Die Kino-Kritiker

Transformers treffen auf zu wenig Kaijus: «Pacific Rim: Uprising»

von   |  2 Kommentare

Guillermo del Toro hat 2013 mit «Pacific Rim» ein Herzensprojekt umgesetzt. Genau dieses wurde nun fortgesetzt - nicht von del Toro, sondern von einem bislang weitgehend unbekannten Serienregisseur.

Filmfacts: «Pacific Rim: Uprising»

  • Start: 22. März 201
  • Genre: Action
  • Laufzeit: 111 Min.
  • FSK: 12
  • Kamera: Dan Mindel
  • Musik: Lorne Balfe
  • Buch: Steven S. DeKnight, Emily Carmichael, Kira Snyder, T.S. Nowlin
  • Regie: Steven S. DeKnight
  • Schauspieler: John Boyega, Scott Eastwood, Cailee Spaeny, Burn Gorman, Charlie Day, Tian Jing
  • OT: Pacific Rim: Uprising (USA/CN 2018)
Dass der Mexikaner Guillermo del Toro zu den führenden Filmemachern auf dem Gebiet der Creature Features gehört, bewies er erst kürzlich erneut mit seinem melancholischen Fantasydrama «Shape of Water – Das Flüstern des Wassers». Für seine Geschichte über eine stumme Putzfrau, die sich zu Zeiten des Kalten Krieges in ein Wassermonster verliebt, wurde er sogar als „Bester Regisseur“ bei den Oscars und den Golden Globes ausgezeichnet. Wer del Toros Vorliebe für Filmmonster kennt, der weiß auch, dass seine 2013 in den Kinos gestartete Produktion «Pacific Rim» alles andere als ein pflichtbewusster Ausflug ins Big-Budget-Spektakelkino war. Hinter dem 190 Millionen US-Dollar teuren Kaiju-gegen-Roboter-Krieg verbirgt sich ein echtes Herzensprojekt del Toros, das im Gegensatz zu auf den ersten Blick artverwandten Filmen wie «Transformers» oder der «Godzilla»-Neuauflage mit weltweitem Kritikerlob gesegnet wurde. Nicht ganz zu Unrecht: Vor allem die faszinierende, allerlei Potenzial für Fortsetzungen bergende Weltenbildung, die spektakulären Effekte und eine beeindruckende Kameraarbeit verhalfen «Pacific Rim» in Fankreisen zu einem gewissen Kultstatus.

Dass es bis zum aufgrund des weltweiten Erfolges obligatorischen Sequel nun ganze fünf Jahre dauerte (unter Anderem, da das Studio des Erstlings das Projekt fallen ließ), lässt hoffen, dass sich Guillermo del Toros Nachfolger Steven S. DeKnight (verantwortete unter anderem die TV-Serien «Marvel’s Daredevil» und «Spartacus») Einiges von seinem Vorgänger abgeschaut hat. Das macht er zum Teil auch: Vieles, was am ersten Teil funktionierte, lässt sich auch im zweiten ausmachen. Doch nicht immer findet das vierköpfige Autorenteam rund um DeKnight und «Maze Runner»-Mastermind T.S. Nowlin die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Albernheit.

Jaeger gegen... Jaeger!?


Vor einigen Jahren starteten die von Menschen gelenkten Jaeger-Supermaschinen einen erfolgreichen Vernichtungsfeldzug gegen außerirdische Monster. Doch nun stellt sich heraus: All das war nur ein Vorspiel - die Kaijus kehren zurück! An vorderster Front gegen die neue Bedrohung steht der rebellische, einst hoffnungsvolle Jaeger-Pilot Jake Pentecost (John Boyega), dessen legendärer Vater damals im Krieg gegen die Kaiju sein Leben lassen musste. Inzwischen hat Jake seine Ausbildung abgebrochen und droht in die Kriminalität abzurutschen. Als plötzlich die Erde mit einer neuen, völlig überraschenden Attacke konfrontiert wird, stellt sich Jake der Herausforderung, das ruhmreiche Erbe seines Vaters anzutreten. An Jakes Seite kämpfen sein Pilotenrivale Lambert (Scott Eastwood) und die 15-jährige Jaeger-Hackerin Amara (Cailee Spaeny). Schon bald bildet das Pan Pacific Defense Corps eine mächtige Abwehrtruppe – und jeder Einzelne muss erkennen, dass er nur in der heldenhaftesten Version von sich selbst zum Sieg gegen die Monster beitragen kann.

