Interview

«INFORMR»: Gegen Filterblasen, für mehr Austausch

von

What the funk?!: In «INFORMR» bieten Jan Schipmann und Friederike Schiller wöchentlich Meinungen zu kontroversen Themen an. Wir sprachen über ihre Zielgruppe, Hürden & Änderungen.

Über das Format:

«INFORMR» richtet sich an ein junges, politisch interessiertes Netzpublikum zwischen 19-29 Jahren. Ein Thema – zwei Blickwinkel. Jede Woche wird ein aktuelles Thema von Jan Schippmann und Friederike Schiller behandelt, die je einen entgegengesetzten Standpunkt in einer kontroversen Debatte vertreten. Dabei wird ein besonderer Fokus auf den aktiven Austausch mit den Nutzern gelegt. Als Thema kommt die soziale Gerechtigkeit genauso in Frage wie eine mögliche Leitkultur, Gentrifizierung oder die doppelte Staatsbürgerschaft.
Worum geht es in Ihrem Format und wer ist daran beteiligt?
Wir, Jan Schipmann und Friederike Schiller, widmen uns jede Woche einem kontroversen politischen oder gesellschaftlich relevanten Thema. Wir sammeln die Argumente zweier Seiten und stellen diese gegenüber. Im Idealfall regt es User dazu an, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und zu überdenken. Das klappt auch echt gut. Häufig bekommen wir Feedback, dass Leute, die vorher eine bestimmte Meinung hatten, am Ende beide Argumente sehr nachvollziehbar fanden. Das freut uns enorm.
Redaktionell betreuen wir beide das Format mit unserem Trainee Lukas Wohner. Außerdem haben wir ein wunderbares Team aus Grafikern, Sounddesignern, Kameraleuten und Cuttern an unserer Seite.

Wie kam die Idee zum Format zustande?
Wir hatten das Gefühl, dass sich Menschen heutzutage online fast ausschließlich in ihrer eigenen Filterblase bewegen. Man wird kaum noch mit Ansichten konfrontiert, die nicht den eigenen entsprechen. Dementsprechend kommt es kaum noch zu vernünftigen Debatten. Das wollten wir ändern – ein Austausch ist nämlich verdammt wichtig. Deshalb haben wir mit verschiedenen Ideen experimentiert, um wieder für mehr Dialog zu sorgen. Dadurch, dass wir die Pro- und Contra-Standpunkte in separaten Videos präsentieren, erreichen wir Menschen mit unterschiedlichen Meinungen. So kommt Bewegung in eine Debatte und ein Austausch wird gefördert.

Warum gehört das Format zu FUNK und zur Zielgruppe, die FUNK ansprechen will?
Die funk-Zielgruppe ist medial versiert und gesellschaftspolitisch engagiert und interessiert. Das ist eine tolle Voraussetzung für die Entstehung von Debatten. Wir glauben, dass wir ein gewisses Vorwissen von unseren Usern erwarten können und trauen ihnen einen reflektierten Umgang mit kontroversen Themen zu. Wir bieten Meinungen, die aber immer auf sorgfältig recherchierten Fakten basieren. Damit fühlen wir uns im funk-Kosmos sehr gut aufgehoben.

Interviewreihe 'What the funk?!'

Die Interviewreihe "What the funk?!" von Quotenmeter.de befasst sich alle zwei Wochen mit der öffentlich-rechtlichen Internetplattform funk. Welche Formate sind bei funk abrufbar? Wer steckt dahinter? Und wie arbeitet es sich eigentlich beim neuen Angebot? Die Teams der funk-Formate beantworten je einen Katalog aus standardisierten und individuellen Fragen.
Welche Vorteile bietet Ihnen persönlich die Plattform FUNK und wie unterscheidet sich die Arbeit mit FUNK von Ihrer bisherigen Arbeit?
Das Tolle an funk ist die Struktur. Wir sind Teil eines Content-Networks. Das heißt, man kann alle Freiheiten des eigenen Formats genießen, aber man steht nicht alleine da. Man ist weder in ein straffes Korsett gespannt noch muss man sich auf eigene Faust durchschlagen. Man hat immer einen gewissen Austausch, um kreative Ideen zu entwickeln. Wir hatten schon diverse Protagonisten aus anderen funk-Formaten als Interviewgäste, die sich thematisch gut angeboten haben. Insgesamt ist das eine tolle Ausgangsposition.

Wo sehen Sie das Format inhaltlich in einem Jahr?
Boah, schwierige Frage. In den sechs Monaten, die es uns bis jetzt gibt, haben wir schon jede Menge geändert, angepasst und umstrukturiert. Wir versuchen, unser Format konstant zu optimieren. Wir haben auch visuell einiges geändert, vom Videoformat bis hin zum Design. Gerade haben wir ein Special zur Bundestagswahl veröffentlicht, das völlig von unserem bisherigen Format abweicht. Also: Hauptsache kein Stillstand.

