Popcorn & Rollenwechsel

3D, konvertiert, passt schon!

von   |  1 Kommentar

Es mag eine unbeliebte Position sein. Dennoch: Eine 3D-Konvertierung muss nicht schlechter sein als ein Film, der mit 3D-Kameras gedreht wurde.

Donnerstagabend. Kinozeit! Im halbvollen Saal befolgt das Publikum ganz brav den Befehl der auf die Leinwand geworfenen Texttafel und setzt seine 3D-Brillen auf. Eine Reihe an Trailern wird abgefeuert. Und ein neunmalkluger Typ hinter mir raunzt bei jedem Trailer nach wenigen Sekunden Behauptungen in den Raum: "Das ist mit 3D-Kameras gedreht. Das sieht man! Das ist so gut!" Oder eben: "Wie mies! Das ist eine Konvertierung! Kein Zweifel! "

Die felsenfeste Überzeugung "In 3D gedreht = makellos; Konvertierung = mies" spiegelte sich auch in den Kommentaren dieser Kolumne wider, als es darum ging, wie sich das zunehmend hinterfragte 3D-Kino langfristig halten könnte. Allerdings greift diese Denke zu kurz. Denn das Drehen mit 3D-Kameras stellt eine ganz eigene Herausforderung dar, weshalb eine Konvertierung mitunter reizvoller ist. Selbst hauptsächlich mit 3D-Kameras gedrehte Filme wie «Avatar – Aufbruch nach Pandora» und «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» beinhalten daher einzelne Szenen, die konvertiert wurden.

So sind 3D-Kameras und ihre Gestelle schwerer und sperriger als die meisten 2D-Kameras. Sehr dynamisch gefilmte Szenen oder Sequenzen, die in unwegsamem Gelände gedreht werden, bieten sich daher zuweilen eher dafür an, in 2D gefilmt und später mühevoll konvertiert zu werden. Zudem kann es beim Filmen mit 3D-Kameras zu Bildirritationen kommen – beispielsweise wenn das Licht unglücklich auf die Objektive fällt, so dass nur eines der beiden aufgenommenen Bilder eine Lichtbrechung aufweist, oder beide Bilder eine leicht variierende Farbsättigung haben.

Zudem sind praktisch umgesetzte, perspektivische Illusionen (wie etwa die Szenen mit Gandalf und den Hobbits in den Mittelerde-Filmen) mit 3D-Kameras viel schwerer, teils sogar unmöglich umzusetzen. Und zu guter Letzt fällt bei Weitaufnahmen, die zudem den Kamerazoom nutzen, der Tiefeneffekt bei 3D-Kameras schwach aus – da lässt sich bei einer sorgsamen Konvertierung mehr rausholen.

Dessen ungeachtet haben Konvertierungen zahlreiche Hürden zu nehmen, weswegen eine gute Konvertierung einen aufwändigen und langen Arbeitsprozess benötigt. Man vergleiche nur «Kampf der Titanen», eine fast schon legendär-miese 3D-Konvertierung, die laut den Verantwortlichen weniger als zehn Wochen in Anspruch nahm, mit den im mehr als dem Fünffachen der Zeit erstellten 3D-Fassungen von «Terminator 2 – Tag der Abrechnung» oder «Titanic». Und dass das Filmen mit 3D-Kameras nicht automatisch umwerfendes 3D mit sich bringt, beweist unter anderem der unter mieser Ausleuchtung leidende «Pompeii 3D», der im Vergleich mit starken Konvertierungen wie «Ant-Man», «Ghostbusters» oder «Mad Max: Fury Road» ziemlich lasch aussieht.

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Quotermain
05.09.2017 10:23 Uhr 1
Naja, ich tausche dann mal:

Ich schenke Ihnen Ihr 3D, ob konvertiert / nicht konvertiert, egal.

Ich nehme dafür eine schöne Story mit Charakteren und guter Kameraführung + Drehbuch.

Problem ist nämlich, daß diese Filmschaffenden sich das eigene Grab schaufeln. 3D diktiert den Regisseuren und Kameramännern die Winkel, da es konvertierbar sein muß.

So etwas schmeißt uns in die 1940er Jahre zurück: Haufenweise billige (noch nicht 3D)-Western und dazu 3 gute Filme pro Jahr.

Dummerweise kosten die billigen Western heute mehr und bringen wie bei Valerian dann auch mal gerne 100Mio Verlust.

Sony Pictures (z.B.) hat vergangenes Jahr 900Mio Verlust gemacht, stand irgendwo in der Presse.



Moment...Sony, da war doch was:

Ghostbusters...schon komisch, warum der Film immer wieder erwähnt wird.



Starke Konvertierung...denke ich eher "Force Awakens", als die depperte improv-Mädeltruppe.



Und wenn Altmeister Cameron aus Langeweile, da sein Avatar nicht in die Pötte kommt, die Mottenkiste abstaubt und Terminator konvertiert, ist das eher ein Armutszeugnis.

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