Interview

Sylvia Fahrenkrog-Petersen: 'Maskenpflicht besteht selbstverständlich die gesamte Drehzeit'

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Die Firma Good Times bespielt erstmals mit einer Dokumentation den 20.15 Uhr-Sendeplatz am Dienstagabend im ZDF. Quotenmeter sprach mit Geschäftsführerin Fahrenkrog-Petersen über die Amazon-Doku.

Herzlichen Glückwunsch für diesen Sendeplatz! Ihre Dokumentation «Amazon gegen Einzelhandel – Billiger, bequemer – besser?» darf im ZDF zur besten Sendezeit ran. Glauben Sie, dass die Dokumentation auch zeitversetzt immer wieder für Gesprächsstoff sorgen wird?
Natürlich erhoffen wir uns gerade in der Vorweihnachtszeit eine gute Zuschauerresonanz für dieses Thema. Durch die jetzige Pandemie ist der Online-Handel geradezu explodiert und der Einzelhandel kämpft in den Innenstädten ums Überleben. Dieses Thema wird uns in den nächsten Jahren sicher noch sehr beschäftigen.

Der Versandhändler Amazon hat von der Corona-Pandemie massiv profitiert, aber auch die dort angeschlossenen Händler des Market-Places. Hand auf’s Herz: Wie oft bestellen Sie im Internet?
Auch wir bestellen im Unternehmen online und profitieren von den Vorteilen, die der Online-Handel bietet. Umso wichtiger ist es, sich mit den Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen und sich selbst auch die Frage zu stellen, inwieweit muss und kann ich mein Verhalten verändern. Das ist für mich der Sinn und Zweck von solchen Verbraucherthemen im Fernsehen.

Ist Amazon moralisch ein guter oder schlechter Arbeitgeber? Das Unternehmen baut seine Logistikzentren in strukturell schwachen Gebieten, die Arbeitnehmer bekommen für die relativ einfache Tätigkeit viel Geld. Können Sie das bestätigen? Nur ein kleiner Teil ist in Gewerkschaften eingetreten. Sollte dies nicht eigentlich auch ein Grund zur Freude sein?
Wir sind Journalisten, die die Thematik „Online-Handel gegen Amazon“ von verschiedenen Aspekten beleuchtet und recherchiert haben. Die Ergebnisse dazu mögen andere bewerten, das ist nicht unsere Aufgabe.

Bei Dokumentationen wie «Amazon gegen Einzelhandel» können die Produzenten vor Ort relativ entspannt unter Hygiene- und Abstandsmaßnahmen drehen. Für Sat.1 stellten sie aber die «Lebensretter hautnah – Wenn jede Sekunde zählt» her. Wie schwierig waren die Aufnahmen zu realisieren?
Das ist momentan ein sehr herausforderndes Projekt bei uns. Alle Beteiligten vor Ort lassen sich vor Drehbeginn testen und begeben sich vor und nach dem Dreh in Quarantäne. Die Rettungswachen vor Ort achten natürlich akribisch darauf, dass nur Menschen bei diesen Drehs mitmachen, die sich an das Prozedere halten. Unsere Mitarbeiter betreten aktuell aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen nicht die Wachen. Wir haben deshalb für die Drehpausen Wohnmobile angemietet, um unseren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit zu geben, dort ihre Pausen zu machen. Maskenpflicht besteht selbstverständlich die gesamte Drehzeit. Ich möchte mich hier auch noch mal bei meinem Team, dem Deutschen Roten Kreuz und allen teilnehmenden Kliniken bedanken, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben. «Lebensretter hautnah» hat mir noch mal verdeutlicht, was Menschen in diesem Job leisten und aushalten müssen.

Wie waren die Aufnahmen eigentlich bei «Mein Lokal, dein Lokal» umzusetzen? Unter welchen Hygienevoraussetzungen lässt sich ein solcher Dreh derzeit überhaupt realisieren?
Da die Lokale momentan alle geschlossen sind, können wir mit den Wirten bzw. Köchen relativ problemlos drehen. Wenn man diese am Anfang der Drehwoche testet und darauf achtet, dass die Protagonisten sich an die Quarantäne-Regeln halten, hat man hier wenig Probleme. Das größere Problem ist, dass wir nur mit viel Abstand drehen können, das heißt, wir erzeugen wenig Nähe und die Restaurants sind, Corona bedingt, leer. Das bedeutet, es ist ungleich schwerer für unsere Realisatoren die Stimmung eines solchen Ladens wiederzugeben.

Sie drehen für RTLZWEI «Armes Deutschland» und für Kabel Eins «Unser Kiosk». Ich sitze oft vor dem Fernseher und finde es erschreckend, welche Bilder Ihre Teams abfilmt. Auf der anderen Seite findet diese Lebensrealität bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht statt. Müssten solche Programme vermehrt im Fernsehen laufen?
Es stimmt nicht ganz, dass die Öffentlich-Rechtlichen solche Programme nicht produzieren. Die Idee zum «Kiosk» kam über eine ZDF-Reportage, die wir in Kiosken realisiert haben. Ich habe mir gedacht, da ist noch mehr drin im Thema und Kabel Eins sah das glücklicherweise auch so. Auch der SWR macht gerade eine sehr erfolgreiche Sozialreportage-Reihe in der Prime Time. Ich weiß nicht, ob solche Programme vermehrt laufen sollten, ich bin aber davon überzeugt, dass sie ins Programm gehören, denn schließlich bilden sie die Lebenswirklichkeit eines Großteils unserer Bevölkerung ab und die lebt eben nicht im Glottertal oder auf dem Traumschiff.

Sat.1 beendete kürzlich die «Dinner Party». Schade! Das Format war immer für einige Überraschungen gut, zeitweise waren echte Highlights dabei. Was war denn Ihre Lieblingsfolge und welches Gesicht hat im Gespräch am besten überzeugt?
Am besten gefallen hat mir persönlich, dass wir einen solchen Star wie Oliver Pocher dafür gewinnen konnten, eine zeitlang dieses schöne Format zu moderieren. Mein persönliche Lieblingsfolge war die mit Hugo Egon Balder.

Sie haben einige Castings für die Krisenzeit und der Post-Corona-Ära in der Pipeline. Worauf können wir uns freuen?
Wir haben Prominente, die obdachlos werden, Promis, die sich in der Pflege engagieren, Leute, die unter Palmen in die Pleite geschlittert sind und einen Hans Sarpei, der sich auf Reisen begibt. Also viele schöne und sicherlich sehenswerte Programme!

Und zu guter Letzt: Wie verbringen Sie das Weihnachtsfest und werden Sie Silvester feiern?
Ich verbringe Weihnachten im Kreise meiner Kinder. Wir werden uns vor dem Fest alle testen lassen, damit wir unbeschwert feiern können. Silvester habe ich noch keine Pläne.

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