So gelungen der erste Teil ein neues Fantasy-Action-Universum eröffnete - eine Sache konnte man «Pacific Rim» dann doch zu Recht vorhalten: Hin und wieder nahm del Toro sein CGI-Gekloppe einfach ein wenig zu ernst. Das scheinen offenbar auch die Macher des Sequels so empfunden zu haben. Mit einem betont lässigen Voice-Over der späteren Hauptfigur Jake Pentecost geben sie von Anfang eine sehr leichtfüßige, sogar fast schon alberne Atmosphäre vor. Dieser Jake, den John Boyega («Star Wars - Die letzten Jedi») als soliden Weltenretter wider Willen verkörpert, entspricht dem typischen Abziehbild eines Jugendlichen, der kurz davorsteht, vom rechten Pfad abzukommen. Wenn sein Charakter, der sich außerdem an einer Rebellion gegen sämtliche Obrigkeiten versucht, den Tag damit verbringt, sich auf illegale Weise Geld zu beschaffen, indem er die Technik alter Jaeger-Roboter ausschlachtet und dabei regelmäßig seine potenziellen Kunden übers Ohr haut, inszeniert DeKnight das derart spritzig und packt einen coolen Spruch nach dem anderen in seine Szenen, dass sich hier direkt Parallelen zu jüngeren Fantasyactionern der Marke «Power Rangers» ergeben (den wir übrigens okay fanden!).

Da «Pacific Rim: Uprising» diesen Tonfall bis zum Ende aufrechterhält, lässt sich hierin zumindest eine gewisse Konsequenz ausmachen. Gleichzeitig überspannen die Autoren den Bogen hin zur aufgesetzten Pseudocoolness, was nicht zuletzt an den Hauptfiguren liegt.

«Pacific Rim» für Teens


In «Pacific Rim: Uprising» steht diesmal eine sehr viel jüngere Generation an Jaeger-Rekruten im Mittelpunkt. So jung, dass der gerade einmal Mitte Zwanzigjährige Scott Eastwood («Fast & Furious 8») hier jene Rolle übernimmt, die im ersten Teil noch an den deutlich älteren (und deutlich mehr Respekt einflößenden!) Idris Elba ging. Ansonsten ist vieles beim Altbewährten geblieben: So liefern sich auch diesmal zwei vollkommen gegensätzliche Hauptfiguren eine ganz persönliche Fehde: Der von Boyegas Jake und Eastwoods Lambert waren nämlich zu Ausbildungszeiten große Rivalen, bevor Lambert seinen Karriereweg beim Militär weiterverfolgte und sich Jake aufgrund des Todes seines Vaters dazu entschloss, einen anderen Weg einzuschlagen.

Der Kabbelei zwischen den beiden Männern, die im Ernst der Lage natürlich schon bald wieder zusammen halten, fehlt es zwar an emotionaler Unterfütterung (beide bleiben bis zuletzt vor allem auf ihre körperlichen Fähigkeiten als Jaeger-Rekruten reduziert und sind hier und da Stichwortgeber für einen coolen One-Liner), doch für die ohnehin recht schematische Story reicht das, um den Film mit Personality zu versorgen. Die dritte wichtige Figur ist indes die von Newcomerin Amara Namani verkörperte Cailee, die bei ihren älteren Kollegen schon mal ordentlich den Ton angibt und als toughes Hacker-Girl ein gutes Leinwanddebüt abliefert.

Während «Pacific Rim: Uprising» mit der Prämisse rund um einen machthungrigen Technikkonzern offensichtlich in bekannten Blockbuster-Gewässern fischt (mit «Ready Player One» erscheint fast zeitgleich ein weiterer Film mit einer ähnlichen Grundidee), sind die für solch einen Film so wichtigen Trickeffekte eine zwiespältige Angelegenheit. Wie schon im Vorgänger steckt auch „Uprising“ voller visueller Spielereien, die CGI-Animation der Riesenmonster ist nicht bloß detailverliebt, sondern entfaltet auf der Leinwand auch die notwendige Wucht, um den Eindruck entstehen zu lassen, dass dort gerade wirklich Monstern gegen Monster respektive Roboter kämpfen. Anders als im Franchise-Auftakt mangelt es gerade den Jaegern diesmal allerdings an der authentischen Schwerfälligkeit. Wenn hier gute und böse Jaeger-Roboter gegeneinander kämpfen (ja, in «Pacific Rim: Uprising» wird lange Zeit erstmal gar nicht gegen Kaijus gekämpft!), haben die riesigen Blechbüchsen bisweilen die Beweglichkeit von Transformers, wenn sie an Häuserwänden hochklettern, oder sich rollend vorwärtsbewegen. Auch die Technik innerhalb der Jaeger hat eine ordentliche Modernisierung durchlaufen. Was fehlt, ist der Charme, den «Pacific Rim» vor allem dadurch besaß, dass die hier angewandten Techniken so tatsächlich irgendwie existieren könnten.

