Sendung aus, das mit abwechslungsreichen Fragen und interessanten Expertenmeinungen punkten kann. Das hebt sie von gescheiterten Formaten wie «Big Boss» auf RTL ab. In der nächsten Ausgabe wird die Teilnehmerzahl erneut auf die Hälfte halbiert, ehe zum Finale am 3. April 2014 noch 25 Kandidaten um den attraktiven Hauptpreis kämpfen. Ob dieser dann wirklich den Start einer großen Karriere für den Gewinner markiert bleibt abzuwarten, Servus TV darf sich mit den Exklusivrechten an dieser kurzweiligen Show aber durchaus als Gewinner fühlen.

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