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Reality-Import «Hunted»: Trotz Rekordjagd vor unsicherer Zukunft

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Die Adaption eines britischen Reality-Formats schickt Normalos auf die Flucht vor Profiermittlern – und feierte das spektakulärste Debüt der Saison. Trotzdem könnte eine Absetzung folgen.

Facts zu «Hunted»

  • Genre: Reality-Competition
  • Ursprungsland: Vereinigtes Königreich
  • Originalformat: «Hunted» (Channel 4)
  • Episodenzahl: 7 (1 Staffel)
  • Produktionsfirma: Endemol Shine North Amerika
  • US-Sender: CBS
  • Premiere: 22. Januar 2017
Nach wie vor wird die US-amerikanische Unterhaltungsindustrie im internationalen Vergleich als Maß aller Dinge gesehen. Neben dem Talent neue Formate zu erdenken, basiert der Erfolg der USA in diesem Wirtschaftszweig jedoch noch auf einer anderen Gabe, nämlich erfolgsversprechende Formate aus dem Ausland sehenswert zu adaptieren. Obwohl das Vereinigte Königreich nicht einmal ansatzweise über die flächenmäßige Größe der Vereinigten Staaten verfügt, erweist sich die Insel auch heute noch ein ums andere Mal als Urheber herausragender TV-Ideen, auf die sich das US-Fernsehen immer wieder gerne bezieht. Im Bereich der Castingshow machten die Briten mit «Pop Idol» den Anfang, «Wer wird Millionär?», auch in den USA ein Hit, stammt ebenfalls aus dem Vereinigten Königreich und in Sachen Serien stand unter anderem Ricky Gervais‘ «The Office» für das gleichnamige US-Format mit Steve Carell Vorbild.

Die genannten Beispiele reihen sich in eine mittlerweile sehr lange Liste von US-Adaptionen ein, die auf britischen Programmen basieren, im Reality-Genre brachte das US-Fernsehen aber bislang vorrangig eigene Hit-Formate hervor – bis Anfang 2017. Dort startete auf CBS nämlich die gleichnamige Adaption des UK-Formats «Hunted», das im September 2015 seine Premiere auf dem britischen Channel 4 feierte. Schon auf dem Papier verfügt das Format über eine spektakuläre Prämisse: Neun Zweier-Teams stehen im Wettbewerb untereinander und mit professionellen Ermittlern. Jedes Duo übernimmt dabei die Rolle flüchtiger Verbrecher, die versuchen müssen, den Ermittlern mithilfe ihrer Intelligenz 28 Tage lang zu entkommen. Der Wettbewerb, der in einem 100.000 Quadratmeilen großen Gebiet im Südosten der USA abgehalten wird, garantiert den Siegern des Formats den Hauptpreis von 250.000 US-Dollar.

«Hunted» auf Quotenjagd: Rekordwerte zum Start


Mittlerweile adaptierten bereits Sender in Spanien, Dänemark, Russland und den Niederlanden das Format, einen besonders spektakulären Einstand feierte «Hunted» jedoch gleich zu seinem Debüt in den USA. 11,85 Millionen Personen ab zwei Jahren verfolgten am 22. Januar die Premiere des zunächst sechsteiligen Reality-Formats auf CBS. 4,1 Prozent aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen verfolgten damit die Fernseh-Competition, womit die Sendung zu einem Marktanteil von 15 Prozent in der Zielgruppe gelangte. Damit nicht genug: Durch das herausragende Quotenergebnis avancierte «Hunted» zum besten Seriendebüt der aktuellen TV-Saison 2016/2017 und stellte gleichzeitig die meistgesehene Serienpremiere einer nicht-fiktionalen US-Serie seit fünf Jahren.