Darüber hinaus fällt eine Sache sofort auf: Die Liebhaber der Kaijus dürften die ersten 75 (von 111) Minuten ziemlich in die Röhre gucken. Bis sich erneut drei Riesenmonster ihren Weg aus den Breaches an die Erdoberfläche bahnen, kämpfen zwar immer mal wieder Jaeger gegen Jaeger und auch in einem kurzen Flashback taucht ein Kaiju auf. Doch erst für das große Finale dürfen tatsächlich die richtigen Monster ans Werk. Im Schlussspurt ziehen die Macher immerhin noch einmal alle Register und feiern eine einmal mehr sehr übersichtlich gefilmte (Kamera: Dan Mindel, «The Cloverfield Paradox») Zerstörungsorgie, in denen die monströsen Meeresungetüme eine ganze Metropole in Schutt und Asche legen – natürlich nicht, ohne dass die Einwohner dort zuvor alle unterirdische Bunker aufgesucht haben; immerhin ein kleines Detail, das ein wenig an den Ideenreichtum des sehr komplexen Filmuniversums aus dem ersten Teil erinnert.

Auch die Konsequenz, die der Film für manch einen Kämpfer des Heldenteams bereithält, ist für einen Blockbuster dieses Kalibers nicht selbstverständlich. Genauso wie eine unerwartete Entwicklung, die die beiden Publikumslieblinge Dr. Newton Geiszler (Charlie Day) und Dr. Hermann Gottlieb (Burn Gorman) hier durchmachen müssen. So viel sei verraten: Für Teil drei wünschen wir uns, zu erfahren, was es nun eigentlich mit dem berühmten "Plan B" auf sich hatte...

Fazit


An den detailverliebten Vorgänger kommt Steven DeKnights «Pacific Rim: Uprising» nicht heran. Trotzdem überzeugt auch das Sequel mit diversen technischen Finessen, einer ordentlichen Portion (Selbst-)Ironie und mit einer überraschenden Wendung im Finale. Leider kommen ausgerechnet die Kaijus selbst zu kurz; und auch die bemühte Coolness erweist sich zwischenzeitlich als ziemlich anstrengend.

«Pacific Rim: Uprising» ist ab dem 22. März bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen - auch in solidem 3D!

Kurz-URL: qmde.de/99887
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Burpie
24.03.2018 19:41 Uhr 1
Hat insgesamt Spaß gemacht. Aber es gibt schon Abnutzungserscheinungen. Das nächste Drehbuch müsste der Überknaller sein, ansonsten bräuchte ich keinen dritten Teil. Und die Ankündigung am Filmende verheißt nichts gutes...
Quotermain
25.03.2018 08:46 Uhr 2
"...und als toughes Hacker-Girl".....Jaaaa

Jetzt haben wir es verstanden. Mädchen&Frauen = super, egal was sie taugen.



Jake Pentecost: "und droht in die Kriminalität abzurutschen."= schwarze Halbkriminelle gut.



"sein Pilotenrivale Lambert" = weiße Männer böse und eitel.



So langsam nervt mich Hollywood nur noch mit diesen Stereotypen.



An den Autoren des Artikels:

"Was fehlt, ist der Charme, den «Pacific Rim» vor allem dadurch besaß, dass die hier angewandten Techniken so tatsächlich irgendwie existieren könnten".

Warum Pacific Rim 1 funktionierte? Das waren nicht nur CGI-Effekte.

Die Pilotenkapseln waren echte Sets mit 2 Stockwerken höhe.

Die Schauspieler standen z.T. echt im Wasser.

Vielleicht lag es daran.
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