Interview

Micky Beisenherz über das neue Magenta-Format «Artikel 5»: „Wir müssen nicht alle 20 Sekunden einen Lacher platzieren“

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Nein, ein Vergleich mit John Olivers «Last Week Tonight» wäre keineswegs angebracht. Dennoch, grobe Ähnlichkeiten sind vorhanden. Beisenherz macht jetzt eine aktuelle Comedy – im Streaming-Bereich. Der «heute-Show»-Consultant und Dschungelcamp-Autor spricht mit uns aber auch über Trump, die Kritik an der «heute-Show» und lobt «Late Night Berlin».

«Artikel 5» - die neue Beisenherz-Show

Mehr zum neuen Format gibt es hier.
Für Komiker und politische Beobachter ist das ein ziemlich interessanter Sommer. Für die CDU vielleicht nicht ganz so sehr?
Man könnte sagen, die CDU macht blau. Nein, der CDU geht es sicherlich gut. Wenn ich mir die Reaktion von Frau Kramp-Karrenbauer auf das Rezo-Video in all ihrer Rückwärtsgewandtheit anschaue, muss ich feststellen, dass sie den Markenkern ihrer Partei sehr gut bedient. Eine Antwort war ja, dass es gut sei, dass die CDU nicht auch noch für die biblischen Plagen verantwortlich gemacht wurde. Das ist sicherlich eine Antwort, die der Kernwähler der Partei versteht.

Wie geht es eigentlich Donald Trump? Um ihn wurde es ja doch ruhiger.
Zumindest in Deutschland. Wir haben ja zurzeit eher mit uns selbst zu tun. In den USA sieht das anders aus. Ich finde es schon bemerkenswert, dass er inzwischen sogar von FOX News Gegenwind bekommt.

Trump liefert so viel, dass man nur noch am Aussortieren ist. Welches waren nun die fünf schlimmsten Ausfälle diese Woche? In Deutschland ist das mit der AfD vergleichbar. Früher, zu Luckes Zeiten, mussten wir bei der «heute-Show» noch vergleichsweise hart suchen, um mal wirklich rechte Tendenzen in den Reden zu finden. Heute geht es ganz einfach.
Micky Beisenherz
Trump hat ja in Amerika schon dafür gesorgt, dass sich politische Late-Night-Shows ein bisschen verändert haben…
Ich denke, politisch waren die Late-Night-Shows in Amerika schon immer. Früher mussten sie aber oftmals die Lupe herausholen, um etwas zu finden. Heute ist das anders: Trump liefert so viel, dass man nur noch am Aussortieren ist. Welches waren nun die fünf schlimmsten Ausfälle diese Woche? In Deutschland ist das mit der AfD vergleichbar. Früher, zu Luckes Zeiten, mussten wir bei der «heute-Show» noch vergleichsweise hart suchen, um mal wirklich rechte Tendenzen in den Reden zu finden. Heute geht es ganz einfach.

Die «heute-Show» wird zehn und feiert so ein bisschen wie Opa, nämlich ein paar Wochen später. Zuletzt gab es aber Kritik am Format. Sie sind da ja inzwischen als eine Art Berater tätig. Teilen Sie die Kritik?
Ich bin ja mittlerweile so ein bisschen wie Matthias Sammer beim BVB, also eine Art Consultant. Wer Oliver Welke kennt, der weiß, wie unglaublich kritisch er mit seinem eigenen Produkt umgeht. Und dass er sich jede Kritik auch genau anschaut. Ich bin mir sicher, dass dies auch für die Kritik gilt, die Eure Konkurrenz da nun geäußert hat. Oliver wird genau einordnen, welche Teile davon einfach nur beleidigend waren und wo ein Funken Wahrheit dabei ist. Bei ihm ist auch nach zehn Jahren noch kein Sättigungsgefühl eingetreten – und das meine ich jetzt nicht in Bezug auf seinen Körperumfang!

