Hintergrund

Gewohnte Analysen im Angesicht eines Rechtsrucks sowie ein Sketchshow-WG-Jugendexperiment: Der Wahlabend 2017

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Wie lief der Wahlabend direkt nach den Hochrechnungen im Fernsehen ab und wie lief das funk-Experiment mit diversen YouTube-Gesichtern als Wahlkommentatoren?

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Nicht ganz rund, aber ganz anders: Die Wahlgemeinschaft bei funk


Unter anderem wirkten an «Wahlgemeinschaft» mit ...

  • Mirellativegal
  • World Wide Wohnzimmer
  • MrTrashpack
  • Nemi El-Hassan von Jäger & Sammler
  • Datteltäter
  • Davis Schulz
  • Gute Arbeit Originals
  • Nihan0311
  • Fynn Kliemann und das Kliemannsland
  • Rob Bubble
  • Rayk Anders
  • Walulis
Um eben doch eine ganz andere, neue Einordnung der Wahlergebnisse zu erleben, musste man die von Studio71 für das ARD/ZDF-Jugendangebot funk produzierte «Wahlgemeinschaft» einschalten. Als Livestream via funk.net und YouTube präsentierte sich das Format als jugendorientierte Infotainmentshow mit Sketchnummern, Comedy-Einspielern, humoristisch-kritischen Stand-ups, Musikeinlagen sowie aktuellen Informationen – sowie mit allerlei technischen Problemen.

Teile der Anweisungen ans Studiopublikum wurden kurz vor Beginn des geplanten Livestreams übertragen. Der Ton während der Show war durchweg extrem hallig. Bei YouTube fiel er über weite Strecken komplett aus, es kam zu gelegentlichen Bildaussetzern. Fast könnte man meinen, das Experiment stünde per se unter keinem guten Stern. So fiel sehr kurzfristig Moderatorin Larissa Rieß aus. Ihr Ersatz, Sarah Mangione, schaffte es weder auf der Funk-Homepage noch in der Streaminformationen bei YouTube in die Sendungsbeschreibung – dort blieb es bei der veralteten Angabe.

Von diesen Patzern abgesehen präsentierte sich die «Wahlgemeinschaft» als mutig-andersartiger Versuch, bei dem es an mehreren Ecken und Kanten haperte. Die Stimmung im Saal war bleischwer (angesichts der Wahlergebnisse ist dies dem Saalpublikum aber nicht zu verdenken). Die Bekanntgabe der ersten Hochrechnung erfolgte viel später als im linearen Fernsehen, und auch wenn die Idee, ARD- und ZDF-Zahlen gegenüberzustellen, pfiffig war, erfolgte die Umsetzung in Form eines zähen Sketches. Auch die Anmoderationen diverser Gesprächsthemen oder Showeinlagen war oft sehr hölzern, da sie zumeist in Form eines semi-improvisierten Theaterstücks erfolgte – und dafür waren die Schauspielkünste innerhalb dieser sich über eine Drehbühne ausgebreiteten WG schlicht zu unausgewogen.

Die Pluspunkte: Phil Laudes die Makel des Formats selbstironisch einordnende Moderation hielt es in seinen orientierungslosen Momenten versiert am Laufen und Sarah Mangione funktionierte sehr gut als Laudes weniger zynischer Gegenpol. Und anders als die linearen TV-Sender kam ausgerechnet das Jugendangebot ruhiger daher: Die Themenpunkte an der Tagesordnung wurden Stück für Stück abgehakt – während die TV-Konkurrenz eilig von Ministatement zu Ministatement schalteten, kamen in der «Wahlgemeinschaft» junge Politikerinnen und Politiker ausführlich zu Wort. Sie durften über das Abschneiden ihrer Partei reflektieren sowie laut darüber nachdenken, was das AfD-Ergebnis für sie bedeutet und was ihre Ideen sind, wie man den Rechtsruck in Deutschland rückgängig machen könnte. Die Comedyeinlagen diverser Gesichter aus der funk-Familie waren zwar Hit & Miss, aber alle Beteiligten blieben ihrer sonstigen funk-Identität treu, ohne dabei am Anlass vorbeizuziehen. Das eindeutige Highlight dürfte dennoch ganz unüberraschnd Walulis pointierte Einschätzung der Wahlkampffehler diverser Parteien darstellen – prägnant und humorvoll.

Die zwischendurch unbeholfene Art der «Wahlgemeinschaft» und der wiederholte Leerlauf zwischen festen Programmpunkten mildert den Gesamteindruck des funk-Experiments – aber es hat Respekt verdient, da es Haltung zeigte (wenn auch in einer gemäßigten Form – den Beteiligten war wiederholt anzumerken, wie sie sich sprichwörtlich auf die Zunge bissen, nicht deutlicher zu werden). Und weil mit einem Info- und Entertainmentmix einen Gegenpol zum TV-Angebot darstellte und so andere Zielgruppen an das wichtige Thema anlockte. Der Versuch darf gerne wiederholt werden – dann in etwas strafferer Form und ohne den schauspielerischen Überbau. Lasst die Internettalente doch einfach moderieren, statt dafür zu sorgen, dass sie sich an einem Impro-Polit-Sitcomtheater verheben …

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