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«American Gigolo»-Kritik: Düstere Krimineuverfilmung um einen männlichen Escort

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Der Originalfilm aus dem Jahr 1980 avancierte mit Richard Gere in der Hauptrolle zum Kulthit, nun versucht sich John Bernthal in der Rolle des Julian Kaye.

«American Gigolo» erzählt die Geschichte eines männlichen Luxus-Escorts, der 15 Jahre nachdem ihm ein Mord angehängt wurde, aus dem Gefängnis entlassen wird und nun versucht, den wahren Täter zu finden. Mit einer für Bernthal mittlerweile fast typischen Coolness und gleichzeitigen inneren Traurigkeit, spielt dieser nach «The Punisher» abermals einen Charakter, der ihm auf den Leib geschrieben zu scheint. Die Rollen sind sich dabei so ähnlich, dass einige Szenen des verletzlichen, durchtrainierten Alpha-Mannes durchaus zwischen den Serien ausgetauscht werden könnten, ohne, dass es der Zuschauer merken würde.

In drei Zeitebenen wird die Kindheit, in der Julian von seiner Mutter in die Prostitution verkauft wurde, die Zeit als Erwachsener vor dem Gefängnis als Luxus-Escort und letztlich die Ist-Zeit nach dem Gefängnis beleuchtet. Stilistisch ist es äußerst schwierig diese Zeitebenen auseinanderzuhalten, da die Serie stets eine an die 80er Jahre angelehnte Ästhetik versprüht, selbst wenn sie in den 2020er Jahren stattfindet. Sobald Bernthal in seinen 1960er Jaguar E-Type steigt und Musik aus den 80er Jahren im Hintergrund läuft, scheint die Serie in ihre eigene Neo-Noir Zeitebene, losgekoppelt von der Realität überzugehen.

Allein die Mordgeschichte betreffend, macht «American Gigolo» nicht den Eindruck, als wolle die Serie das Rad neu erfinden, doch ist es das stilistisch-ästhetische Gesamtpaket, das den Zuschauer in eine Welt aus Sex, Gewalt, Coolness und Traurigkeit hineinzieht und so letztlich zum Dranbleiben animiert. Schauspielerisch wird Bernthal zudem von einem überzeugenden Cast unterstützt, insbesondere Rosie O’Donnell als knallharte LAPD-Detektivin, die den titelgebenden Gigolo einst hinter Gitter brachte und nun auf der Suche nach dem wahren Täter ist, fungiert in praktisch jeder Szene als absoluter scene stealer. Lizzie Brocheré als neue Königin der Prostitution verkörpert das mysteriöse Element aus sexueller Anziehungskraft und gleichzeitiger Unnahbarkeit ebenfalls hervorragend.

Bereits der Film aus dem Jahr 1980 (dt. «Ein Mann für gewisse Stunden») mit Richard Gere in der Hauptrolle wurde von den meisten Kritikern verschmäht und gerade in der heutigen Zeit dürfte allein die sexuell explizite Darstellung von Prostitution ausreichen, um die Serie von Einigen in die Kategorie der Frauenfeindlichkeit zu rücken. Das Gesamtbild aus interessanter Ästhetik, hervorragendem Schauspiel und einem ausreichend interessanten Kriminalfall, macht aus dieser Neuinterpretation allerdings ein durchaus fesselndes Kriminaldrama, dass abseits von political correctness Diskussionen durchaus zu unterhalten weiß. Ob der Erzählstoff für mehr als die achtteilige erste Staffel ausreicht, erscheint hingegen durchaus fraglich.

«American Gigolo» startete am 9. September beim US-Sender Showtime. Ein deutscher Starttermin steht bisher noch nicht fest.

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