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Super RTL in der ,Nach-Disney'-Ära: Die Mischung macht's

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Ob mit oder ohne Ware aus dem Disney-Katalog, die Toggo-Daytime von Super RTL ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben uns das aktuelle Programm angeschaut und auf die Suche nach möglichen Gründen begeben.

Als Ende September 2012 die „The Walt Disney Company“ den deutschen TV-Sender Das Vierte übernahm, begann schon das große Spekulieren innerhalb der Branche. Würde Disney wirklich eine eigene Free-TV-Initiative starten, nachdem man hierzulande im Pay-TV mit Disney XD, Disney Junior, Disney Cinemagic und eben dem Disney Channel bereits vier Sender mit „Haus-der-Maus-Content“ etabliert hatte? Zumal man bekanntlich auch seit jeher 50 Prozent an Super RTL hielt – und bis heute hält. An einem der beiden Kinderprogramm-Platzhirsche, dem nicht wenige umgehend eine schwierige Zeit prophezeiten, als alle Gerüchte und Mutmaßungen schließlich der Gewissheit wichen: Im Januar 2014 wurde in Deutschland tatsächlich ein frei empfangbarer Disney Channel gelauncht – und sein namens-, aber nicht inhaltsgleiches Gegenstück verschwand.

Doch sämtliche Skeptiker und Pessimisten sollten schon bald eines Besseren belehrt werden: Richtig ist, dass sich Super RTL und dessen Hauptkonkurrent, der KiKA von ARD und ZDF, zwischenzeitlich in Bezug auf die Quote deutlich annäherten, was man in Köln allerdings sogar einst selbst prognostiziert hatte. CEO Claude Schmit und sein Team hatten zu diesem Zeitpunkt jedoch längst Maßnahmen ergriffen, die sich zeitnah auszahlen sollten und von denen man im Rheinland bis heute profitiert. Im Laufe des Jahres 2013 reduzierte man bereits die Anzahl der Disney-Formate im Programm, um so seine Zuschauerinnen und Zuschauer nicht von jetzt auf gleich mit all den bevorstehenden Veränderungen und Neustarts zu konfrontieren, sondern sie langsam daran zu gewöhnen. Etwa an all die animierten Helden aus dem Katalog von DreamWorks Animation, die sich vor allem durch ihre Einsätze auf der großen Leinwand einen Namen gemacht hatten. Besagte Animationsschmiede wurde im Übrigen unter anderem von der lebenden Legende Steven Spielberg und dem ehemaligen Disney-Macher Jeffrey Katzenberg gegründet – in gewisser Hinsicht „bekämpfte“ man demnach Feuer mit Feuer.



Denn es handelte sich nicht um irgendwelche Serien, die von nun an regelmäßig auf deutschen Bildschirmen zu bewundern waren: Mehrheitlich entstammten deren Protagonisten nämlich den Kinofilmen des besagten „Mausohren-Wettbewerbers". Die jeweiligen Universen wurden dadurch auf eine Weise erweitert, die nicht unbedingt neu, aber erfolgreich ist: Disney selbst war einst beispielsweise mit einer kleinen Meerjungfrau, einem ehemaligen Dieb mit Wunderlampe oder einem griechischen Halbgott ähnlich verfahren. Und dass DreamWorks Animation ebenfalls dazu in der Lage ist, seine Franchises fit für die heimischen Wohnzimmer zu machen, wissen diejenigen, die irgendwann einmal die ersten Versuche der Produktionsfirma, die hierzulande noch auf nickelodeon ausgestrahlt worden sind, begutachtet haben – man denke etwa an einen sehr beweglichen Panda oder einige außergewöhnliche Pinguine.

Somit war in Köln also schon einmal garantiert, dass die Mädchen und Jungs auch in der neuen „Sender-Ära“ von Anfang an auf zahlreiche ihnen bekannte Gesichter treffen würden – und für Abwechslung war dadurch ebenfalls gesorgt: So feierte etwa jedermanns „Lieblings-Hochgeschwindigkeits-Schnecke“ in «Turbo FAST» ihr Comeback und einer der wohl populärsten tierischen Schuhträger eines in «Der gestiefelte Kater – Abenteuer in San Lorenzo». Allerdings muss man auch so ehrlich sein und konstatieren, dass manche Animationsstars etwas mehr Strahlkraft besitzen als andere, und die „Ideenbrutstätte“ mit dem Halbmond inklusive Angler im Logo dürfte wohl noch sehr lange sehr froh darüber sein, vor zirka zehn Jahren erstmals ganz bestimmte Drachen auf die Leinwände dieser Welt losgelassen zu haben. Da diese mittlerweile mehr als eine Generation an Fantasy-Freunden von sich überzeugen konnten und in drei Abendfüllern sowie insgesamt 118 Folgen die Hauptrollen spielten – dass die passenden Spielsachen, Magazine, Hörspiele und Bücher oder das entsprechende „Kindergeburtstagsequipment“ nicht lange haben auf sich warten lassen, versteht sich von selbst.



