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5 Erkenntnisse über die TV-Saison 2017/18

von   |  2 Kommentare

Quotenmeter.de blickt auf die zu Ende gegangene TV-Saison 2017/18 zurück – unter anderem gab es in jener erneut zahlreiche US-Serienflops zu beklagen, teure Sportrechte erwiesen sich als Quotengift und kleinere Sender gewannen zuletzt immer mehr an Bedeutung.

Die US-Serienkrise hält an, aber es gibt auch (nerdige) Ausnahmen


Es ist kein Geheimnis, dass sich US-Serien immer schwerer tun im Free-TV – viele Menschen greifen offenbar lieber auf flexible Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Video zurück. Und so gab es auch in der zurückliegenden TV-Saison wieder etliche US-Serienflops. Bei ProSieben gingen zum Beispiel «Akte X» (6,9 Prozent), «Lucifer» (7,0 Prozent), «The Exorcist» (7,2 Prozent) , «New Girl» (5,3 Prozent) und «Will & Grace» (bisher 5,0 Prozent) gnadenlos unter. Auch VOX hat es nicht geschafft, neue Serien aus den Staaten zu etablieren: Kritikerlieblinge wie «Big Little Lies» oder «Imposters» blieben bei weit unterdurchschnittlichen Marktanteilen hängen, teils wurden damit bloß Quoten im Zwei-Prozent-Bereich gemessen. Zudem tun sich die Kölner seit langer Zeit mit dem «Chicago»-Franchise schwer, darüber hinaus hat die dritte «Outlander»-Staffel im Vergleich zu den ersten beiden Staffeln deutlich an Zugkraft verloren.

Sat.1 fuhr mit seinen Crime-Procedurals am Montag allenfalls mittelprächtige Werte ein, lediglich «Scorpion» sorgte in letzter Zeit öfters für zweistellige Marktanteile – und ausgerechnet jene Serie wurde kürzlich von US-Network CBS nach Staffel vier abgesetzt. Bei RTL II hat man sich den Samstag als Serientag herausgesucht, damit einher gingen gemischte Gefühle: «Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.» hatte teilweise weniger als zwei Prozent vorzuweisen, die Ausstrahlung von «Game of Thrones» war dagegen von etwas mehr Erfolg gekrönt.

Es gibt sie aber doch noch, die ganz großen Hits: Sowohl Erstausstrahlungen als auch Wiederholungen von «The Big Bang Theory» pushten ProSieben montags nach vorne und das Spin-Off «Young Sheldon» legte im Herbst 2017 den laut Senderangaben „erfolgreichsten Serienstart des Jahrtausends“ hin. Hervorragende 25,7 Prozent Marktanteil standen zum Auftakt in der Zielgruppe zu Buche, die weiteren Folgen überzeugten mit 15,1 bis 19,3 Prozent Marktanteil.

Die deutsche Serie ist im Trend


Als Reaktion auf die sinkende Akzeptanz von US-Importware, investieren die deutschen Sender verstärkt in Eigenproduktionen. RTL bestückt mit dem Dienstag und Donnerstag nun sogar gleich zwei Abende in der Woche mit deutschen Serien, wobei hier noch längst nicht alles glatt läuft. Im Frühjahr gab es dann am Dienstagabend die besondere Situation, dass mit RTL und Sat.1 gleich zwei Privatsender auf deutsche Serienabende gesetzt haben – und auch Das Erste bot mit «Um Himmels Willen» und «In aller Freundschaft» zumindest beim älteren Gesamtpublikum ernstzunehmende Konkurrenz. Die Konsequenz daraus: Weder Sat.1 mit «Einstein», noch RTL mit «Sankt Maik» sowie «Beck is back!» konnten wirklich zufrieden sein. Trotzdem werden alle drei Formate weitergehen.

RTL bleibt seiner Linie, verstärkt auf deutsche Stoffe zu setzen, somit treu: Autoren und Produzenten wurden jüngst zu einem Fiction-Pitch eingeladen, gesucht werden „innovative Familienformate“ – Vorbild «This Is Us»? Auch Sat.1 forderte die Kreativen unlängst dazu auf, neue Ideen zu liefern. Bei ProSieben war man etwas zurückhaltender, was deutsche Serien angeht – trotz der anhaltenden US-Flaute wohlgemerkt. Mit «jerks.» hat man in Zusammenarbeit mit dem hauseigenen VoD-Portal maxdome zwar inhaltlich eine gelungene Comedy produziert, aus Quotensicht ist sie aber auch im zweiten Durchgang ein absolutes Desaster gewesen. Mehr als durchschnittlich 6,8 Prozent Marktanteil waren bei den Umworbenen nicht möglich.

Wenn es um Krimis geht, dann haben die Öffentlich-Rechtlichen weiterhin in der ersten Liga gespielt. Die «Tatorte» bescherten dem Ersten abermals tolle Quoten, vor allem die Fälle aus Münster ziehen die Massen an. Mit 12,89 Millionen Zuschauern lief es für Axel Prahl und Jan Josef Liefers mit „Gott ist auch nur ein Mensch“ am besten in der abgelaufenen TV-Saison. Im ZDF haben Samstagskrimis wie «Bella Block», «Ein starkes Team» oder «Wilsberg» zuverlässig Tagessiege verbucht. Im Pay-TV hat «Babylon Berlin» bei Sky für Aufsehen gesorgt: Das rund 40 Millionen Euro schwere Projekt von Tom Tykwer heimste nicht nur zahlreiche Fernsehpreise ab, es lief auch quotenmäßig sehr gut.

