Hingeschaut

«Das Internat»: Fernsehen für die Generation seicht

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Sonya Kraus stöhnt, es gibt zahlreiche erotische Anspielungen und vulgäre Ausdrücke dürfen nicht fehlen. Dennoch ist der Inhalt wirklich mau.

Zweite Staffel, 24 neue Folgen, jeweils Montag, Mittwoch und Freitag zu sehen: «Das Internat» als Webserie auf Joyn zeigt, dass auch in Corona-Zeiten ein halbwegs normaler Schulbetrieb möglich sein kann. Zumindest im Internet und in der Fiction. Doch was ist in der Serie schon "normal"? Und: Muss man das überhaupt anschauen?

Das wunderbar in den Weinbergen gelegen Internat ist nach Staffel eins und einem Wasserrohrbruch am Ende eine Baustelle. Also geht´s zum Re-Start mit einem uralten Bus namens "Sonja" in ein Ausweichquartier. Knapp mehr als eine Hand voll Kids sind an Bord. Sonya Kraus als Internatsleiterin braucht für ihre Durchsage dennoch ein Megaphon. Der neue Biologie-Referendar hat auf dem Nebensitz ein Skelett dabei.

Man merkt schon nach fünf Minuten: So richtig witzig ist das nicht, eher gewollt und zudem nur wenig komisch. Auch weil ein vergessenes Mädel, das bei der Abfahrt nochmal auf dem Klo war, lieber erst einen Kilometer dem Bus hinterher rennt - und dann zum Handy greift. Eine Teenie-Serie für die Tik-Tok-Generation, für Comedy und für Erwachsene einfach nicht spaßig genug.

Aber irgendwie packt einen die nicht vorhandene Story dann doch ein bisschen. Vielleicht ist es gerade das Seichte, das Einfache, das Nuscheln der vielen Schüler-Schauspieler, was einen vor dem Bildschirm hält. Oder das Warten, dass irgendwas wirklich Aufregendes passiert. Dass Sonya Kraus einen zum Lachen bringt.

Die Busfahrt endet bei einer spirituellen Ökobude auf dem Land ohne Handynetz. Und mit Trinkwasser aus dem eigenen Teich. Als Willkommenstrunk. "Mit ein bisschen Phantasie könnte es Gin Tonic sein - oder Pisse!" Sowas lockert die ansonsten etwas zu steifen Dialoge dann doch etwas auf.

Erlebnis-Pädagogik im Wald, Übernachten in Hütten, Bäume umarmen, am Fischteich sitzen, Pfeil und Bogen schnitzen...: Irgendwann gefällt´s den Kids und ist gar nicht mehr wichtig, ob das nun klappt mit einem Empfangsbalken auf dem "Telefonhügel". Jungs und Mädels balzen miteinander, zicken herum, Sonya Kraus lässt sich die Haare machen und stöhnt dabei wie aus schlechten 80er Jahre Komödien.

Nun, es ist Web-Fernsehen für die Generation seicht. Leichte Kost und bei viertelstündigen Folgen demzufolge auch leicht mal so zwischendrin konsumierbar. Eher der mediale Snack für zwischendurch. Maximal was für´s Vorabendprogramm.

Ein paar dümmliche Sexanspielungen weniger wären auch okay, und die Frage muss erlaubt sein, seit wann eigentlich SchülerInnen mit Drei-Tage-Bart und komplett geschminkt den Unterricht besuchen. Die Zeiten ändern sich eben. Und um Serien-DarstellerIn zu werden, wäre ein Besuch der Schauspielschule ja auch verlorene Zeit.

«Das Internat» setzt (neben Sonya Kraus) auf Influencer (also Beeinflusser, nicht zu verwechseln mit der bösen Grippe Influenza!) als Darsteller. Namentlich angebliche Top-Leute wie Mario Novembre, Nathan Goldblat oder Channy Dakota. Wer über 30 Jahre alt ist, schlägt an dieser Stelle die Hände über das Gesicht und legt die DVD ein mit den ersten 30 Folgen der «Lindenstraße» oder mit der guten alten «Bonanza»- oder «Flipper»-Welt.

Heute geht es nicht ohne die "Stars" aus den sozialen Medien. Man kann das ganz schlimm finden oder normal. Hinnehmen oder als Anlass für den Verkauf des Fernsehapparats. Zumindest der Abmeldung von der GEZ. Was in dem Fall nun ja auch nichts bringen würde.

Aber unterm Strich: Leicht unterhalten wird man beim «Internat». Anspruchsgedanken sind hier er fremd. Und wenn die einzigen zwei Lehrer von keiner Hand voll Kids in dreieckigen Kleinhäusern wohnen, deren Besitzer zudem finanzielle Probleme haben, dann ist das Fernseh- und Webstoff für alle zwei Tage 15 unterhaltsame Minuten - nicht mehr, aber auch nicht weniger!

«Das Internat» ist bei Joyn zu sehen.

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