Und dass Hits immer auch zu Begehrlichkeiten führen und bei Unternehmen Denkprozesse in Gang setzen, ebenfalls. Gerade «Dragons» ist beispielsweise auch ein starkes Zugpferd im Kinderprogramm von Netflix, dem Streamingriesen, der frühzeitig erkannte, dass der Markt für junge fiktionale Inhalte nicht erst mit dem Start von Disney+ ein sehr umkämpfter werden wird – allerdings auch ein stark wachsender mit Perspektive. Will heißen: Viele der neueren Formate wie «Die Mr. Peabody & Sherman Show», «Wir sind die Croods!» oder «Trolls – Die Party geht weiter!», die bei Toggo (auch auf der eigenen Homepage und zum Teil sogar auf dem eigenen YouTube-Channel) zu finden sind, können seit einigen Jahren eben auch auf der Plattform mit dem roten N abgerufen werden – und sich darüber hinaus zumeist ebenfalls „Netflix Original“ nennen. Der zweite Ausnahmetitel «Spirit: wild und frei», der sehr lose auf «Spirit – Der wilde Mustang», einem Zeichentrickfilm von 2002 basiert, soll nun wiederum 2021 selbst einen eigenen Kinoableger bekommen – und dürfte – ähnlich wie «Sally Bollywood» – allein schon aufgrund der sympathischen Charaktere nicht nur Mädchen ansprechen. Und diese Synergien sind letztlich für alle Parteien ideal. Da die Eltern der ganz Jungen die (digital erweiterten) Möglichkeiten des linearen Fernsehens offensichtlich noch nicht als erschöpft betrachten respektive womöglich auch deren Verbundenheit mit einem Sender, der ihnen bis heute in der Adventszeit verlässlich das ihnen aus ihrer eigenen Kindheit so vertraute «Weihnachtsmann & Co. KG» liefert, bei der Einschaltentscheidung eine Rolle spielt, sollte man ebenfalls nicht unterschätzen, wie wichtig es ist, Sendungen im Portfolio zu haben, die Mama und Papa ebenfalls Spaß machen.

Dies gilt nicht nur für Fiktionales, sondern auch für non-fiktionale Eigenproduktionen. Wer jetzt Anfang 30 ist, dürfte Benedikt „Beni“ Weber zum Beispiel zwar auch als Synchronstimme von Stan aus «South Park», jedoch auch als Moderator zahlreicher Shows für Kinder und Jugendliche in Erinnerung haben, der die meiste Zeit Produktionen von Disney für einen der Disney-Sender (inzwischen ist er übrigens auch wieder festes Disney-Channel-Gesicht) oder eben Super RTL präsentierte (Stichwort: «Art Attack»). Aber er war es auch, der gemeinsam mit Martin Reinl («Die Wiwaldi Show», «Sesamstraße»), einem der deutschen Top-Puppenspieler, «Woozle Goozle (und die Weltentdecker)» zu einem echten Sender-Aushängeschild machte, durch das seit Webers Anschied dessen Nachfolger Simón Albers führte. Und 2017 hat man dem legendären «Super Toy Club» mit Sicherheit nicht nur neues Leben eingehaucht, um die Kinder der Gegenwart glücklich zu machen. Gut, aus Dennis Wilms ist mittlerweile Florian Ambrosius geworden, allerdings hat sich eines nicht geändert: Am Ende darf in Rekordzeit ein Einkaufswagen mit allem, was Kinderherzen höherschlagen lässt, gefüllt werden.