Sie sind Comedy-Autor aber auch Podcaster bei Sky oder eben Moderator jetzt mit einer eigenen Sendung, die zuerst bei Magenta TV und später auch bei anderen Streaming-Diensten läuft. Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgabe? Vor oder hinter der Kamera?
Beides eigentlich. Wer mich vor der Kamera erlebt, wird nicht feststellen, dass es mich grundsätzlich hinter die Kamera zieht. Es hängt aber auch vom Produkt ab. Wenn es um eine Quiz-Show geht, dann findet man mich eher hinter einer Kamera.

Wir haben ausführliche und lange Themen, etwa Wohnungsnot oder Clans in Deutschland, die viel Zeit einnehmen. Es wird in jeder Woche aber auch einen ganz tagesaktuellen Part geben. Es wird also Frischware sein, die wir da anbieten.
Micky Beisenherz über sein neues «Artikel 5»
Sie machen jetzt zehn Folgen von «Artikel 5», die aber nicht aktuell produziert werden.
Es wird ein Hybrid-Format. Wir haben ausführliche und lange Themen, etwa Wohnungsnot oder Clans in Deutschland, die viel Zeit einnehmen. Es wird in jeder Woche aber auch einen ganz tagesaktuellen Part geben. Es wird also Frischware sein, die wir da anbieten. Da wir die Sendung aber für den Streaming-Bereich machen, haben wir keinen Quotendruck, müssen also nicht alle 20 Sekunden einen sicheren Lacher platzieren. Wir haben erste Aufzeichnungen ja schon gehabt und die Reaktion des Publikums erlebt. Das kommt ja zu uns wie zu einer ganz normalen TV-Sendung. Und da waren viele dabei, die wirklich viel Spaß hatten. Einige haben viel gelernt. Aber ich habe auch in Gesichter geschaut, die wohl eher erwartet hätten, dass gleich Chris Tall auf die Bühne kommt oder ein Berufsschüler einen Song trällert.

Ihre neue Show klingt ein bisschen wie John Oliver und dessen «Last Week Tonight».
Damit würde ich mich jetzt ungern vergleichen, weil diese Sendung mit nichts vergleichbar ist. John Oliver ist mehrfach mehrfacher Weltpokalsieger. Mit dem sollte sich niemand vergleichen. Was aber stimmt, ist: sowohl «Artikel 5» als auch «Last Week Tonight» widmen sich den Themen ganz ausführlich. Und jetzt lernen wir peux a peux, zu gewichten zwischen Information und Humor.

Vermissen Sie eigentlich eine echte Late Night in Deutschland und stimmt es, dass wir vielleicht niemanden haben, der hierzulande das Zeug dafür hat?
Ich finde, dass Klaas das in «Late Night Berlin» schon sehr gut macht. Die Show hat sich extrem gut entwickelt. Klaas ist gleichermaßen schlau wie nahbar. Alles andere, was es so nicht mehr im TV gibt, manche ich zum Beispiel auf meiner aktuellen Tour.

Ich glaube, man kann aus der vergangenen Staffel schon die richtigen Schlüsse ziehen. Von welchem Typ Kandidaten brauchen wir mehr, von welchem weniger?
Dschungelcamp-Autor Micky Beisenherz
Aktuell ist Halbzeit in Sachen Warten auf den nächsten Dschungel. Die 2019er-Edition war schon ein ganz herausragendes Jahr. Spüren Sie schon den enormen Druck, das nochmal zu toppen?
Ja, vielen Dank für das Lob. Wir sind uns dessen bewusst und es ist ja auch ein Antrieb, noch besser zu werden. Ich glaube, man kann aus der vergangenen Staffel schon die richtigen Schlüsse ziehen. Von welchem Typ Kandidaten brauchen wir mehr, von welchem weniger? Das Team um Markus Küttner von RTL ist erfahren genug, um eine weitere, gute Staffel zu gestalten. Dann gelingt es uns vielleicht auch, noch mehr von den Zuschauern, die vor zwei Jahren noch genug vom Dschungel hatten, wieder zu begeistern.

Danke für das Gespräch. Die erste Folge von «Artikel 5» gibt es übrigens ab 30. Mai bei Magenta TV.


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