Serientäter

«The Five», oder: Warum zum Teufel kennt das keiner?

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Hierzulande gehört die britische Crime-Serie «The Five» nicht unbedingt zu den bekanntesten TV-Formaten der letzten Zeit. Sehr fatal, angesichts der Qualität!

Hinter den Kulissen

  • Zehn Folgen à 45 Minuten
  • FSK: 16
  • Schöpfer: Harlan Coben
  • Regie: Mark Tonderai
  • Drehbuch: Harlan Coben, Daniel Brocklehurst, Mick Ford, John Jackson, Dan Sefton
  • Cast: O-T Fagbenle, Tom Cullen, Hannah Arterton, Sarah Solemani, Lee Ingleby
  • Produktion: Karen Lewis
  • Kamera: Tico Poulakakis
  • Musik: Michael Jennings
Es ist der Serien-Geheimtipp aus Großbritannien, der dort erstmals 2016 bei Sky 1 ausgestrahlt wurde. «The Five» erzählt die Geschichte einer Gruppe von Freunden und einem gefährlichen Fehler. Aber es geht auch um Mord, um blutige Verbrechen und darum, dass all das irgendwie zusammenhängen könnte. Etabliert wird zu Beginn ein Szenario, wie wir es bereits aus vielen anderen Serien und Filmen kennen; aus «Sharp Objects» beispielsweise, aus «Es» oder erst kürzlich im Direct-to-DVD-Geheimtipp «I See You»: Es ist die Szenerie der vermeintlich perfekten Kleinstadt. Hier leben Haus an Haus friedliebende Familien. Man versteht und hilft sich untereinander. Die Kinder wachsen zu einer eng verschworenen Gemeinschaft zusammen. Doch über dieses Idyll legt sich eine düstere Schwere, als ein Vermisstenfall die Gegend erschüttert.

Fortan dürfen die Kids eben nicht mehr unbeaufsichtigt draußen spielen. Das Misstrauen zu den vermeintlich gut bekannten Nachbarn wächst. Jeder hier könnte auf einmal etwas auf dem Kerbholz haben, wovon man zuvor nicht einmal zu träumen wagte.

Jesse ist weg!


Als Kinder sind Mark (Tom Cullen), Pru (Sarah Solemani), Danny (O.T. Fagbenle) und Slade (Lee Ingleby) unzertrennlich. Die vier Freunde sind zwölf Jahre alt, als sie im Park spielen und Marks kleiner Bruder Jesse ihnen folgt. Genervt von dem Fünfjährigen schicken sie ihn weg, ohne zu ahnen, dass sie ihn nie wieder sehen werden. Jesse rennt fort und taucht nie wieder auf. 20 Jahre später ermittelt Danny, mittlerweile Polizist, in einem Mordfall und bekommt eine schockierende Nachricht: Jesses DNA wurde am Tatort gefunden. Bedeutet das, dass Jesse lebt? Oder treibt da Jemand ein gemeines Spiel mit den Freunden, die sich anlässlich der Nachricht erstmals nach zwei Jahrzehnten wieder treffen?

Serienschöpfer Harlan Coben ist einer der führenden Krimi- und Thrillerautoren der USA. Aus seiner Feder stammen neben der elf Romane umfassenden „Myron Bolitar“-Reihe, aus der die nunmehr drei Teile umfassende „Mickey Bolitar“-Serie hervorging, zwanzig Stand-Alone-Romane. Sein neuester „The Boy from the Woods“, der hierzulande den Titel „Der Junge aus dem Wald“ tragen wird, erscheint am 24. August dieses Jahres auch in deutschen Landen. Doch nicht nur Krimi-, auch Netflix-Fans könnte sein Name ein Begriff sein. 2018 erschien mit der britisch-französischen Koproduktion «Safe» eine achtteilige Crime-Serie, basierend auf einer Idee Cobens. Und auch in naher Zukunft erwarten uns mit «Ich schweige für dich» («The Stranger») und «Woods» weitere Film- und Serienadaptionen seiner nun offenbar von der Filmindustrie entdeckten Kriminalromane.

Viele Twists, komplexe Figuren und starkes Handwerk


«The Five» umfasst insgesamt zehn Episoden à 45 Minuten und zeichnet sich insbesondere durch seine vielen aufsehenerregenden Wendungen aus. Dabei entgehen die Autoren (neben Harlan Coben arbeiteten auch Namen wie Daniel Brocklehurst, Mick Ford, John Jackson und Dan Sefton an einzelnen Folgen) der Gefahr, aus ihrem Format eine Art One-Trick-Pony zu machen, gekonnt. Indem sie die vielen Plottwists um komplexe Figuren und damit einhergehende Charakterdramen aneignen. Jede von ihnen durchlebt im Laufe der 450 Serienminuten ihre eigenen Lebensgeschichten mit vielen Schicksalsschlägen, aber auch schönen Momenten der Intimität und Freundschaft. Trotzdem dominiert «The Five» eine zwischen Melancholie und Bedrohlichkeit changierende Düsternis, die ähnlich der gefeierten Crime-Show «True Detective» immer auch die Möglichkeit offenlässt, all das erhalte am Ende vielleicht doch eine übernatürliche Erklärung.

Glücklicherweise lässt das Format den Zuschauer nicht allzu lang in der Schwebe: Nach zehn Folgen ist Schluss, die Geschichte ist abgeschlossen.

Ebenfalls Punkte sammelt «The Five» durch seinen mitunter sehr bissigen Humor. Die Verantwortlichen behalten zwar den Fokus auf die ernsten Ermittlungen bei und ziehen dabei immer wieder Rückschlüsse auf Geschehnisse in der Vergangenheit. Doch um größtmögliche Authentizität zu wahren, erlauben sich die Figuren auch hier und da süffisante Kommentare, vereinzelt sogar kleine Gags. Das wirkt nie gezwungen, sondern nur der Glaubhaftigkeit dienlich. Nicht zuletzt, weil die Chemie innerhalb des Casts zwar der Handlung entsprechend Schwankungen unterworfen ist, die Darsteller diese aber hervorragend nachvollziehbar an das Publikum herantragen. Umrahmt von einer exzellenten handwerklichen Aufmachung (Regie: Mark Tonderai, «House at the End of the Street») ergibt «The Five» einen Serien-Geheimtipp, den so garantiert niemand auf der Uhr hat, der aber unbedingt einer größeren Aufmerksamkeit bedarf.

«The Five» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie auf Amazon Prime und Joyn kostenlos streambar.

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