Und dass Kultklassiker als Neuauflage oder sogar im Original («Calimero», «Scooby Doo», «Inspector Gadget», oder ein gewisser Alvin sowie seine musikalischen Brüder) im „Toggoversum" eine neue TV-Heimat gefunden haben, dürfte insbesondere Väter ähnlich gefreut haben wie die Tatsache, dass es nicht nur bei den Drachenreitern humorvoll, sondern auch abenteuerlich-episch zugeht: Ein absoluter Adventure-Spaß-Geheimtipp wie «Zak Storm – Super Pirat», die Buch-Adaption «Trolljäger» (ebenfalls von DreamWorks Animation produziert und ursprünglich erdacht von Guillermo del Toro) oder natürlich die wohl unumstrittene aktuelle Geheimwaffe in Sachen junger Unterhaltung: «Ninjago» – ein Untertitel wie „Wer die «Turtles» mochte, wird auch diese Klemmbaustein-Ninjas lieben“ würde bestimmt von nicht wenigen durchgewunken werden; von den Unmengen an Merchandise, die diese Marke zu „verantworten“ hat, fangen wir besser gar nicht erst an.

In Köln weiß man jedoch ebenfalls seit jeher, dass die Zielgruppe der vier Kontrahenten um die Krone des Kinderfernsehens sich nicht umsonst von 3 bis 13 erstreckt. Will heißen: Auch die Kleinsten der Kleinen verdienen ein auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmtes und altersgemäßes (Toggolino-)Programm. Und auch hier sticht eine Serie deutlich heraus, über die sich Eltern rund um den Globus inzwischen bestens austauschen können dürften: Die Rede ist nicht von «Caillou», auch nicht von «Peppa Pig» oder «Peter Hase», den manche vielleicht aus dem Lichtspielhaus ihres Vertrauens kennen, nein, die Rede ist von dem Hundeteam, das auf der ganzen Welt Kindergärten und Spielzimmer erobert hat: «Paw Patrol – Helfer auf vier Pfoten».

Und dass es nie schadet, manchmal auch etwas Unerwartetes zu tun, bewiesen die Entscheider des im Rheinland beheimateten Senders, als öffentlichkeitswirksam kommuniziert wurde, dass sich Fans des globalen Anime-Phänomens «Pokémon» auf absehbare Zeit an eine neue Nummer auf der Fernbedienung würden gewöhnen müssen. Denn nach dem RTLZWEI-Zeitalter, einem ProSieben-Maxx-Abstecher und einer längeren nickelodeon-Phase treiben Pikachu & Co. mittlerweile bei Super RTL ihr Unwesen. Bedenkt man, dass die „Pocket Monster“ seit ihrem ersten Videospieleinsatz Mitte der 90er nie an Popularität eingebüßt haben, muss eher die Frage erlaubt sein: Warum nicht früher? Zu der Wahrheit gehört aber auch, dass der Sender in der Vergangenheit mit der Genrefarbe schon ein paar (Primetime-)Erfahrungen gesammelt hatte – etwa mit einigen der cineastischen Meisterwerke aus dem Hause Ghibli.



Ebenfalls überraschend war die Ankündigung, bald auch dem Nachrichten-Platzhirsch «logo!» Konkurrenz machen zu wollen. Es wird spannend sein, zu sehen, ob man auch im News-Bereich etwas auf die Beine stellen kann, das zumindest auf absehbare Zeit dazu in der Lage sein wird, zu dem KiKA-Format qualitativ wie quotenmäßig aufzuschließen. Unrealistisch scheint dies jedenfalls nicht, und der Schritt selbst ist zudem vollkommen nachvollziehbar: Gerade der „Contender“ mit Sitz in Erfurt punktet immerhin schon immer sehr mit seinen starken Eigenproduktionen – ob fiktional oder non-fiktional. Super RTL war diesbezüglich nie so forsch – selbst nickelodeon hat mit «Spotlight» inzwischen eine Soap im Angebot und damit eine eigene Antwort auf den Dauerbrenner «Schloss Einstein» aus dem Hut gezaubert. Ob es Bestrebungen gibt, auch Stoffe dieser Art für den Toggo-Kosmos zu entwickeln, ist bisher nicht bekannt, ausschließen sollte man dies allerdings nicht: Denn nicht nur das KiKANiNCHEN weiß: «Die Mischung macht’s».

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
kevin.wettels
30.01.2020 12:41 Uhr 1
Seit dem Super RTL keine Disneyware mehr liefert, schaue ich den Sender kaum noch.

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