Teure Sportrechte zahlen sich nicht immer aus


Insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro zahlt Discovery für die exklusiven Europa-Senderechte der olympischen Spiele von 2018 bis 2024. ARD und ZDF waren also zunächst raus. Die diesjährigen Winterspiele aus Pyeongchang wurden dann jedoch quasi in letzter Sekunde an die beiden Öffentlich-Rechtlichen sublizenziert. Während ARD und ZDF mit Biathlon, Rodeln und Co. teilweise deutlich über sechs Millionen Zuschauer erreichten, sahen bei den Discovery-Sendern Eurosport und TLC in der Regel nicht mal eine Million Menschen zu. Als Totalflop erwies sich bei Eurosport und TLC zudem «zwanzig18 – Die Olympia-Show»: Mit im Schnitt nur 170.000 Zuschauern und 0,5 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum war mit dem Olympia-Magazin kein Blumentopf zu gewinnen.

Auch Nitro musste feststellen, dass sich teure Sportrechte nicht automatisch rechnen: Mit den Bundesliga-Zusammenfassungen der Montagsspiele tat sich der RTL-Spartensender bislang keinen Gefallen, die erste Staffel von «100 % Bundesliga» mit Laura Wontorra und Thomas Wagner dümpelte bei rund einem Prozent Marktanteil herum.

Suche nach neuem Daytime-Erfolgsrezept gestaltet sich schwierig


Bei RTL und Sat.1 wurde und wird an der Daytime geschraubt, grundsätzlich wollen beide Privatsender längerfristig wieder ungescriptete Geschichten erzählen. Tests wie «Der schnelle Euro» oder «Zimmerhelden – Gewinner in vier Wänden» wurden von Sat.1 jedoch zügig zu den Akten gelegt. Mit «Inspektion 5 – Köln Mülheim» hat man seit Mai wieder eine neue Scripted-Reality im Line-Up, die Ergebnisse schwanken aber stark zwischen Gut (14,4 Prozent) und Böse (7,3 Prozent).

Auch RTL bereitet der 14-Uhr-Slot Sorgen: Seit Mitte April läuft dort die neue Dachmarke «Meine Geschichte – Mein Leben», nach soliden Auftaktquoten wird die Zehn-Prozentmarke inzwischen häufiger gerissen. Es bleibt also abzuwarten, welche Schritte die Programmacher diesbezüglich noch unternehmen werden.

Die Kleinen werden größer


Die Sender der dritten Reihe werden immer beliebter. Einer der größten Gewinner der vergangenen TV-Saison ist ZDFneo. Hier punktete vor allem ein Genre: Krimi. Nicht selten überholte ZDFneo mit seinen Krimi-Wiederaufgüssen größere Sender wie ProSieben, RTL II und kabel eins. Eine Wiederholung von «Ein starkes Team» unterhielt Mitte Februar 3,16 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, so viele Zuschauer hatte ZDFneo bis dahin noch nie an Land gezogen.

Aber auch ZDFinfo machte positive Schlagzeilen: Der Doku-Sender brachte es im letzten Saison-Monat Mai auf 1,5 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, das war der beste Wert seit Senderbestehen. kabel eins Doku (0,7 Prozent in der Zielgruppe), RTLplus (1,3 Prozent bei Allen) sowie Sat.1 Gold (1,8 Prozent bei Allen) durften sich ebenfalls über Bestwerte freuen. Im Bereich Musikfernsehen stach Deluxe Music hervor, das den Mai mit 0,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen abschloss und somit so stark lief wie nie zuvor.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
14.06.2018 13:14 Uhr 1
ich würde mal sagen, daß der Pro7Sat1 Konzern sich weiterhin nicht davon abhalten lässt, neue Serien in Hollywood zu erwerben, im Gegensatz zur RTL!
HalbTV
14.06.2018 18:05 Uhr 2
Denen, P7S1, bleibt doch nichts anderes übrig, als weiterhin US-Serien zu versenden. Schließlich haben sie noch etliche Verträge über Jahre am laufen. So schlecht wie die neuen Serien laufen, kann es da aber nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Nicht um sonst hat man auf den Programmbestand aus diesen Verträgen schon mehrere hundert Millionen abgeschrieben.



Wie sollen bei den schwachen Quoten und damit Flops eigentlich in Zukunft die ganzen Spartensender noch bestückt werden. Die leben zu einem großen Teil doch davon, dass man ehemalige Quotenhits zeigt, wo sich die Leute noch dran erinnern und damit noch genug Zuschauer zusammen zu bekommen sind.



Noch was zu den neuen Eigenproduktionen. Die schon vor einiger Zeit von RTL angefangene Taktik wieder mehr auf eigene fiktionale Produktionen zu setzen, um damit wieder mehr Exklusivmaterial zu haben, wird jetzt ja auch bei SAT1 wieder aus der Schublade geholt. Dabei ist mir aber nicht ganz klar, wie man die höheren Kosten wieder rein bekommen will. jede Folge muss doch mehrmals gezeigt werden, um die Kosten mittels Werbung zu decken. Aber von Quoten bei Erstausstrahlung von 11 oder 12 Mio. wie beim 'Schloss am Wörthersee' oder 8 Mio. beim 'Bergdoktor' und 5-6 Mio. bei z.B. 'Wolffs Revier' ist man mittlerweile weit entfernt. Zumal diese Quoten damals weit über Senderschnitt lagen und somit selbst die zweite oder dritte Wiederholung erst auf Senderschnitt lag. Heute kommt man mit neuen Folgen eigener Serien bei den Privatsendern gerade mal so über den aktuellen Schnitt. Mit jeder Wiederholung im Hauptprogramm zur besten Sendezeit liegt man unter dem Schnitt. In den Nebenzeiten kommt aber nicht mehr so viel durch Werbung rein. Und bei den Spartensendern sieht es von den Quoten her und damit Werbeeinnahmen dann noch dunkler aus.

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