Wir haben gemerkt, dass die Aufteilung in Pro- und Contra-Argumente einer Debatte deutlich zuträglicher ist als „neutrale“ Infovideos. Eine Debatte braucht auch Reibungspotenzial.
Jan Schipmann und Friederike Schiller über Änderungen am Format
Anfangs haben Sie Ihre Themenwochen noch anders strukturiert, setzten auf vier Videoepisoden, die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzten, beispielsweise Sachverhalte erklärten, später Fakten gaben und teilweise prominente Menschen zu Wort kommen ließen. Mittlerweile haben Sie die Struktur Ihres Formats geändert und bieten selbst je eine Pro- und eine Contra-Meinung zu einem Thema an. Schildern Sie uns bitte, wieso Sie die Änderungen beschlossen haben.
Als wir angefangen haben, war «INFORMR» nur eine Idee auf dem Papier, wir haben einfach mal losgelegt und geguckt, was funktioniert. Im Laufe der Monate haben wir viel ausprobiert. Wir haben gemerkt, dass die Aufteilung in Pro- und Contra-Argumente einer Debatte deutlich zuträglicher ist als „neutrale“ Infovideos. Eine Debatte braucht auch Reibungspotenzial. Außerdem sind wir selbst als Hosts vermehrt vor die Kamera getreten, um ein größeres Identifikationspotenzial für die Zielgruppe zu bieten. Die Experten oder Promis sind nur in den vergangenen Wochen verschwunden, weil wir unser großes Projekt für die Bundestagswahl vorbereitet haben. Langfristig werden sie aber wieder ein Teil der Diskussion werden.





Sicher gestaltet sich die Suche nach Pro- bzw. Contra-Meinungen nicht immer einfach, insbesondere bei kontroversen Themen, die Sie ja häufig auch behandeln. Wie schwer fiel Ihnen das bisher, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass Sie Ihre tatsächliche Meinung teilweise hinten anstellen müssen? Wie ist außerdem das Feedback der Leser bei komplizierten Themen wie Leitkultur, Doppelte Staatsbürgerschaft oder G20-Gipfel?
Es stimmt, dass wir unsere Meinung manchmal hinten anstellen müssen, wir stellen uns aber nie mit Argumenten vor die Kamera, die wir nicht zumindest nachvollziehen können. Das Feedback ist tatsächlich von Plattform zu Plattform unterschiedlich. Bei unserem Partner-Sender MDR Sputnik kommen interessanterweise die konservativen Meinungen sehr viel besser an als die liberalen. Beim funk-Publikum ist es genau umgekehrt.

Manchmal ändert sich die Stimmung auch während einer Woche. In der G20-Woche wurde beispielsweise Jan (hatte sich gegen die Anti-G20-Proteste positioniert) vorgeworfen, er würde sich gegen die Meinungsfreiheit aussprechen. Als die Gewalt im Laufe des Wochenendes eskalierte, hat sich das Blatt gewendet und Rike (hatte sich für Proteste ausgesprochen) wurde vorgeworfen, sie würde zu Gewalt aufrufen – was natürlich kompletter Unsinn ist.

Man konkurriert in einem Facebook-Feed mit sehr viel Katzencontent und viel leichtem Entertainment. Daher ist es in gewisser Weise logisch, dass funk auch viel unterhaltenden Content bietet und der auch mehr konsumiert wird.
Jan Schipmann und Friederike Schiller über den schweren Stand von Info-Content
Ihr Format richtet sich an ein „junges, politisch interessiertes Netzpublikum zwischen 19 und 29 Jahren“. funk bietet einige Informations-Formate an, teilweise auch mit politischem Schwerpunkt. Trotzdem zählen Unterhaltungsformate auf funk bislang deutlich mehr Abonnenten und Zuschauer. Wie erklären Sie sich das und was bedeutet das für Ihr Format?

Wir finden in den sozialen Netzwerken statt, vor allem auf Facebook. Junge Leute nutzen diese Plattformen zwar auch, um sich zu informieren, aber vorrangig geht es dort um Ablenkung, Entspannung und Unterhaltung. Man konkurriert in einem Facebook-Feed also mit sehr viel Katzencontent und viel leichtem Entertainment. Daher ist es in gewisser Weise logisch, dass funk auch viel unterhaltenden Content bietet und der auch mehr konsumiert wird.

Wir sehen das aber als Chance: Als Format mit Fakten und kontroversen Themen können wir ganz gut eine Nische besetzen. Langfristig wäre es natürlich toll, wenn wir ein größeres Publikum für unsere Themen und Videos gewinnen können. Aber wie gesagt: Wir sind ständig darauf bedacht, neue Ideen umzusetzen und uns so zu optimieren. Das ist ein spannender Prozess!

Vielen Dank, «INFORMR»!

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