Die Kritiker

«Was ich von dir weiß»

von

Das ZDF-Drama «Was ich von dir weiß» erzählt von einer zerfallenden Ehe, Geheimnissen unter Liebenden und einer Affäre zwischen einer Studentin und einem Dozenten.

Cast und Crew

  • Regie und Drehbuch: Isabel Kleefeld
  • Darsteller: Thekla Carola Wied, Uwe Kockisch, August Zirner, Jasmin Schwiers, Daniel Wiemer, Neda Rahmanian
  • Kamera: Martin Langer
  • Schnitt: Renata Salazar Ivancan
  • Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach
  • Produktionsfirma: Zeitsprung Pictures
Beziehungen zwischen Studierenden und Dozierenden sind keine Seltenheit – und sie inspirierten bereits diverse literarische und filmische Werke. Auch «Was ich von dir weiß» handelt von einer Beziehung zwischen einer Studentin und einem Professor, und selbstredend steht auch diese Romanze unter unguten Vorzeichen, ist die Studentin doch bereits verheiratet. Wo sich «Was ich von dir weiß» von der üblichen Dynamik solcher Erzählungen entfernt, ist das Alter der handelnden Figuren. Denn die Studentin, die sich in einen älteren Dozierenden verschossen hat, ist bereits 65 Jahre alt.

Nach 40 Jahren Ehe hat Ruth (Thekla Carola Wied) aber von ihrem sich immer stärker distanzierenden Mann Martin (Uwe Kockisch) die Schnauze voll. Da kommt die Zuneigung, die ihr Philosophieprofessor Georg (August Zirner) zeigt, nur recht. Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis plagt sie dennoch ein schlechtes Gewissen. Als sie ihren Sohn Daniel (Daniel Wiemer) um Rat fragt, verrät dieser ihr, dass Martin seit rund 20 Jahren ein Doppelleben führt: Damals half er einer Drogenabhängigen, ein geordnetes, suchtfreies Leben zu beginnen – und verliebte sich in sie. Seither haben sie eine innige Affäre, von der Daniel durch Zufall erfahren hat, woraufhin ihm sein Vater unter Drohung scharfer Konsequenzen das Versprechen abringen konnte, Schweigen zu wahren. Ruth nimmt sich aus Sorge um Daniel vor, ihren Mann durch Tricks dazu zu bringen, sein Geheimnis endlich zu verraten – zudem gönnt sie sich einen heimlichen Liebesurlaub mit Georg, der in Paris auf Vorlesungstour geht. Dort drohen weitere, zermürbende Geheimnisse ans Licht zu kommen …

Regisseurin und Autorin Isabel Kleefeld erzählt das Drama einer in sich zusammenfallenden Ehe voller Geheimnisse als Rückblende. Die ersten Filmsekunden werfen einen bedrohlichen Schatten auf das Dreieck aus Ruth, Georg und Martin – sie erwecken den Eindruck eines drastischen Kriminalthrillers. Doch so ungut dieser erste Eindruck auf das Schicksal der zentralen Rollen sein mag: Die Rückblende entfaltet sich als melodramatische Tragödie, in der die Musik- und Bildsprache die feingliedrigen, emotionalen Facetten der Figuren mit dicker, grober Schraffur unterstreichen. Das raubt «Was ich von dir weiß» seine auf dem Papier stehende Subtilität und lässt die mit sich hadernden Protagonisten in ihrer Auswegfindung schwerfälliger und unangenehm-übertrieben selbstbemitleidend erscheinen.

Dabei hat «Was ich von dir weiß» in seinem Kern sehr wohl das Potential, ein reizvolles, fein beobachtetes Drama darzustellen. Wenn Uwe Kockisch und Thekla Carola Wied sich als Martin und Ruth am Frühstückstisch genervt-gelangweilt-enttäuscht anschweigen, sprechen die Blicke Bände, und auch August Zirner holt aus seiner Figur Georg viel raus: Er verhilft dem Philosophieprofessor mit warmem Lächeln und sehnsüchtig dreinblickenden Augen zu einer mehrdimensionalen Persönlichkeit – er ist Ruths Hoffnungsschimmer, aber zugleich wird klar, dass er Ruth braucht.

Umso bedauerlicher, dass die jüngeren Darsteller zwar ausreichend Laufzeit spendiert bekommen, aber vom Drehbuch dennoch hängen gelassen werden. Jasmin Schwiers als Martins Affäre und Daniel Wiemer als gutmütiger Sohn mit Eheproblemen bleiben in ihren nur die Oberfläche ankratzenden Sequenzen blass. Unterm Strich ist «Was ich von dir weiß» daher zwar ein gutes Vehikel für seine drei zentralen Darsteller, abseits dessen sackt das Drama jedoch enorm ab.

«Was ich von dir weiß» ist am 28. August 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/95390
Finde ich...
super
schade
60 %
40 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelDie glorreichen 6 – Beeindruckende Kammerspiele (Teil VI)nächster ArtikelDas Ende von «LOST» hält einer verkorksten Gesellschaft unbewusst den Spiegel vor - und ist nebenbei viel besser als sein Ruf
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung