Die Kritiker

«Friesland - Irrfeuer»

von

Wenn Krimi-Reihen ihren Spielort im Titel tragen, verheißt das selten etwas Gutes. Nicht so bei der neuen Folge von «Friesland» im ZDF.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Florian Lukas als Jens Jensen
Sophie Dal als Süher Özlügül
Theresa Underberg als Insa Scherzinger
Holger Stockhaus als Wolfgang Habedank
Felix Vörtler als Kommissar Jan Brockhorst
Yunus Cumartpay als Yunus
Katharina Wackernagel als Klara Wachstieg

Hinter der Kamera:
Produktion: Warner Bros. IPTV
Drehbuch: Timo Berndt
Regie: Markus Sehr
Kamera: Ralf M. Mendle
Produzenten: Sabine de Mardt und Anton Moho
Man möchte es vermeiden, die «Friesland»-Reihe des ZDF einen Schmunzelkrimi zu nennen. Diese Genre-Zuordnung ist ein Pejorativ, zumindest gemessen daran, was der ARD-Vorabend unter dieser Bezeichnung schon für abgrundtief dämliche Formate gezeigt hat: Serien über grenzdebile Ermittler, die nicht auf drei zählen können, aber Mordfälle lösen sollen, und deren primäre Charaktereigenschaft oft ihre Verwurzelung in einem ländlichen und betont rückständigen Milieu war.

Nun ist auch Friesland eine ländliche Gegend und der Spielort Leer keine kosmopolitische Metropole. Doch diese Reihe unterliegt nicht dem Missverständnis, Humor und eine heitere Erzählweise durch intellektuell besonders einfach strukturierte Figuren erreichen zu wollen: Jens Jensen (Florian Lukas) und Sühür Özlügül (Sophie Dal) sind auch Mordfällen gewachsen und professionell genug, sie durchzuermitteln, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Sie kommen auch mit Tätern klar, die sich nicht mit den simpelsten Taschenspielertricks übertölpeln lassen.

Sicher: Auch «Friesland» ist gewissen Grenzen unterworfen. Dass die Stadtapothekerin die im Team fehlende Pathologin ersetzt und an Leichen herumschnippelt, dass der örtliche Bestatter ein ganzes Biotop aus Marihuanapflanzen anbaut, und dass der dienstoberste Kommissar sich regelmäßig echauffiert, ständig in diese gottverlassene Pampa fahren zu müssen, ist selbstverständlich überdreht. Doch das sind eher bedacht dosierte, liebenswerte exzentrische Eigenschaften, und nicht der anderswo stattfindende Marsch in den Klamauk.

Der Mordfall in der neuen Folge ist ein weniger spektakulärer: Bei einem traditionellen Volksfest am Strand entdecken Besucher in den Flammen eines großen Feuers eine Leiche. Jensen und Özlügül kommandieren zügig die Feuerwehr zum Ablöschen herbei und beginnen mit den Ermittlungen, am nächsten Tag macht sich die Apothekerin an den sterblichen Überresten zu schaffen, bevor der grantelnde Kommissar eintrudelt.

Die Tote wird rasch als Sabine Feig identifiziert, eine Ornithologin, die im nahegelegenen Brachland Vögel zählt, um es als Naturschutzgebiet ausweisen zu lassen und so den Bau eines großangelegten Campingplatzes zu verhindern, der das natürliche Gleichgewicht in der Gegend freilich empfindlich stören würde. Ähnlich engagiert ist auch ihre Kollegin Klara Wachstieg (Katharina Wackernagel), die neuerdings mit Jensen liiert ist.

Mordmotive haben viele: Sabines Bruder, der zusammen mit ihr Miteigentümer des vogelvollen Brachlands ist und seit Kindestagen ein schwieriges Verhältnis zu seiner Schwester hatte. Klara Wachstieg, deren Biographie – sehr zu Jensens Überraschung und Leidwesen – seltsame Brüche aufzuweisen beginnt. Und da bei der Leiche Steine mit okkulten Motiven gefunden wurde, kommt auch ein Täter mit eher mystischen Motiven in Betracht.

Obwohl „Irrfeuer“ sich dramaturgisch gerne auf die Struktur eines Whodunnits stützt und diese Frage ausgiebig bedient, liegt der Reiz des Formats doch nach wie vor eher in seiner einfachen, aber gelungenen Figurenführung und der sinnigen, weitgehend anbiederungsfreien und authentischen Erzählweise, mit liebevoll dargestellten und nur maßvoll überzeichneten Charakteren. «Friesland» ist damit sicher kein innovatives Format, aber ein schönes und angenehmes, mit einem einfachen, aber nicht stillosen inhaltlichen Niveau. Mit seiner charmanten, engagierten Besetzung hinterlässt es einen positiven Eindruck.

Das ZDF zeigt «Friesland – Irrfeuer» am Samstag, den 25. Februar um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/91419
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