Doch die großartige Premiere ließ sich nicht allein auf das aufsehenerregende Konzept der Endemol Shine-Produktion zurückführen. Davor sendete CBS mit dem AFC Championship Game Live-Football, dessen Sieger jährlich als eins von zwei Teams in den Super Bowl einzieht. Der überaus beliebte Live-Sport kam zwischenzeitlich auf 47,95 Millionen Zuschauer und lieferte somit das perfekte Lead-In für «Hunted», nach dem sicherlich nicht wenige Sportfans beim US-Network verweilten. Erst in Woche zwei sollte sich also zeigen, wie gut «Hunted» tatsächlich beim US-Publikum ankommt und ob die Reality-Sendung die vielen Zuschauer der Vorwoche nachhaltig von sich überzeugen konnte.

Zumindest CBS schien große Hoffnungen in den Wettbewerb zwischen Normalos und Profi-Ermittlern zu setzen. Als Follow-Up zum Football sollten viele Zuschauer auf den Neustart aufmerksam gemacht werden, der danach in den Mittwochabend von CBS rückte. Dort startete «Hunted» von nun an um 20 Uhr, wo es sich zunächst keiner überragenden Konkurrenz ausgesetzt sah. Dennoch verlor die Realityserie deutlich an Boden. Nicht einmal die Hälfte der Zuschauer vom Sonntag hielten «Hunted» am Mittwoch, dem 25. Januar 2017, die Treue. Durchschnittlich 5,48 Millionen Zuschauer und fünf Prozent des umworbenen Publikums verfolgten die simulierte Verbrecherjagd. Sowohl insgesamt als auch bei den Werberelevanten musste sich CBS damit in der ersten von diesmal zwei Sendestunden hinter «Lethal Weapon» auf FOX einreihen. Auch Reruns, die ABC oder NBC ab 21 Uhr zeigten, verhalfen «Hunted» nicht zu einem besseren Ergebnis.


Am US-Mittwoch kehrt Tristesse ein


In der Folgewoche rangierte das von dort an einstündig laufende «Hunted» im 20 Uhr-Slot jedoch auf Rang eins der Network-Programme in dieser Stunde. Mit 5,39 Millionen Zuschauern und fünf Prozent der Jüngeren sorgte man zwar nicht für atemberaubende Werte, zumindest konservierte die Adaption aber weitestgehend die Leistung der Vorwoche. Auch in den Wochen danach bewies die CBS-Serie mit 5,37 Millionen Interessenten und erneut fünf Prozent Konstanz, gleichwohl sowohl FOX als auch ABC ab 20 Uhr besser abschnitten. Die Quotenhierarchie am Mittwochabend bestätigte sich danach im Rahmen der fünften Episode am 15. Februar, als 5,26 Millionen Personen und diesmal noch vier Prozent der 18- bis 49-Jährigen CBS erneut auf Rang drei führten, ehe «Criminal Minds» ab 21 Uhr wie in den Wochen zuvor deutlich an Zuspruch gewann.

Vorbei war es mit der Quotenkonstanz am 22. Februar, als «Hunted» auf 5,07 Millionen ab zwei Jahren abrutschte. Die siebte und vorerst letzte Folge von «Hunted» verlor erneut Zuschauer. Das Finale am 1. März 2017 verfolgten 4,79 Millionen Zuschauer und fünf Prozent der Werberelevanten. Insbesondere NBCs starkes «Chicago Fire» machte CBS an besagtem Mittwochabend Zuschauer abspenstig.

Trotz Traumstart nach zuschauerstarkem Football am CBS-Sonntag, steht «Hunted» in den USA vor einer unsicheren Zukunft. Der Sendeplatzwechsel auf den Mittwoch brachte stark gesunkene Marktanteile, sodass sich CBS, eigentlich das zuschauerstärkste aller Networks, in den meisten Fällen nur mit Rang drei im 20 Uhr Slot-zufriedengeben musste. Durchschnittlich verfolgten 6,17 Millionen Menschen das Reality-Format. Mit derartigen Zahlen fiele es CBS sicher nicht schwer, «Hunted» schon nach einer Staffel abzusetzen. Da die Serie wohl günstig zu produzieren ist und CBS «Hunted» auch in der kommenden Saison brauchen könnte, um Programmlücken zu füllen, gibt es für US-Fans des Formats aber eventuell ein Wiedersehen im kommenden Jahr.

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